Die Theatergruppe "Rolle Vorwärts" beeindruckte mit dem Nachkriegsstück über Trümmerfrauen im Winterlinger K 3. Foto: Bender Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Gruppe "Rolle Vorwärts" bringt das Stück "Es ist ein Weinen in der Welt" auf die Bühne des K 3 / "Harte Kost"

Mit dem beeindruckenden Stück "Es ist ein Weinen in der Welt" hat die Theatergruppe "Rolle Vorwärts" das Publikum im Winterlinger K 3 zum Nachdenken gebracht.

Winterlingen. Dieses Mal gab es wahrlich nichts zu lachen. Abgesehen von etwas Situationskomik hier und da. Kein "Was-kostet-die-Welt"-Abend. Das war "harte Kost". Zumal diese Geschichten das Leben geschrieben hat. Auch wenn Lilo Braun für Text und Regie verantwortlich war und die Zuschauer in der Winterlinger Kleinkunstbühne launig begrüßte.

Da stehen zehn Frauen in Kittelschürze und mit Kopftuch auf der Bühne und blicken zunächst in die Ferne – als ob sie auf etwas warten. Mit dem Gedicht "Weltende" von Else Lasker-Schüler steigen sie ins Geschehen ein. Gertrud erzählt, dass sie im Juni 1945 zu ihrer Schwägerin Anna ins Schwäbische geht. Die Neue aus Hamburg wird zunächst kritisch beäugt, denn "Flüchtlinge sind wie Ratten. Wo eine ist, sind viel mehr." Nein, Buchhalterin Gertrud wurde "nicht gerade freundlich aufgenommen. Das ist hier so üblich. So ist man auf der Schwäbischen Alb. Am Anfang verstand ich auch nichts. Ich dachte, so spricht man in der Schweiz."

Doch sie fühlt sich unter den Frauen schnell wohl und merkt: "Hier bin ich gut aufgehoben. Die stehen alle ihren Mann." Letztlich dreht sich nämlich alles um die Männer, die gefallen, gefangen oder vermisst sind. Um die Sehnsucht nach ihnen, um die Erinnerung, um das Warten und Hoffen, um Angst und Misstrauen – "die schlimmsten Nebenwirkungen des Krieges". Die Trümmerfrauen haben nicht mehr viel, sie teilen alles und geben einander Halt. Wobei es die auf dem Land noch gut haben. Anders als die Städter, die zum Hamstern kommen. Doch auch auf der rauen Alb kennt man Hunger.

Sehnt man sich im ersten Moment nach Bohnenkaffee oder einer exotischen Ananas, werden die Wünsche nach und nach bescheidener: sauberes Wasser, klassische Musik hören, sich hübsch machen, einen Film sehen, tanzen, keine Angst mehr haben, keinen Feind haben, keine Grenzen haben. "Stellt euch vor, alle wären gleich."

Dabei wissen sie nicht einmal mehr, wie sie vor dem Krieg gelebt haben. Sie wollen, dass ihre Kinder leben und nicht nur überleben. "Wir warten und schaffen und in der Zwischenzeit geht das Leben an uns vorbei." Ja, die Männer sind in den Krieg gezogen. Ob aus Pflichtgefühl, Stolz oder weil man sich nicht drücken konnte. "Krieg, den machen immer Männer." Wofür man die Männer braucht? "Um Kinder zu zeugen und Holz zu hacken." Um zu regieren und Krieg zu führen.

Nach dem Krieg ist alles anders. Zehn Schicksale werden nach der eigentlichen Aufführung bis zum Ende erzählt. Die eine kann den Tod des Mannes nicht verwinden, die andere hofft immer noch, dass er irgendwann aus der Gefangenschaft zurückkommt, die nächste versteht sich nicht mehr mit dem Kriegsheimkehrer. Alles hat sich verändert. Die Menschen haben sich verändert und die Welt hat sich verändert. Nichts mehr ist, wie es vorher war. Das ist die Realität. Das ist die bittere Wahrheit des Krieges, welche die Truppe so eindrücklich wiedergibt. Ein Stück, das fesselt und stumm macht. Eine Aufführung, die so realistisch ist, dass man schwer schlucken muss. Zehn Frauen, die auf der Bühne beeindrucken.