Foto: Piechowski

Der Winter malt Stuttgart und die Region mit kräftigem Pinselstrich weiß. Obwohl Räumfahrzeuge das Weiß auf Straßen wegschaufelten, ließen sich Unfälle nicht vermeiden.

Stuttgart - Der Winter malt Stuttgart und die Region mit kräftigem Pinselstrich weiß. Obwohl Räumfahrzeuge das Weiß auf Straßen wegschaufelten, ließen sich Unfälle nicht vermeiden. Chaos blieb aber aus. Am Flughafen hatte die Hälfte aller Flüge Verspätungen, vier Verbindungen fielen ganz aus.

Das Streusalz der Abfallwirtschaft Stuttgart geht derzeit raus wie warme Semmeln. Allerdings wurde seit gestern Mittag in den Anwohnerstraßen nicht mehr geräumt. "Damit die Verbindungsstraßen nicht zuschneien, mussten wir den Einsatz in den Wohngebieten gegen 14.30 Uhr abbrechen", sagt Elke Prokopp von der AWS. Die Schicht der Fahrer wurde von acht auf zehn Stunden verlängert.

Vor allem Blechschäden

Die Polizei verzeichnete von Freitag um 4.20 Uhr bis zum Abend 44 Unfälle im Stuttgarter Stadtgebiet mit rund 100.000 Euro Schaden. „Es handelte sich vor allem um Blechschäden“, so ein Polizeisprecher. Sechs Personen wurden leicht verletzt. Die Situation im Umland war ähnlich wie in der Landeshauptstadt. Die Polizei meldete mehr als hundert Unfälle mit einem Sachschaden ebenfalls im sechsstelligen Bereich. Dabei verletzten sich vier Personen leicht. In ganz Baden-Württemberg waren es am frühen Abend laut Innenministerium etwa 210 Unfälle mit einem Schaden von rund 835.000 Euro. Die Behinderungen nahmen im Laufe des Abends zu, wobei das Verkehrsaufkommen insgesamt gering war. An der Steigung der A 8 Karlsruhe–Stuttgart zwischen Leonberg und der Raststätte Sindelfinger Wald stauten sich Lastwagen auf zwei Spuren.

Verspätungen bei Flügen

Am Stuttgarter Flughafen fielen laut Sprecherin Beate Schleicher wegen der Witterung vier Flüge aus. Zielorte waren München, Zürich und London. Drei Maschinen, die hier landen wollten, drehten ab und flogen nach München (2) und Frankfurt. Außerdem kam es im Lauf des Tags zunehmend zu Verspätungen bei Starts und Landungen von bis zu einer halben Stunde. Schleicher: „Die Piloten ließen ihre Flugzeuge enteisen.“ Bei der etwa zehn- bis dreißigminütigen Prozedur werden heißes Wasser und Glykol auf die Maschinen gesprüht, damit sich kein Eis und Reif bilden kann. Außerdem musste die Start-und-Lande-Bahn immer wieder für die Räumfahrzeuge gesperrt werden. Die sind rund 15 Minuten im Einsatz. „Allerdings klappt das beim ersten Mal nicht immer, so dass die Prozedur mitunter wiederholt werden muss“, sagte Schleicher. Immerhin die Hälfte aller Flüge hatte Verspätungen.„Geringfügige“ Verspätungen verzeichneten laut Sprecherin Birte Schaper auch die Busse der Stuttgarter Straßenbahnen. „Gefahren sind alle Fahrzeuge. Selbst bei Steillagen auf den Fildern gab es keine Ausfälle.“Die Oldtimerlinien 21 und 23 fahren am Sonntag aufgrund des Winterwetters nicht.

Stubenarrest im Zoo

Nicht nur die Oldies der SSB müssen drinnen bleiben. In der Wilhelma haben wegen der Kälte auch Tiere Stubenarrest. "Die Kudus, eine afrikanische Antilopenart, lassen wir nicht raus. Denn die geben über ihre riesigen Ohren zu viel Wärme ab", sagt Ulrike Rademacher von der Wilhelma. Weil ihre Hufe glatt wie Lederschuhsohlen sind, müssen auch die Giraffen drinnen bleiben. Denn sie könnten ausrutschen und sich die langen Beine brechen. Winterfeste Pranken haben dagegen die Eisbären, die begeistert im Schnee rumtollen. Das Wasser ist den Frostexperten allerdings derzeit auch zu kalt. Damit die Tiger nicht über den gefrorenen Wassergraben türmen oder durchs Eis brechen, heißt es auch für sie: drinnen bleiben, bis es wieder wärmer wird.

Füttern oder nicht? Über die Frage streiten die Vogelexperten. Michael Schmolz vom Nabu Stuttgart sieht die Diskussion nicht verbissen. "Beim Füttern kann man die Vögel gut beobachten. Das ist vor allem für Kinder schön. " Er warnt aber davor, Essensreste zu füttern, und empfiehlt den Kauf von handelsüblichem Futter.

Warm anziehen beim Rodeln

Während viele Zootiere drinnen bleiben müssen, sollten die Menschen jetzt raus , rät Ulrich Leyerer, Unfallchirurg am Krankenhaus Bad Cannstatt. In der Notaufnahme am Klinikum Stuttgart wurden am Freitag keine witterungsbedingten Unfälle registriert. Damit es so bleibt und es bei Sport und Spiel im Schnee nicht zu schmerzhaften Muskelfaserrissen oder Knochenbrüchen kommt, rät Leyerer wegen der Rutschgefahr zum Nordic Walking statt zum Joggen. Denn da habe man zwei Stöcke für ein sicheres Auftreten. Außerdem sollte man sich warm anziehen, damit der Körper nicht auskühlt, und sich vor den Aktivitäten aufwärmen. "Also den Schlitten vor dem Rodeln erst mal den Berg hochziehen."

Rodeln in Stuttgart lässt sich zum Beispiel beim Bismarckturm im Norden, auf der Bernhardshöhe in Vaihingen und beim Schloss Solitude.