Wälzten dicke Akten: Landrat Günther-Martin Pauli (links), Katja Miller und Fabian Maisch bei der Übergabe des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsantrags im Landratsamt Zollernalbkreis. Foto: Landratsamt

EnBW-Projektleiter Fabian Maisch überreicht den immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsantrag für die zehn Burladinger Windkraftanlagen an Landrat Günther-Martin Pauli.

Für die Burladinger selbst und ihren Gemeinderat scheint die Planung der zehn Windräder auf ihrer Gemarkung eine gefühlt unendliche Geschichte zu sein, die sie zusammen mit zwei Bürgermeistern seit rund zehn Jahren und nach der Ausschreibung und Vergabe an die EnBW zusammen mit dem Unternehmen planen.

Jetzt wurde in dieser unendlichen Geschichte ein weiteres, entscheidendes Kapitel aufgeschlagen, und in dem Buch scheinen nicht mehr viel Seiten zu verbleiben. Denn den für die zehn Anlagen notwendigen immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsantrag hat der Projektleiter des Energieriesen Fabian Maisch nun an Landrat Günther-Martin Pauli und Katja Miller, Leiterin der Immissionsschutzbehörde im Landratsamt Zollernalbkreis, überreicht.

Anlieger, Segelflieger und AfD dagegen

Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG plant auf der Gemarkung Burladingen die Errichtung von zehn Windkraftanlagen vom Typ Vestas V162 mit einer Leistung von 5,6 Megawatt und 166 Meter Nabenhöhe. Während der Burladinger Gemeinderat von Anbeginn darauf bestand, die Anlagen auf städtischem Grund zu installieren, um mit den Einnahmen die Löcher im Wasserhaushalt der ehemaligen Textilhochburg zu stopfen, versuchten in Hermannsdorf in der Küche einige Anlieger gar mit eigenem Gutachten, das ihnen den Status als Weiler bestätigte zu erreichen, dass die Pläne gekippt werden. Ohne Erfolg.

Auch die Aktiven auf dem Segelflugplatz auf dem Degerfeld zwischen Albstadt, Bitz und Burladingen gelegen waren nicht begeistert von der Aussicht, dass Rotorblätter auf 166 Metern Höhe sich in der Nähe der Anflugschneise drehen werden und machten ihre Bedenken geltend. Im Burladinger Gemeinderat zeigte sich die AfD-Fraktion mit Landtagsabgeordnetem Joachim Steyer an der Spitze in jüngster Zeit ebenfalls nicht sehr konform mit den Anlagen. Allerdings müssen auch sie die Kröte wohl schlucken, da es ja der AfD-Bürgermeister Harry Ebert war, der die Pläne einst initiierte.

Dies ist eine Visualisierung des Teilgebiets Küche beim Weiler Hermannsdorf, wo fünf Windenergieanlagen geplant sind. Foto: EnBW

„Der geplante Windpark in Burladingen“, sei, so heißt es in einer Pressemitteilung des Zollernalbkreises, ein wichtiger Beitrag für den Ausbau der erneuerbaren Energien im Zollernalbkreis. Die EnBW und das Landratsamt als zuständige Genehmigungsbehörde hätten bereits im Vorfeld der Antragseinreichung intensive Abstimmungsgespräche geführt, so dass alle Beteiligten ein rasches Genehmigungsverfahren erwarten würden. Der Startschuss ist hierfür mit der Übergabe der Antragsunterlagen gefallen.

In Telle, bei Ringingen und auf der Küche

Das Burladinger Planungsgebiet teilt sich in drei Teilgebiete, die sich nordöstlich und südlich der Stadt Burladingen befinden. Das Teilgebiet Telle befindet sich zwischen den Ortschaften Stetten und Melchingen und bietet Raum für zwei Windenergieanlagen. Das Teilgebiet Ringelstein liegt nördlich der Stadt Burladingen und westlich der Ortschaft Ringingen und bietet Raum für drei Windenergieanlagen. Das Teilgebiet Küche befindet sich südlich von Burladingen und östlich des Weilers Küche und bietet Raum für fünf Windenergieanlagen.

Nach Erhalt der Genehmigung, voraussichtlich Ende 2023, und dem darauffolgenden Ausschreibungsverfahren nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sollen sich die Rotoren im Jahr 2026 drehen und grünen Strom für rechnerisch 35 000 Haushalte erzeugen.

Die Genehmigung soll wesentlich rascher vorangehen als bisher. Das Vorhaben in Burladingen soll dann als Vorbild für einen zügigen Windenergieausbau in Baden-Württemberg dienen. Hinzu kommen in Burladingen-Melchingen die drei deutlich kleineren Anlagen im ersten Windpark des Landes, den die Firma Sowitec betreibt. Die will ihre Windmühlen auch noch eine Weile laufen lassen. Bis 2030 sollen laut Landesregierung 1000 neue Windenergieanlagen in Betrieb gehen.