In Gültlinger Betreuungseinrichtungen steckt eine große Dynamik. Wie man diese Herausforderungen bewältigt, diskutierten Einrichtungsleiterin Iris Braun (von links), die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken, die Wildberger Koordinatorin für Bildung und Betreuung, Tabea Cramme, und Bürgermeister Ulrich Bünger. Foto: Breitmaier Foto: Schwarzwälder Bote

Betreuung: Bundestagsabgeordnete diskutiert in Gültlingen über pädagogische Konzepte

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken zeigte sich beim Sommertour-Besuch im Gültlinger Kindergarten vor allem beeindruckt von den Weiter- und Fortbildungsangeboten.

Wildberg-Gültlingen. Die Kindertagesstätte im Wildberger Ortsteil Gültlingen liegt inmitten einer Oase der Kinder- und Jugendbildung, zu der auch die Grundschule und das Jugendforschungszentrum gehören. Das stellte die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken bei ihrem Besuch der Einrichtung im Rahmen ihrer Sommertour durch den Wahlkreis fest. Begrüßt wurde sie von Bürgermeister Ulrich Bünger, der in Begleitung seiner Koordinatorin für Bildung und Betreuung, Tabea Cramme, gekommen war und den ein paar spielende Kinder auf dem Pausenhof mit einem herzhaften "Hallo, Herr Bürgermeister" begrüßten.

Wildberg und Gültlingen wachsen, und vor allem Familien mit Kindern haben die neuen Baugebiete in der Nachbarschaft zum Landkreis Böblingen gerne angenommen. Damit wachsen die Kinderzahlen und auch die Anforderungen an die Flexibilität der Betreuungszeiten. Weil man die Eltern nicht zu lange warten lassen könne, werde ein überschaubarer Zeitraum mit sogenannten Raummodulen überbrückt, erklärte Cramme der SPD-Bundestagsabgeordneten. Langfristiges Ziel sei es, in Gültlingen ein Bildungs- und Betreuungszentrum aufzubauen.

Iris Braun, Leiterin dies Gültlinger Kindergartens, ist froh über die Bereitschaft von Verwaltung und Gemeinderat, auf den vorgeschriebenen Personalschlüssel zehn Prozent aufzuschlagen. Dennoch sei die Belastung bei den Mitarbeitern hoch. Insbesondere Leiterinnen arbeiteten am Rande ihrer Möglichkeiten, weil sie meist noch als Erzieherin mitarbeiten müssen. "Vier- oder mehrgruppige Kindergärten kann man nicht ohne Freistellung leiten", machte Braun deutlich. Es sei deshalb zu begrüßen, dass das Geld aus dem "Gute-Kita-Gesetz" – für Baden-Württemberg immerhin etwa 650 Millionen Euro – zumindest dem Hörensagen nach zum Teil in die Leitungsfreistellung gesteckt werde.

Beeindruckt zeigte sich Esken von den sogenannten "Wildberger Tagen": Zwei Tage im Jahr werden dort die Einrichtungen geschlossen, damit die Mitarbeiterinnen sich gemeinsam fortbilden können und Zeit für konzeptionelle Weiterentwicklungen haben. "Das ist genau der richtige Weg, um die dringend benötigten Fachkräfte langfristig an eine Einrichtung zu binden", stellte die Bundestagsabgeordnete fest. Auch die praxisintegrierte Ausbildung (PIA), von Sozialministerin Altpeter in der grün-roten Regierungszeit eingeführt, sei dafür wichtig. Das konnte Iris Braun nur bestätigen. Auch die Stadt Wildberg bildet selbst aus, da "der Markt so gut wie leergefegt ist", so die Einrichtungsleiterin.

In diesem Zusammenhang völlig unverständlich ist es der Abgeordneten, dass die grün-schwarze Landesregierung sich weigere, das Studienplatzangebot für frühkindliche Pädagogik auszubauen. "Es gibt auf die etwas über 600 Studienplätze mehr als 2500 Bewerber und Bewerberinnen, und diese Fachleute würden dringend gebraucht!", machte Esken deutlich.

Auch die Forderung der Sozialdemokraten im Land nach einem Volksbegehren für die "Gebührenfreie Kita" war Thema in der Gesprächsrunde. Bürgermeister Bünger betonte, dass dieses Konzept nicht zu Lasten der Kommunen umgesetzt werden dürfe. Man müsse auch bedenken, dass die Gebührenfreiheit eine höhere Nachfrage nach sich ziehe, so Bünger. Esken entgegnete, die SPD wolle ihr Konzept einer gebührenfreien Bildung von Anfang an aus dem Landeshaushalt finanzieren, eine weitere Belastung der Kommunen sei dabei nicht vorgesehen.