Die Musik sprühte Funken und lachte, Zuhörer lächelten zurück. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommermusik: Dozenten-Konzert in der Wildberger Stadtkirche mit frenetischen Ovationen gefeiert

Wildberg. Ovationen ohne Ende, Bravorufe und begeistertes Kreischen des musikalischen Nachwuchses begleiteten das Konzert der Sommermusik-Dozenten in der Wildberger Stadtkirche. Publikumsjubel galt der Musikkunst, mit der die Solisten ein fesselndes Klangnetz auf die Zuhörer warfen und ihnen den Atem raubten.

Auf den Weltbühnen zu Hause, die Bewunderung für Interpretationsideen und makellose Virtuosität längst gewohnt, ließen die mit Preisen überhäuften Künstler eine besondere, fast intime Verbindungsnähe zum Publikum in der wohlwollenden Kirchenakustik aufbauen.

Alexandra Korobkina (Violine) und Evgueny Sinayskiy (Klavier) entwickelten im ersten Satz der Violinsonate d-moll von Robert Schumann eine bis zum Zerreißen kontrastreiche Gefühlsspanne in so engem Zusammenspiel, dass es schien, ein Zauberfaden würde die Musiker durch die facettenreiche und homogene Vielfalt der Agogik und Dynamik führen.

Mit einer frappierenden Souveränität interpretierte Klaus Sticken die Eroica-Variationen von Ludwig van Beethoven. Wie in einem Empire-Salon, von Konzertgästen umgeben und doch geistig abwesend, verlieh der Pianist der 1802 komponierten Musik deutliche Improvisationszüge wie eine frei fließende Phrasierung, schwebende Pausen und raffinierten Anschlag. Jede der fünfzehn Variationen erschien in einem anderen Licht, die Fuge bekam Plastizität eines Steinreliefs und die Schlussvariation besetzte Sticken hie und da mit einer delikaten, fast chopinschen Klang-Spitze.

An Eleganz, Klangschönheit und Humor überboten sich geradezu die Geigerin Maria Elisabeth Lott und der Kontrabassist Josef Semeleder in "Gran Duo Concertante" von dem berühmten Kontrabass-Virtuosen, Komponisten und Dirigenten Giovanni Bottesini. Ihm vertraute Giuseppe Verdi 1871 die Leitung der Uraufführung seiner Oper "Aida" an.

Einfach grandios, wie die beiden Solisten in diskreter Klavierbegleitung von Chifuyu Yada und auch in mehreren solistisch-virtuosen Kadenzen das italienische Belcanto mit technischen Herausforderungen à la Paganini vereinigten. Die Musik sprühte Funken und lachte, Zuhörer lächelten zurück, zarte Kantilenen blühten auf mit einer Natürlichkeit, die ihresgleichen sucht. Nach der einem Teufelswerk gleichen Coda explodierte der Beifall in voller Stärke und das Künstlerpaar wurde wie ihre Vorgänger und Nachfolger zurück auf die Bühne gerufen.

In einem überschäumenden Meer an Farben- und Ausdruckspracht erklang dann die Violinsonate Nr. 4 von Francis Poulenc. Das kapriziös unberechenbare Wesen des Werkes fingen die beiden Meister Aylen Pritchin und Evgueny Sinayskiy auf eine subtile, anmutende und zugleich konturklare und expressive Weise auf. Während der Bogen des begnadeten Violinisten die Geigensaiten überflog oder mit Hingabe einen irreal edlen und mit Wärme gefüllten Ton fließen ließ, liebkosten die Finger des Pianisten die Klaviertastatur in einer wunderbaren Partner-Balance, die in hoch emotionaler Interpretation voller Poesie und versteckten Virtuosität gipfelte.

Voller Poesie und versteckter Virtuosität

Im nachfolgenden ersten Satz des Klavierquintetts f-moll von Johannes Brahms spielte Pritschin diesmal den Viola-Part, die Violinstimmen übernahmen Maria Elisabeth Lott (als Primaria) und Alexandra Korobkina, Cristoforo Pestalozzi saß am Cello und Elena Nemtsova am Klavier. Eine erstaunliche Klangfülle- und dichte, Erhabenheit, Passion und mit Lyrik gepaarte Ausdrucksdramatik zeichnete ihren nuancenreichen Interpretationsstil aus. Dem frenetischen Applaus konnte man entnehmen, wie gerne die Zuhörer das gesamte Brahmssche Werk in dieser Starbesetzung gehört hätte.