Wolfgang Schorlau las im Wildberger Fruchtkasten-Keller aus seinem achten Georg-Dengler-Roman. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Stuttgarter Krimi-Autor hält im Wildberger Fruchtkastenkeller Zwiesprache mit seinem Protagonisten

Von Sabine Stadler

Der Stuttgarter Krimiautor Wolfgang Schorlau las im Wildberger Fruchtkastenkeller vor rund 100 Zuhörern aus seinem aktuellen Roman "Die schützende Hand".

Wildberg. Wolfgang Schorlau hielt in einer Krimilesung im Fruchtkastenkeller Zwiesprache mit seiner Romanfigur Georg Dengler. Der von ihm erfundene Privatdetektiv ist seit 2003 Protagonist seiner Romane, in denen er recherchierte Fakten zu aktuellen Themen und fiktionale Elemente miteinander verbindet.

Maximilian Ormos, Verantwortlicher der Stadt Wildberg für kulturelle Veranstaltungen, war äußerst erfreut, den Bestseller-Autor Wolfgang Schorlau im Fruchtkasten-Keller in Wildberg zu einer Lesung aus dessen achtem Roman "Die schützende Hand" begrüßen zu dürfen.

Etwa 100 Krimifans hatten sich in dem kühlen Kellergewölbe des ehemaligen Klosters Reuthin eingefunden, um den charmanten Plaudereien des erfolgreichen und preisgekrönten Schriftstellers zu lauschen. Und sie wurden nicht enttäuscht. Der heute in Stuttgart lebende Schorlau nahm sie mit in einen Kriminalfall vor dem Hintergrund der Ermittlungen zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU).

Privatdetektiv Dengler soll im Auftrag eines mysteriösen Unbekannten klären, wer Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen hat. Wei es einen hohen Vorschuss gibt, nimmt der ehemalige BKA-Ermittler den Auftrag an und recherchiert rund um den als Selbstmord dargestellten Tod der beiden NSU-Mitglieder, die am 4. November 2011 nach einem Banküberfall in einem Wohnmobil in Eisenach starben. Denglers Auftraggeber will wissen, ob es Selbstmord war, wie offiziell dargestellt, oder vielleicht doch Mord.

Wolfgang Schorlau plaudert in äußerst unterhaltsamer Weise über und mit seiner Romanfigur Dengler – sehr zur Freude der teilweise von außerhalb angereisten Zuhörer. Die meisten Gäste des Krimiabends kennen auch die anderen sieben Romane, in denen der Privatdetektiv zu aktuellen und politischen Themen ermittelt hat. Und bei der Nachfrage von Schorlau nach Denglers Freundin kommt die Antwort vielstimmig: "Olga".

Tatsächliche Ereignisse vermischen sich mit den fiktiven Ermittlungen des Buches. Ungewöhnlich für einen Kriminalroman sind eingebaute Originalquellen, Zeitungsartikel und Ermittlungsakten sowie Fußnoten.

So gesehen verkauft Schorlau seine Romane nicht nur als gute Geschichten, sondern auch als politisch brisante Themen aktueller Tagespolitik. Viele Gäste hatten zur Autorenlesung ihre bereits gelesenen Bücher von Wolfgang Schorlau mitgebracht, die er während einer Pause am Büchertisch signierte.

Nach der Pause setzte sich die Zwiesprache von Schorlau und Dengler fort, neben einzelnen Abschnitten, die er aus seinem Polit-Thriller vorlas. Das 2015 erschienene Paperback stand Ende vergangenen Jahres ganz vorne auf der Belletristik-Bestseller-Liste und wird Ende des Jahres verfilmt. Das ZDF hat fürs kommende Frühjahr die Ausstrahlung geplant.

Die Krimifans waren begeistert und quittierten mit sehr viel Applaus die unterhaltsamen Plaudereien von Autor Wolfgang Schorlau, der erst mit 50 Jahren seinen Job schmiss, um sich ganz der Schreiberei von Romanen zu widmen.

Wer noch nicht im Besitz der 384 Seiten über das exzellent recherchierte NSU-Thema war, der hatte nach der Veranstaltung nochmals Gelegenheit, am Büchertisch dieses oder auch andere Krimis von Schorlau zu kaufen.