Der "Kampfbund Vapnur" zeigte an seinem Stand, wie man anno dazumal mit reinen Naturfarben echte Schafswolle färbte. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Schäferaktionstag: Veranstaltung ist wieder Publikumsmagnet / Vom Leben in, mit und von der reinen Natur

Schafe haben irgendwie immer Konjunktur, kommen nie wirklich aus der Mode. In Wildberg gilt das allemal – alle zwei Jahre beim Schäferlauf; und jedes Jahr beim Schäferaktionstag. Die 13. Auflage gab’s davon dieses Jahr zu feiern.

Wildberg. Die Bedingungen waren aber auch wieder wirklich ideal: nicht zu warm, trocken, manchmal richtig sonnig – wichtig für den Durst, der ebenfalls für solche Veranstaltungen "dringend gebraucht wird". Aber mit einer stetig frischen Brise, die den Aufenthalt im weiten Rund der Klosteranlage Maria Reuthin durchgehend richtig angenehm werden ließ.

Die Landfrauen haben den besten Platz

Wobei die fleißigen Helferinnen von den Landfrauen irgendwie den besten Platz mit ihren unzähligen Kuchen und Torten bei diesem Sommerwetter erwischt hatten: der Klosterkeller war angenehm kühl und schattig, der Kaffee lecker heiß – und die gebackenen Köstlichkeiten – neben dem ebenfalls heftigst zu empfehlenden Bauerneis die einzigen an diesem Tag, in denen kein "Lamm" enthalten war – einfach nur himmlisch: Erdbeer- und Rhabarber-Kuchen waren die absoluten Renner.

Draußen ging’s wie üblich deutlich deftiger zu – nicht nur essenstechnisch. Auch bei den Vorführungen der Schafschur, die wieder Stadtschäfer Karl-Martin Bauer übernahm. Der kleinen Sarah (11 Jahre) taten die süßen Merino-Schäfchen ziemlich leid, wie sie da im Klammergriff des Schäfers saßen und ihr Fell einbüßen mussten. Was ziemlich ratz-fatz ging. Der deutsche Meister in der Schafschur (kein Mitglied der Familie Bauer) schaffe so 250 Schafe am Tag, erzählt Moderator – und ebenfalls Stadtschäfer – Karl Bauer dem reichlich umstehenden interessierten Publikum, während Sohnemann Karl-Martin seine Kunst zeigt. Käme es hier auf Geschwindigkeit und Menge an, würde der junge Schäfer-Bauer es so auf 150 geschorene Schafe bringen, wenn er müsste. Nicht meisterverdächtig, aber trotzdem eindrucksvoll.

Aber hier in Wildberg kommt es nicht auf – wir nennen es mal sportliche Höchstleistungen mit den Schafen – an. Jedenfalls nicht in diesem Jahr.

Es geht um das Image des Schäferhandwerks

Sondern es geht einfach nur um die Image-Bildung des Schäferhandwerks. Und um das Leben in, mit und von der reinen Natur. Und natürlich um den "gesellschaftlichen Teil" – das Beisammensein, das Hören der zünftigen Blasmusik von der aufgebauten Bühne, das Schlemmen unter freiem Himmel, das Spielen der Kinder, das Schwätzen mit den Nachbarn, Freunden und guten Bekannten.

Zum Beispiel mit Silvia und Dirk aus Gültlingen, die am Eingang des kleinen Festgeländes das Zelt ihres "Kampfbundes Vapnur" aufgebaut haben; und zeigen, wie man anno dazumal – und neuerdings auch wieder immer öfter – mit reinen Naturfarben echte Schafswolle färbt. Gerade ist reichlich Krapp-Wurzel im Sud, was die Wolle in einem herrlichen Kupferrot-Ton färben soll. Aber irgendwie "ist die Krapp schei...", entfährt es der Silvia. Weil die Wurzel mittlerweile so heftig nachgefragt werde in der Branche, sei nicht alles, was man da kaufen könne, auch wirklich toll. Aber vielleicht wird das ja noch.

Bleibt Zeit zu fragen, wie sie ausgerechnet zum Schäferaktionstag kommen mit ihrem "Kampfbund"? Des Rätsels Lösung: Die Teilnahme hier ist quasi der Dank an die Stadt Wildberg dafür, dass die Schwertkämpfer des Wildberger Kampfbundes wöchentlich in der örtlichen Stadthalle richtig ernsthaft trainieren dürfen. Kostenlos. Wobei die ziemlich authentische Gruppe die Gelegenheit hier auch dafür nutzen will, auf das eindrucksvolle alemannische Erbe Gültlingens hinzuweisen, das ja eigentlich mindestens soviel Aufmerksamkeit verdient habe wie dieser herrliche alljährliche Schafs-Hype im Ort.

"Krapp-Wurzel" kommt doch noch in die Gänge

Übrigens: am Ende kam die vermaledeite "Krapp-Wurzel" doch noch in ihrem Sud in die Gänge und färbte auch diesmal die Schafswolle in einem unfassbar prächtigen roten Kupfer-Ton.