Rimma Egorutina (links), Felix Zaretski und Olga Kotljarowa traten in der Marienkirche auf. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Trotz Passionscharakter des Programms herrscht in der Effringer Marienkirche gute Stimmung / Von Europa nach Petersburg

Wildberg-Effringen. In der Effringer Marienkirche traten zwei hoch professionelle Mitglieder des Ensembles "Russische Seele" aus Sankt Petersburg auf. Seit Jahren organisiert Felix Zaretski Wanderkonzerte in vielen Ländern Europas. Der Spendenerlös aus den variabel besetzten Veranstaltungen kommt einem russischen Waisenhaus und den Künstlern zugute.

Laut dem Konzertmoderator Zaretski absolvierten die Mezzosopranistin Rimma Egorutina und Organistin Olga Kotljarowa das renommierte Sankt Petersburger Konservatorium. Egorutina sang sowohl auf der Bühne des Moskauer Bolschoi-Theaters als auch in der Sankt Petersburger Philharmonie und im dortigen Opernhaus, Kotljarowa studierte Klavier, Orgel und Cembalo, seitdem geht sie einer regen Konzerttätigkeit nach.

Für jeden Programmpunkt gibt’s Applaus

Es war recht kühl in den dicken Gemäuern an diesem Konzertabend, und weil sich unter dem überschaubaren Publikum auch Zuhörer in Rollstühlen befanden, bekamen sie beizeiten wärmende Decken (die Heizung sprang später doch an). Trotz des Passionscharakters des Konzerts war die Stimmung gut, und die Zuhörer applaudierten gerne nach jedem Programmpunkt.

Von der Iberischen Halbinsel über Deutschland nach Italien und bis nach Russland führte die "Musikalische Zeitreise Europa – Sankt Petersburg", auf der sich die russischen Volkslieder zwischen die Werke von Antonio Soler, George Bizet, Johannes Brahms, Carl Reinecke, Giovanni Battista Pergolesi, Pietro Mascagni und Alexei Werstowski mischten.

Die reiche Registerpalette der im Jahre der französischen Revolution (1789) erbauten barocken Kirchenorgel genügte im vollen Umfang den Anforderungen der Organistin. Kotljarowa zeigte sowohl in "Kaiserfanfaren" als auch in einer prachtvollen und virtuosen Toccata eine klare interpretatorische Linie und respektable Technik. Auch als Begleiterin erwies sich die Organistin als eine ebebso ebenbürtige wie tüchtige Partnerin von Egorutina. Lediglich in den beiden Arien aus "Stabat Mater" von Pergolesi verfehlte das Duo die Tempi, auch die Registerwahl fiel unglücklich aus, somit verminderte sich die Wirkung des mit Schmerz erfüllten Werkes erheblich. Ansonsten präsentierten beide Künstlerinnen ein beachtliches Konzertniveau.

Druck auf die Tränendrüsen bleibt aus

Die Altar-Nische bildete einen natürlichen Tonverstärker für die tragende Brustresonanz der Solostimme, welche auch in anderen Tonlagen an Stimmstärke und Klangfarbe nichts verlor. Als Carmen machte die Mezzosopranistin Egorutina eine gute Figur trotz kleinen Intonations-Probleme, überzeugender wirkte sie jedoch in der Rolle einer russischen Roma. Und was wichtig war: Weder in zwei "Ave Maria" von verschiedenen Komponisten, noch im berühmten "Adagio" von Tomaso Albinoni machte die Sängerin Druck auf die Tränendrüsen, so dass ein Ausschnitt aus der orthodoxen Liturgiemusik von Sergei Rachmaninow und das sehnsüchtige Volkslied "Das Glöckchen" einen ehrlichen Einblick in die Tiefe der "russischen Seele" gewährten.