Polizei und Rettungskräfte trainierten zwei Tage lang gemeinsam im Wildberger Feuerwehrhaus. Foto: Johanniter-Unfallhilfe

Spektakuläre Übungen bei "Traumatagen" der Johanniter-Unfallhilfe auf Feuerwehrgelände.

Wildberg - Unter dem Titel "Trauma-Training unter Berücksichtigung taktischer Gefahrenlagen" schulte die Johanniter-Unfallhilfe gemeinsam mit der Polizei Notärzte, Sanitäter und Rettungsassistenten mit Workshops und aufwendigen taktischen Einsatzübungen zu Terror- und Amoklagen.

Zwei Tage lang trainierte die Johanniter-Unfallhilfe rund um das Wildberger Feuerwehrhaus mit 63 Teilnehmern – darunter 20 Polizeibeamte – zunächst in mehreren theoretischen Workshops Inhalte wie Selbstverteidigung, Thorax-Drainage, Umgang mit Waffen und Atemwegsmanagement sowie Reaktion auf Bedrohungen. Der zweite, weitaus spektakulärere Tag war der Trauma-Versorgung bei Bedrohungen gewidmet, also der für die Einsatzkräfte sicheren Wund- und Verletzungsversorgung bei Ausnahmezuständen. Veranstalter war der Regionalverband Württemberg Mitte der Johanniter. Regionalvorstand Wolfgang Thomas war vor Ort und beobachtete die beiden Szenarien "Amoklauf" und "Terroranschlag".

Beim inszenierten Amoklauf waren zahlreiche "Schauspieler" im Einsatz, die mit verschiedenen "Verletzungen", wie Blutungen oder abgerissenen Gliedmaßen, auf das gesamte Feuerwehrhaus verteilt waren und auf medizinische Versorgung warteten. Ein Rettungswagen fuhr vor, zweimal knallte es laut, und Flammen stiegen auf. Für die Rettungskräfte eine Ausnahmesituation, bei der es galt, sich selbst zu schützen. Eine Situation, die niemand erleben möchte, aber auf die sich alle durch das Training vorbereiten konnten, auch um Fehler zu vermeiden, die sich lebensbedrohlich oder tödlich auswirken könnten.

In der Nachbesprechung wird das Vorgehen analysiert

Die Einsatzkräfte wurden zunächst zurückgezogen. Alle warteten darauf, dass die Polizeikräfte zum Einsatz kamen, um den oder die Täter zu "finden und zu binden", so der Fachausdruck. Im verwinkelten und sich über zwei Stockwerke erstreckende Gebäude der Feuerwehr war dies für die Polizei keine einfache Aufgabe, da sich einer der Täter unter die Opfer gemischt hatte, eine Waffe bei sich trug und zu entkommen versuchte.

Solange die Täter, zwei waren es, nicht gefunden waren, konnten die Rettungskräfte die Verletzten nicht medizinisch versorgen. Schließlich gelang es der Polizei, beide Attentäter zu finden und zu überwältigen. Die Notärzte, Sanitäter und Rettungsassistenten konnten sich endlich an die Arbeit machen.

Im Anschluss an diese so genannte "Lagenbasierte Ausbildung" trafen sich Polizei und medizinische Einsatzkräfte zu einer eine Nachbesprechung, die zur Analyse der Vorgehensweise diente.

Unter der Leitung von Jan Klarck, der gleichzeitig für die Organisation beim Rettungsdienst der Johanniter-Unfallhilfe verantwortlich ist, trainierten die Teilnehmer von den Berufsfeuerwehren Baden-Baden und Stuttgart, vom Deutschen Roten Kreuz Calw und Böblingen und der Johanniter-Unfallhilfe Stuttgart, Bodensee und des Regionalverbandes Württemberg Mitte zwei Tage lang mit dem Ziel, den Opfern schnellstmöglich zu helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben. Mit dabei waren auch Teilnehmer von den Krankenhäusern Calw und Nagold, der Notfall- und Katastrophenmedizin Tübingen und vom Polizeipräsidium Karlsruhe.

Bisher, so Jan Klarck, bot die Johanniter-Unfallhilfe diese Kombination aus Theorie und praktischen Einsatzübungen mit Taktikschulung für die Polizei einmal im Jahr an. Inzwischen sei die Nachfrage dermaßen gestiegen, dass die Schulungen an zwei Terminen im Jahr angeboten werden sollen.