Trinken direkt aus dem Hahn der Bodensee-Wasserversorgung (BWV) in Überlingen: Das streng kontrollierte Bodenseewasser ist inzwischen reiner als die meisten Mineralwässer. Foto: Seeger Foto: Schwarzwälder Bote

Versorger: Die regionalen Mitglieder der Bodensee-Wasserversorgung tagen im Wildberger Rathaus

Das Bodensee-Wasser soll sicher und sauber bleiben. Bei einem Treffen der regionalen Abnehmer der Bodensee-Wasserversorgung im Bürgersaal des Wildberger Rathauses informierten die Geschäftsführer auch über Gewässerschutz und andere Entwicklungen sowie über die Preise.

Wildberg. Gastgeber Ulrich Bünger ist selber Kunde und Mitglied. Denn der Wildberger Bürgermeister ist auch Vorsitzender des Zweckverbandes Buchenwasserversorgung, die wiederum den Großteil ihres Trinkwassers aus dem Sipplinger Wasserwerk am Überlinger Bodenseearm bezieht. Ihr gehören neben Wildberg auch Deckenpfronn und Calw (für die Versorgung des Teilorts Holzbronn) an.

Der technische Geschäftsführer Christoph Jeromin und Michael Stäbler als kaufmännischer Chef des Zweckverbandes Bodensee-Wasserversorgung informierten vorab auch die Öffentlichkeit über das, was sie mit 16 Rathaus- und Stadtwerkechefs aus der Region zwischen Leonberg, Calw und Tübingen einen Tag lang besprachen. Im Mittelpunkt standen die neuesten Entwicklungen beim Gewässerschutz. Aber auch die Preise und Kalkulationen waren ein Thema.

Michael Stäbler wies auf "sensationelle Messmethoden" hin, die sein technischer Kollege näher erläuterte. 20 Mitarbeiter im Sipplinger Labor der Bodensee-Wasserversorgung analysieren ständig den "menschlichen Fußabdruck" von inzwischen rund hundert Substanzen im Wasser des Sees. Er speist sich vor allem aus dem schon recht sauberen Alpenrhein, der bei Bregenz mündet.

Niedriger Härtegrad des Bodenseewassers

Von Natur aus niedrig ist der Kalkgehalt und damit der Härtegrad des Bodenseewassers. Die Belastung des Sees mit Nitrat aus der landwirtschaftlichen Düngung ist sehr niedrig, der Phosphatgehalt (aus Waschmitteln) hat sich laut Christoph Jeromin "auf niedrigem Niveau stabilisiert". Das war nicht immer so. Nach der Gründung des Verbandes im Jahr 1954 stieg die See-Verschmutzung und damit der Aufwand für die Trinkwasser-Aufbereitung lange Zeit an, bis der flächendeckende Bau von immer besseren Klärwerken den Bodensee so sauber machte wie seit Generationen nicht mehr.

Der reiche Anrainer Schweiz hat weitgehend schon die teure – in Deutschland noch nicht zum Standard gemachte – vierte Klärstufe eingeführt. Damit sollen dann auch feinste Spuren von Arzneimitteln, Ampa als Abbaustoff des Unkrautkillers Glyphosat oder künftig Mikroplastik aus dem Abwasser entfernt werden. An diesen drei sogenannten Spurenstoffen forschen die Wissenschaftler aktuell besonders intensiv, auch solche, die sich dann mit der Aufbereitung des Trinkwassers beschäftigen.

Nicht nur das Bodenseewasser, das streng kontrollierte deutsche Trinkwasser überhaupt ist inzwischen reiner als die meisten Mineralwässer. In Sipplingen wird es nach der Entnahme aus dem See noch mit verschiedenen Verfahren gesiebt und gefiltert, chemisch von unerwünschten Stoffen gereinigt und durch Ozon keimfrei gemacht.

Lieferung durch 1700 Rohrkilometer

Die Bodensee-Wasserversorgung liefert gegenwärtig jährlich 126 Millionen Kubikmeter dieses Wasser zum Preis von 57,5 Cent über 1700 Rohrkilometer an 420 Übergabestellen zwischen Oberschwaben, dem Großraum (und Firmensitz) Stuttgart bis zum Taubertal und in den Odenwald an seine 183 Mitglieder. Als öffentlich-rechtlicher Zweckverband ist sie der größte Wasserversorger Deutschlands und versorgt rund vier Millionen Menschen. Die Bodensee-Wasserversorgung darf, bei einem Jahresetat von gegenwärtig 75 Millionen Euro und 335 Mitarbeitern, keine Gewinne machen.

In Wildberg, so Bürgermeister Bünger, kommen rund 84 Prozent des Trinkwassers aus dem Bodensee, den Rest liefern die Schwarzwald-Wasserversorgung oder eigene Tiefbrunnen wie der bei Effringen. Das Bodenseewasser wird am Hochbehälter Gültlingen ins Wildberger Netz eingespeist. Über das Bodenseewasser hinaus gilt nicht nur in Wildberg für die lokalen Versorger das "Prinzip der doppelten Redundanz", also von üppigen Reserven, so Bürgermeister Bünger. Denn die Schüttung der Grundwasser-Quellen könne starken Schwankungen unterliegen. Der Fernversorger entnimmt nur einen winzigen Teil des gesamten Bodenseewassers. Der Zweckverband stellt sich neben der Qualitätskontrolle auch besonders hohen Sicherheitsanforderungen. Sie werden bei Überwachung, Schutz vor Hackern oder Stromausfall sowie durch Notfallpläne ständig verbessert. Nicht erst seit im Jahr 2005 nahe der Entnahmestelle in 60 Metern Tiefe ein – folgenloser – Anschlag mit Pflanzenschutzmitteln auf die Wasserversorgung verübt wurde. "Wir können schnell reagieren", versichert der Technik-Chef.