Vor Ort machen sich die Verantwortlichen ein Bild, was zu tun ist. Foto: Stadt Wildberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Flurbereinigung: Das Verfahren auf Wildberger Gemarkung steht nach zehn Jahren vor seinem offiziellen Abschluss

Das Gebiet Nagoldhang Ost auf Wildberger Gemarkung ist nicht nur Schaf- sondern auch eine wahre Augenweide: offene und gepflegte Grünflächen, neue Wege und üppige Obstbaumwiesen.

Wildberg. Noch vor elf Jahren sah es dort ganz anders aus. Struppige Busche breiteten sich immer weiter aus. Es war, als wurde man in den Urwald kommen. Erst das laufende Flurbereinigungsverfahren brachte schließlich die Wende.

In den milden Wintermonaten 2006/2007 wurde am Nagoldhang Ost "Tabula Rasa" gemacht. Das Gestrupp verschwand. Seither trifft sich alljährlich eine kleine Gruppe vor Ort und besichtigt das Gebiet – jetzt bereits zum zehnten Mal. Mit dabei sind Vertreter der Stadt, des Landratsamts, der Eigentumergemeinschaft, der unteren Naturschutzbehörde, der Stadtschäfer und der Landschaftspflegefirma. Gemeinsam besprechen sie, was verändert werden muss oder wo nachgebessert werden sollte. Diesmal gab es vor der mehrstündigen Tour ein Gläschen Sekt – zur Feier der zehnjährigen Zusammenarbeit in Wildberg.

Eigentlich sind es sogar bereits 20 Jahre Zusammenarbeit, denn die Geschichte der Veränderungen am Nagoldhang Ost beginnen bereits zehn Jahre vor besagtem Winter. 1997 startete in Wildberg das Vorhaben "Flurneuordnung mit ökologischer Zielsetzung". Oberste Priorität hatte – und hat bis heute – der Naturschutz. In diesem Gebiet, das landwirtschaftlich eher uninteressant ist, sind Pflanzen und Tiere zuhause, die nur überleben, wenn ihr Lebensraum nicht zuwächst. "Mit diesem Vorhaben und diesen Zielen waren wir hier in Wildberg in den 90ern absolute Vorreiter", berichtete Stephan Eustachi von der Flurneuordnungsstelle Freudenstadt/Calw/Rastatt. "Deshalb war auch schon viel Prominenz hier, um sich ein Bild von der Umsetzung zu machen."

Bevor am Nagoldhang Ost auch nur ein einziger Busch verschwand, musste das Flurbereinigungsverfahren formal eingeleitet werden. Zuerst stand die Gebietsabgrenzung an, ehe im Rahmen von Informationsveranstaltungen die Grundstückseigentümer mit ins Boot geholt wurden. Das betraf am Nagoldhang Ost 196 Eigentümer mit insgesamt 549 Flurstücken auf 246 Hektar Fläche. Als das Verfahren schließlich vom Landratsamt angeordnet wurde, begann die konkrete Planung. "Dafür musste man sich mit Trägern öffentlicher Belange beraten und absprechen. Das sind in Wildberg rund 40", so Stephan Eustachi. "Alleine diese Teilaufgaben haben fünf Jahre gedauert."

Dann sprach man mit den Grundstucksbesitzern über ihre Wunsche und Vorstellungen. Der zuvor aufgestellte und genehmigte Weg- und Gewässerplan wurde umgesetzt. Anschließend wurden die Grundstucke vorläufig neu zugeteilt. Um den Eigentümern den Einstieg in die Pflege zu erleichtern, übernahmen die Behörden den ersten Einsatz und machten wie eingangs erwähnt "Tabula Rasa". So hergerichtet, wurden die Grundstücke übergeben, die noch dazu über ein frisch angelegtes Wegenetz viel besser erreichbar sind als früher. "Es gab allerdings auch Flächen, die man aufgeben musste, auf denen heute Wald entsteht. Wir haben uns auf das Machbare konzentriert."

Seither ist es also an den Eigentümern, die Flächen konsequent offen zu halten. "Die meisten ziehen verlässlich mit", so Karolin Weik vom Stadtbauamt. In diesem Zusammenhang ist die Beweidung durch Schafe am Nagoldhang Ost extrem wichtig und war sogar Bedingung für die Genehmigung des Flurneuordnungsverfahrens. Naturnah und ökonomisch heißt das Stichwort.

Ohne die Schäferei Bauer und ihre vierbeinigen Mähmaschinen, die dort regelmäßig grasen, wäre es kaum möglich, gegen die Verbuschung anzugehen – auch wenn man um den einen oder anderen Maschineneinsatz nicht herumkommt. Was die wolligen Vierbeiner nicht sauber abgrasen, das arbeitet die Firma Kirn noch ordentlich nach. "Wichtig ist, dass man dranbleibt an der Pflege", sagt Stephan Eustachi. "Sonst fällt die Fläche schnell in den früheren Zustand zurück."

Die Aufstellung des Flurbereinigungsplans ist in Bearbeitung. Er fasst sämtliche Ergebnisse des Verfahrens zusammen und bestimmt, wie das Gebiet tatsächlich und rechtlich neugestaltet wird. Das ist die Grundlage für die Berichtigung der öffentlichen Bücher – insbesondere des Grundbuchs. Der Flurbereinigungsplan soll dann im kommenden Jahr bekannt gegeben werden.