Daniel Helfrich präsentiert in der Stadthalle den "Geografisch". Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarettist deckt in der Wildberger Stadthalle die Gemeinsamkeiten von Fischen und Menschen auf

Von Dorothee Trommer

Wildberg. Die Stadthalle von Wildberg verwandelte sich für diesen Abend in ein großes Aquarium, denn der Musiker und Kabarettist Daniel Helfrich zeigte mit seinem unterhaltsamen Programm "Musizierfische" auf, wie viele Gemeinsamkeiten Mensch und Fisch haben.

Der Gang durch eine Fußgängerzone nach dem Genuss eines Fischbrötchens aus der Nordsee-Filiale habe ihm den Eindruck vermittelt, dass die Menschen eigentlich wie Fische durch ihr Leben schwimmen. Auch musikalisch gibt es dort laufend Bezüge zu entdecken: die Fischerchöre, Helene Fischer oder der Aal-Bino Heino. Im Menschenaquarium geht es drunter und drüber, so der Text des Liedes über die geschlossene Abteilung der Psychiatrie. Dort geistert eine Frau mit nackten Brüsten herum, die aus unerfindlichen Gründen Weihnachtskugeln an denselben befestigt hat. Passend zu den Nervenkranken zeigt Daniel Helfrich ein Bild vom sogenannten "Nerfisch", der mit Tröte und anderen Dingen einfach nervt. Die Endungen -ig und -isch in der deutschen Sprache bieten fast unzählige Möglichkeiten, Worte in Fische zu verwandeln. Trotzdem kommt man nicht immer gleich dahinter. So dauerte es eine ganze Weile, bis das Publikum darauf kam, dass die in einen Fisch verwandelte Erdkugel kein Kugelfisch, sondern der "Geografisch" ist.

Andere Gemeinsamkeiten zwischen Fischen und Menschen: Es wird zu viel geblubbert, beide haben Schuppen, manche sind flach wie Flundern. Auch trifft man Fische und Menschen in denselben Restaurants an, wenn auch am anderen Ende des Fischbestecks.

Doch nicht nur Fische sind ein Thema für den virtuosen Klavierspieler Helfrich, sondern er verleiht auch den Gewürzen im Regal eine Stimme, als sich der Knoblauch über den trendigen Bärlauch beschwert und der Pfeffer als das schwarze Schaf der Familie besungen wird.

Etwas mehr Resonanz dazu hätte sich der Musiker in der Schäferstadt Wildberg schon erwartet, der immer wieder Kontakt zum Publikum aufnahm und es auch nicht lassen konnte, einzelne Besucher herauszupicken und über ihren Toilettengang zu befragen, à la Ingo Appelt, allerdings in einer entschärften und nicht beleidigenden Art. Auch peinliche Fragen werden gestellt, das beginnt ganz harmlos mit der Bitte, dass alle Frauen den Arm heben, dann alle Männer, dann alle Verheirateten, dann alle, die öfters Frauen auf den Popo schauen – aber bei dem Kiffen und der Selbstbefriedigung ist es nicht ganz klar, was Helfrich erwartet, und ob er sich mit dem in das Programm eingestreuten Sex wie dem Pornografisch überhaupt wohl fühlt. Ohne scheint kein Kabarettprogramm mehr auszukommen, allerdings gehen den Künstlern anscheinend die Witze aus: gäbe es kein Internet mehr, so hätten Millionen Männer keinen Sex mehr, war nicht nur in der Wildberger Stadthalle zu hören, sondern einen Abend darauf im Fernsehen.

Genial seine rasend schnellen Wechsel von einem bekannten Popsong zum nächsten, wie dem Beta-Mann, der eben kein Alphatier sein will, und der das Publikum mit Anklängen an Bob Marley, die Beatles und Grönemyer unterhält. Ich bin ein Beta-Mann in Wildberg, wird auch der Sänger Sting zitiert.

Was macht ein Künstler, der eine Trennung hinter sich hat? Er schreibt ein Lied, manchmal auch über Limonade. Daniel Helfrich rechnete mit dem ehemaligen Trendgetränk Bionade ab, das vor einigen Jahren Öko-Bürger und S-21-Gegner begeisterte und nach dem Verkauf an einen Großkonzern seine Unschuld verloren hatte. Der Umsatz brach ein und Helfrich kommentierte das so: Bionade, du Zaubertrank, du flüssige Anarchie – du gehst jetzt auf dem Strich. Er geht jetzt zu seiner alten Schlampe zurück, der Hüftschwung der Coca-Cola Flasche signalisiert: ich mach die Beine breit für jeden. Passend dazu zeigte er den Spezifisch, den Piscis schwippus schwappus, dessen natürliche Feinde der Aal-Kohol und der Cai-Piranha sind.

Das Lied von der Erdkundelehrerin steckte voller Länder. Der Eroberung erzählt er "ich male Diven", das Ti-Bett ist von Ikea, doch als er ihr Elfenbein küsste, klopfte es. Er schreit zwar noch: Ruanda Tür, doch da macht die Kuh weit auf. Makabres Morden findet beim Lied "Nachtaktiv" statt, und schließlich holt er Uschi aus dem Publikum auf die Bühne, die er nur ein bisschen küssen will. Ich bin so froh, dass ich kein Lied von Helene Fischer bin, heißt es zum Schluss.