Exakt zur Hälfte belegt ist die Gemeinschaftsunterkunft am Welzgraben. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterbringung: Sozialdezernent Norbert Weiser informiert den Gemeinderat über die Flüchtlingslage im Landkreis Calw

Wildberg. Besuch aus Calw hatte der Wildberger Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung im Bürgersaal des Rathauses: Norbert Weiser, Sozialdezernent am Landratsamt, stand den Räten Rede und Antwort zur Flüchtlings-Situation.

Am Anfang standen die Zahlen. Sie wurden von Susanne Gärtner noch leicht nach oben korrigiert. Die städtische Flüchtlings-Beauftragte war sogar gegenüber Norbert Weiser auf dem allerneuesten Stand. In den drei Gebäuden der Gemeinschaftsunterkunft am Oberen Welzgraben sind aktuell 78 Flüchtlinge untergebracht. Das ist genau die Hälfte der Plätze. Bei voller Belegung könnten bis zu 156 Menschen dort wohnen.

Der untere Bau ist komplett mit alleinstehenden jungen Männern belegt – wobei man nach Weisers Auskunft schon immer auf eine passende Zusammensetzung nach Herkunftsland und Religionszugehörigkeit geachtet hat. Im mittleren und oberen Haus leben Familien aus Syrien. Oben kommen das Büro und gemeinschaftlich genutzte Räume hinzu.

Dass im März vorigen Jahres nach der Sperrung der Balkanroute der Flüchtlings-Zustrom drastisch abnahm, hat dem Landkreis ermöglicht, die Mindestfläche überall von knapp fünf auf gut sieben Quadratmeter pro Kopf umzustellen. Gegenwärtig leben im Kreis Calw rund 900 vorläufig aufgenommene Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge. Etwa die selbe Zahl ist befristet oder dauerhaft anerkannt und wird von den Städten und Gemeinden in sogenannter Anschlussunterbringung mit Obdach versorgt.

Deutlich entspannte Situation

Der Sozialdezernent zog zufrieden Bilanz der echten Krisenzeit Anfang 2015: "Wir haben es ohne Hallen und Zelte hingebracht. Es ist gut gelaufen", sagte Weiser, "auch weil die Zusammenarbeit mit den Kommunen so gut geklappt hat."

Die deutlich entspannte Situation – "Zurzeit kommen praktisch keine Asylbewerber aus anderen Ländern mehr, nur noch Syrer" – habe das Landratsamt zwar veranlasst, einige der erworbenen oder gemieteten Gebäude wieder abzugeben.

Verkauft oder vermietet

Man wolle, sagte Weiser unter Hinweis auf den türkischen Präsidenten Erdogan und die wieder steigenden Zahlen an Bootsflüchtlingen übers Mittelmeer, für alle denkbaren Entwicklungen gewappnet sein: "Wir können uns jetzt nicht völlig entblößen." Nicht noch einmal wolle sich der Kreis so unvorbereitet einer Krise ausgesetzt sehen wie vor Jahresfrist.

Vom Landkreis erworbene Flüchtlingsunterkünfte in Gechingen, Schömberg und die Pension in Bad Wildbad wurden oder werden gerade wieder verkauft oder vermietet – und zwar laut Weiser ohne Verluste, teils sogar mit Gewinn. Aber darüber hinaus "machen wir erst mal nichts".

Auf die Frage von CDU-Stadtrat Gerhard Ostertag, ob Wildberg als Ausgleich für die am Welzgraben entstandene Gemeinschaftsunterkunft bei der Zuteilung von Anschluss-Unterbringungen etwas begünstigt werden könnte, antwortete Weiser: "Es gibt zur Zeit gar keine zusätzlichen Anschluss-Unterbringungen mehr." Aufgenommen würden gegenwärtig sowieso nur noch Syrer. Gegenüber Rückführungen und Abschiebungen, oft schwer rechtsstaatlich korrekt in die Wege zu leiten, setze man beim Landratsamt Calw viel öfter auf einen anderen Weg: "Wir versuchen verstärkt, die freiwillige Rückreise zu fördern."

Dass es in der Unterkunft am Welzgraben laut Weiser "überhaupt keine nennenswerten Probleme gibt", verdanke man auch dem ehrenamtlichen Einsatz des Wildberger Arbeitskreises. Das veranlasste Michael Gasser von den Bündnisgrünen zu der abschließenden Bemerkung: "Wir haben die Aufgabe in Wildberg fantastisch gelöst. Es läuft wunderbar hier." Dafür gab es – aus allen Fraktionen – ungewöhnlich starken Beifall.