Das Ehepaar Sonja und Ralf Röhm gibt seine Metzgerei in Sulz am Eck auf. Foto: Buchner

Am 18. Mai ist Sulzer Traditionsgeschäft letztmals geöffnet. Investitionsstau gibt Ausschlag.

Wildberg-Sulz - Eine Ära geht zu Ende: Am 18. Mai schließt die Metzgerei Röhm in der Kirchstraße in Sulz für immer.

Der Entschluss, ihre Metzgerei zu schließen, ist Sonja und Ralf Röhm nicht leicht gefallen. Sie waren gerne selbstständig, Ralf Röhm darüber hinaus Metzger mit Leib und Seele. Und leben konnten sie von ihrem Geschäft dank harter Arbeit auch. Ausschlaggebend für den Schritt ist letztendlich die Ungewissheit, welche Pläne die Besitzer der Immobilie, in der sich die Metzgerei befindet, mit dem Anwesen verfolgen. Denn das Ehepaar Röhm hat seine Geschäftsräume gemietet.

Den Sanierungsstau sieht man dem Haus in der Kirchstraße 44 in Sulz am Eck schon von außen an. Er habe selbst dafür gesorgt, dass im Inneren alle Hygienestandards erfüllt seien, berichtet Ralf Röhm – "neben dem laufenden Betrieb her, oft abends, nachts und am Wochenende". Da sich weitere Investition in das gemietete Gebäude für die Eheleute nicht lohnen, kündigten sie den Mietvertrag und schauten sich nach Arbeitsstellen um. Sie wurden fündig – beide im gleichen Unternehmen.

23 Jahre lang führte das Ehepaar die Metzgerei in Sulz am Eck – in vierter Generation. Mit ihrem Verkaufswagen fuhren sie darüber hinaus 15 Ortschaften in der Umgebung an. "Die Leute dort haben schon gewartet, dass wir vorfahren", erzählt Ralf Röhm, und seine Frau Sonja ergänzt: "Und angerufen, wenn wir mal zehn Minuten später dran waren."

In Sulz ging der Service der Röhms weit über den Verkauf in der Metzgerei hinaus. Sonja Röhm berichtet von einer 90-jährigen Dame, die einfach ein Zeichen im Fenster platziert, wenn sie Wurst oder Fleisch braucht. "Mein Mann geht dann zu ihr, holt den Einkaufszettel ab und bringt ihr ihre Bestellung ins Haus – samt belegter Brötchen." Beliebt waren vor allem die gerauchten Bratwürste aus dem Hause Röhm, schwarze Würste und Leberwürste, aber auch die Maultaschen und der Fleischsalat.

Langsam spricht sich im Ort herum, dass die einzige Metzgerei in Sulz – "und der letzte selbst produzierende Metzger im Wildberger Stadtgebiet", ergänzt Ralf Röhm – im Mai schließen wird. "Wir haben es noch gar nicht allen Kunden gesagt", sagt Sonja Röhm, "für mache wird das ein Schock." Informiert habe man auf alle Fälle schon einmal die Vereine, die für ihre diversen Festivitäten Fleischwaren der Sulzer Metzgerei orderten. "Der MSC und der SV Sulz, aber auch der SV Oberjesingen waren uns von Anfang an treu, und dafür sind wir dankbar", sagt Ralf Röhm.

Deshalb plane er auch, neben der neuen Beschäftigung her noch Vereine zu beliefern. Sein mittlerweile verstorbener Vater habe im elterlichen Haus einen Verarbeitungsraum eingerichtet, der als Ausgangspunkt für einen Partyservice dienen könnte. "Aber da wird man erst einmal sehen müssen, wie sich das einspielt", sagt Ralf Röhm.

Das Ehepaar sieht seinem zukünftigen Leben als Angestellte mit gemischten Gefühlen entgegen – einen Vorteil haben sie aber immerhin ausgemacht: "Wenn Feierabend ist, dann ist auch wirklich Feierabend."