Gemeinschaftspastor Jörg Breitling ging im Sulzer Sportheim auf unterschiedliche Typen ein. Foto: T. Roller Foto: Schwarzwälder Bote

Männervesper: Prediger Jörg Breitling spricht im Sulzer Sportheim über Temperamente

Wildberg-Sulz (tr). Aus dem Nähkästchen plauderte Jörg Breitling beim Männervesper im Sulzer Sportheim. Unter dem Thema "Von Typen und Temperamenten" stellte er den bekannten Persönlichkeitstest "DISG" vor, der anhand eines Fragebogens hilft, seinen eigenen Typ einem von vier definierten Grundverhaltenstendenzen zuzuordnen: Ist man dominant (Choleriker), initiativ (Sanguiniker), stetig (Phlegmatiker) oder gewissenhaft (Melancholiker)? Meist bildet der eigene Charakter, so Breitling, allerdings eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Schnittmenge der vier Typen.

Was sich zunächst sehr theoretisch und systematisch anhört, wurde von Jörg Breitling, dem aus Rotfelden stammenden Prediger der Liebenzeller Gemeinschaft im Bezirk Wart/Altensteig, mit Leben gefüllt: Zunächst forderte er die etwa 80 anwesenden Männer zur Mitarbeit auf und teilte ihnen Fragebögen aus. Dann erklärte er die einzelnen Typen sehr bildhaft mit eigenen Erfahrungen und gab Einblicke in sein eigenes Leben: Ob an der Supermarkt-Kasse oder auf Geburtstagsfesten, ob beim Fußball nach Sieg oder Niederlage: Während er als Sanguiniker es eher verstehe, die "Schwere des Alltags auf die leichte Schulter zu nehmen" und auch nach einer Niederlage des Lieblingsvereins von einem "tollen Spiel" sprechen könne, sei ein Melancholiker dazu geneigt, "die Farben des Alltags grau zu malen". Da könne auch der Sieg der Mannschaft nicht verhindern, dass man an der Leistung der Spieler herumkritisiere.

Da sich Unterschiede anziehen, sei Breitlings Frau eher ein Gegenpol zu ihm und gehe nicht gerne zu Festen: Weil er sowieso immer nur mit allen möglichen Leuten rede – so ihr Vorwurf. Aber er sei hinterher immer "total begeistert" von einer Feier mit vielen Gesprächen. Über solche unterschiedlichen Wahrnehmungen müsse man in Beziehungen reden, wenn sie gelingen sollen.

Jörg Breitling betonte, dass es keine besseren und schlechteren Typen gebe: "Anders ist nicht gleich falsch. Sondern zuerst einmal nur anders!" Aus den eigenen Stärken ergeben sich immer auch zugleich Schwächen und es sei wichtig, diese zu kennen, um mit ihnen richtig umzugehen. So brauche man einerseits die dominanten Typen, die das Heft in die Hand nehmen. Allerdings nütze es nichts, wenn diese ein Krankenhaus bauen und man nachher keine "stetigen Typen" hat, die als Pflegepersonal zuverlässig ihren Dienst tun. Zugleich dürfe man sich als Christ bewusst sein, dass Jesus jeden "Typen" mit seinen Stärken und Schwächen akzeptiere.

Das Männervesper im Sportheim ist zum Erfolgsmodell geworden: Kirchengemeinde, CVJM und der gastgebende Sportverein arbeiten seit einigen Jahren gut zusammen. Ganz in diesem Sinne pries der SV-Vorsitzende Jürgen Werner zur Begrüßung dann auch den nagelneuen Fanschal an, der das Motto "Freunde sein und Freunde bleiben" trägt. Den könne man nicht nur auf dem Sulzer Sportplatz tragen, sondern durch seine rot-weiße Farbgebung wahlweise auch "im Stadion beim VfB oder bei Bayern. Und sogar in Gültlingen!" Und obwohl Jörg Breitling als Rotfelder einst bei den Fans der Gegenseite auf dem Sulzer Sportplatz stand – und zwar bei einem entscheidenden Spiel um den Aufstieg in den 1980er-Jahren, an das sich viele Sulzer offensichtlich bis heute noch schmerzlich erinnern –, bekam er von Jürgen Werner am Ende seines Vortrags diesen Schal geschenkt. So scheint das Männervesper sogar bei der Aufarbeitung von über 30 Jahre alten Fußball-Traumata zu helfen.