Dass Volkmar Schmelzle ein Faible für Weihnachtskrippen hat, dürfte sich über Wildberg hinaus herumgesprochen haben – immerhin richtet er jedes Jahr die Krippe im Torbogen des Wildberger Arrestturms mit ihren fast lebensgroßen Figuren ein. Fotos: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Dekoration: Rechtzeitig zur Adventszeit bauen Gisela und Volkmar Schmelzle ihre unterirdische Winterlandschaft auf

Wenn Besucher zum ersten Mal zur Weihnachtszeit den Keller von Volkmar und Gisela Schmelzle in Wildberg betreten, reagieren sie fast immer gleich: Sie staunen. Denn was sich in diesem Gewölbekeller verbirgt, erwartet niemand.

Wildberg. Das Ehepaar hat den historischen Keller nach und nach in eine weihnachtliche Winterlandschaft verwandelt. Lichterketten überall, Watte hängt wie Schnee von der Decke, Krippen, Engel, Eisbären und natürlich jede Menge Weihnachtsmänner tummeln sich hier. Zu hören ist nichts außer weihnachtlicher Musik.

"Wir wussten nur: Da unten ist was, da ist was dahinter"

Nicht einmal Volkmar und Gisela Schmelzle ahnten vor einigen Jahren, was dort unten an Potenzial steckte. Die beiden wohnten neben dem Haus, unter dem der Keller liegt. Vor knapp 20 Jahren erwarben sie das Gebäude – und damit unwissentlich den Keller dazu. Zu sehen war davon nicht viel. Der Eingang sei verschüttet gewesen, erzählt der 70-Jährige. Höchstens ein Kind hätte vielleicht durch ein kleines Loch hineinkommen können. "Wir wussten nur: Da unten ist was, da ist was dahinter."

Selbst die Vorbesitzer hätten keine Ahnung gehabt. "Von dem Keller, behaupte ich, hat da keiner groß was gewusst", schätzt Schmelzle. Dass er da ist, habe man vielleicht vermutet, "aber er war zugeschüttet – fertig, aus". Früher sei der Keller wohl auch zugemauert gewesen.

Eigentlich wollte das Ehepaar eine Garage bauen, ließ dafür den Bereich vor Haus und Keller auffüllen und einen Bagger kommen. "Das war reiner Zufall, dass wir den Keller durch die Baumaßnahme entdeckt haben", erzählt er. Der Bagger legte den Eingang frei, und dann stand die Frage im Raum, was mit dem Gewölbe passieren soll.

Dass der Keller lange nicht genutzt wurde, war schnell klar. "Der war halb voll mit Müll", erinnert sich der Ruheständler. Lange habe es gedauert, den Keller freizulegen, fast ein Jahr, ihn sauber zu bekommen. Danach folgten weitere zwei bis drei Jahre der Sanierung, um den Grundstein für das zukünftige Weihnachtswunderland zu legen.

Jedes Jahr im November wird der Keller entfeuchtet

Wie alt der Keller ist, kann Volkmar Schmelzle gar nicht sagen. Er hänge mit der Stadtmauer zusammen und sei daher sicher vor ein paar hundert Jahren gebaut worden. Unterlagen oder einen Nachweis gebe es jedoch nicht. Schmelzle weiß lediglich, dass er "ganz früher einmal" der Brauerei Hirsch als Eiskeller diente. Später sei Most darin gemacht worden, und im Krieg habe er als Schutzkeller gedient.

Genutzt wird er heute eigentlich nur zur Weihnachtszeit. Im November kommt zunächst eine Entfeuchtungsanlage zum Einsatz. Das ist wichtig, wie Volkmar Schmelzle erklärt, sonst würden seine Figuren und Dekorationen Schaden nehmen. Erst wenn der Keller trocken ist, wird aufgebaut.

"Wir sind ein starkes Team", sagt er über sich und seine Frau. "Wenn wir ein bisschen Weihnachtsfieber bekommen, dann fangen wir an." Etwa zwei Wochen dauert es, alle Figuren und Lichter aufzubauen. Dabei lasse das Paar passende Musik laufen und komme richtig in Weihnachtsstimmung.

Den ganzen Aufwand betreiben Schmelzles für ihre Familie, ihre Freunde und Bekannten. Und wer einmal nett fragt, darf ebenfalls einen Blick auf das vierteilige Dekorationskunstwerk werfen. Auf einen Eingangsbereich mit Tannen folgt ein historischer Abschnitt mit Utensilien rund ums Mosten, ein Bereich mit Bar, gebaut von Volkmar Schmelzles Bruder, schließt sich an. Dahinter kommt ein Engelraum und um die Ecke wartet eine Winterlandschaft mit selbst gemachten Eisbergen und Eisbären.

"Meine Frau und ich haben halt einen Weihnachts-Spleen"

Schätzungsweise 300, vielleicht auch 500 Figuren haben Schmelzles in mehr als 30 Jahren gesammelt. Ihre Wohnung wird übrigens genauso aufwendig dekoriert wie der Keller. Nach Weihnachten wird alles wieder sauber in Zeitungspapier gewickelt und verstaut, der Keller darf wieder feucht werden, damit die Steine keinen Schaden nehmen.

"Meine Frau und ich haben halt einen Weihnachts-Spleen", sagt Volkmar Schmelzle lachend. So richtig angefangen habe alles aber erst mit dem Wildberger Weihnachtsmarkt und der Idee, in den Arrestturm eine Krippe zu stellen, die Schmelzle gestaltete. Doch was begeistert die beiden so an Weihnachten? Es ist "der Glanz in den Augen von Kindern, wenn sie sich freuen, die ruhige Zeit und natürlich der Lichterglanz", so Schmelzle. "Es ist einfach eine schöne Atmosphäre."

Aus der geplanten Garage ist übrigens nichts mehr geworden. Das Projekt Keller war aufwendig und teuer genug. Das Ehepaar bereut seine Entscheidung aber keinesfalls, wie Volkmar Schmelzle versichert: "Ich bin froh, dass wir es so gemacht haben."