Grischa Ludwig erzielte mit "Coeurs Little Tyke" in Givrins/Schweiz einen überragenden Score. Foto: FEI

Westernreiten: Grischa Ludwig zum ersten Mal Doppel-Europameister.

Was für eine Demonstration der Stärke. Westernreiter Grischa Ludwig hat bei den Reining-Europameisterschaften in Givrins/Schweiz nach der Goldmedaille mit der Mannschaft auch den Titel im Einzel gewonnen.

Am Samstag siegte der 45-Jährige aus Bitz im Sattel des Quarter-Horse-Hengstes "Coeurs Little Tyke" mit dem überragenden Score von 225,5 Punkten und verwies damit die Schweizerin Adrienne Speidel mit "Arc Walla Smart" und den Italiener Lorenzo de Simeone mit "The Cooked Gun" klar auf die weiteren Medaillenränge. Es war das erste mal, dass Ludwig bei kontinentalen Titelkämpfen bei beiden Wettbewerben ganz oben auf dem Treppchen stand. "So habe ich mich noch nie gefreut. Es war einfach klasse. Bisher habe ich mich bei Großereignissen im Team immer derart verausgabt, dass es für das Einzel nicht mehr gereicht hat", sagt Ludwig.

Und tatsächlich genoss er die Siegerehrung in allen Maßen. Mit der Deutschlandflagge um die Schultern – beinahe so, wie wenn sich Clark Kent sich im Comic als Superman präsentiert – ritt Ludwig zur Siegerehrung ein, tätschelte "Little" und dankbar den Hals, sprang jubelnd auf das höchste Podest des Podiums und ließ sich ausgiebig feiern. "Er hat einfach gezeigt, dass auf ihn verlass ist. Er hat ganz stark losgelegt. Die ersten fünf Manöver haben es herausgerissen. Am Ende musste ich zwar etwas kämpfen, aber ›Little‹ hat gezeigt, dass er in solchen Situationen auch mal über seinen Schatten springen und über sein Limit hinausgehen kann", so Ludwig zur Performance seines Siegpferdes.

Als Vorletzter Reiter ging Ludwig in die Halle der CS-Ranch von Corinna Schumacher. Speidel hatte bis dato mit 221,0 den Highscore in den Sand gezaubert und damit den Italiener de Simeone (220,5) von der Spitze verdrängt. Doch Ludwig pulverisierte die Bestmarke mit einem famosen Ritt. Er erhielt von den Wertungsrichtern satte 225,5 Punkte. Damit war ihm nicht nur die Silbermedaille sicher – er hatte der letzten verbleibenden Rivalin um den EM-Titel ein ganz dickes Brett vorgelegt. Mit Gina Schumacher stand noch seine Nationalmannschaftskollegin in den Startlöchern, und die Tochter von Formal-1-Legende Michael Schumacher hatte bereits in der Teamentscheidung am Donnerstag den besten Ritt gezeigt. Sollte sie auch im Einzelfinale ihren Heimvorteil nutzen?

Nein, sie leistete sich mit "Shine N Whiz" nach einem Stop einen Patzer und kam nicht über 219,0 Zähler hinaus. Damit landete sie schließlich mit dem punktgleichen Alexander Ripper (Fürth) auf "Bay Gunner" auf dem geteilten vierten Platz. "Ich hatte schon gedacht, dass Gina mein Ergebnis noch toppen könnte, nicht nur, weil sie ein richtig gutes Pferd hat, sondern weil sie in solchen Situationen liefern kann", so Ludwig.

Doch nicht nur Ludwig selbst vertrat die Farben des LQH-Stalls in Givrins erfolgreich. Die Göppingerin Georgia Wilk wurde mit den deutschen Junioren Vizeweltmeisterin, Johannes Heil (Lindenfels) gewann mit der deutschen Equipe bei den Jungen Reitern den Weltmeistertitel – die beiden Youngster trainieren mit und bei Grischa Ludwig auf dem Schwantelhof.