Das Pferdefell ist echt, der Affe hält ein Schild mit der Leipziger Adresse der Firma Munz Foto: Frank Eppler

Die Firma F. W. Munz hat früher hochwertige Spielwaren hergestellt. Im Welzheimer Stadtmuseum sind einige rare Stücke zu sehen und auch Handkarren, die echte Renner waren.

Welzheim - Zuerst meint man, ein ganz normales Schaukelpferd vor sich zu haben, wie sie früher von Schreinern und Holzspielzeugfirmen angefertigt wurden. Doch auf den zweiten Blick stutzt der Betrachter im zweiten Stock des Welzheimer Stadtmuseums: Das Schaukelpferd vor ihm hat ein Fell. „Das ist wirklich echtes Pferdehaar“, sagt Dietrich Frey, der Vorsitzende des Historischen Vereins, der das Museum unterhält. Die Schaukelpferde – oder besser gesagt -tiere, denn eine mannshohe Giraffe mit Sattel ist auch dabei – sind Bestandteile einer Ausstellung über die Firma F. W. Munz, die bis 1989 in Welzheim existierte und weit über die Grenzen des Welzheimer Waldes bekannt war.

Als Holzspielwaren- und Maschinenfabrik ist die Firma im Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg zu finden. Gegründet wurde sie 1889 von dem Welzheimer Kaufmann Friedrich Wilhelm Munz, zehn Jahre später führte er sie zusammen mit seinem Bruder Carl Munz. Das Unternehmen stellte neben hochwertigen Spielwaren noch andere Produkte aus Holz her, ein im Schwäbischen Wald weit verbreitetes Metier. So nennt man die Bewohner von Althütte Rechenspitzer, weil sie in den Wintermonaten hölzerne Rechen anfertigten, die in der Landwirtschaft recht begehrt waren. Die Verkäufer zogen vom Schwäbischen Wald bis an den Bodensee, um ihre Waren feilzubieten – ähnlich wie die Uhrenhändler aus dem Schwarzwald, die auch weit herumkamen.

„Das da ist ein Musterkoffer der Firma. Vor dem Internet hatten die Vertreter gut zu schleppen“, sagt Dietrich Frey und zeigt auf einen an der Wand angebrachten Kasten von der Größe eines Werkzeugschranks. Darin sind die Artikel der Firma F. W. Munz en miniature zu sehen. Neben den bereits genannten Schaukel- und Ziehtieren und Spielzeugkutschen sind Leiterwagen zu sehen. „Flottweg“ ist die Typenbezeichnung, die das Unternehmen dem Renner unter ihren Handwagen gegeben hatte. 1952 wurde erstmals ein gummibereiftes Flottweg-Modell auf den Markt gebracht.

Die Brüder Munz knüpften Auslandsbeziehungen und ließen mit der Zeit mehrsprachige Prospekte drucken, in denen auf der Leipziger Messe ihre Waren aus Holz oder Pappmaché beworben wurden.

Im Jahr 1910 wurde der Betrieb an die zweite Generation weitergegeben: Otto und Hermann Munz, die Söhne Carls, führten nun die Geschäfte. 1920 firmierte das Unternehmen als „F. W. Munz & Co. Dampfsägewerk und Holzwarenfabrik“. Zwei Jahre später wurde die Firma aufgeteilt, Otto Munz übernahm die Holzwarenfabrik, Hermann das Sägewerk, das nach seinem Tod nicht weiter betrieben wurde. Otto Munz stellte die Fertigung um auf Handwagen. Mit der Zeit ging das Spielwarensegment immer weiter zurück. 1949 war ein Teil der firmeneigenen Schlosserei abgetrennt worden, die 1955 schließlich als eigenständige Firma „Munz Maschinenbau KG“ in das Handelsregister eingetragen wurde. Sie stellte bis zu ihrem Konkurs im Jahr 1989 Spezialmaschinen für die Holzbearbeitung her.

Das Museum in Welzheim, Pfarrstraße 8, hat immer sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. An Weihnachten ist es geschlossen.