Das ganze DSV-Team verabschiedet Fabian Rießle in Schonach mit einer Bildcollage seiner sportlichen Höhepunkte. Foto: Claudius Eberl

Das Weltcup-Wochenende in Schonach fand am Sonntag seine Fortsetzung. Wie schon am Vortag versprach es, ein toller Tag zu werden, sowohl wettertechnisch als auch aus Sicht der Wettkämpfe. Emotional wurde es auch nochmals ganz zum Schluss.

Um 9 Uhr ging es an der Langenwaldschanze los. Die Damen sprangen zum zweiten Weltcup-Wettbewerb über den Bakken. Die Schanze war in einem Top-Zustand, für die weltbesten Kombiniererinnen ging es weit hinunter. Die Zuschauer waren indes schon genau so früh unterwegs, bereits zum Wertungsdurchgang waren viele Sportbegeisterte in den Langenwald gekommen und sorgten dort für Stimmung. Und das spornte die Sportlerinnen und Sportler an.

Marie Leinan Lund, die norwegische Vortages-Siegerin, segelte auf 100,5 Meter hinunter und gewann das Springen. Zweite wurde ihre Landsfrau Gyda Westvold Hansen. Für besonders gute Laune sorgte die junge Schwarzwälderin Nathalie Armbruster und mit ihrem dritten Platz für eine hervorragende Ausgangsposition beim Langlauf. Bei den Herren siegte erneut der norwegische Dauersieger Jarl Magnus Riiber mit 103,5 Metern. Ihm folgten sein Landsmann Joergen Graabak und der Österreicher Stefan Rettenegger.

Nach dem Springen ging es hinauf in den Wittenbach, wo die Männer am Start waren. Am Ergebnis änderte sich nichts: auch den zweiten Wettkampf in Schonach gewann Jarl Magnus Riiber vor Joergen Graabak und dem Österreich Stefan Rettenegger. Am meisten Aufmerksamkeit aber bekam einer, der mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun hatte: Fabian Rießle. Der Breitnauer bestritt seinen letzten Wettkampf. Beim Zieleinlauf standen seine Sport-Kollegen Spalier, eine schier unübersehbare Menge an „Rio“-Fans und seine Familie, Freunde und Bekannte warteten schon mit dem Sekt.

Enorme Zuschauerkulisse

Bei den Damen gab es einen dreifachen Triumph der Norwegerinnen. Ida Marie Hagen siegte vor Mari Lund Leinan und Gyda Westvold Hansen. Armbruster beendete das Rennen bei fast 14 Grad und doch sehr schwer gewordenem Schnee als gute Fünfte. Die Siegerehrungen fanden vor den Zuschauertribünen statt, um auch den vielen Besuchern, wohl 2500 an der Schanze und 6000 im Wittenbach, einen guten Blick zu gewähren. Die Preise übergaben neben Bürgermeister Jörg Frey, SC-Vorsitzender Christian Herr, die Durbacher Weinprinzessin Melanie Dold, DSV-Präsident Franz Steinle und die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges.

Und dann gab es noch das Finale der German Trophy. Dieser Wettbewerb, der den besten Athleten und erstmals auch die beste Athletin der deutschen Weltcup-Stationen prämiert, wurde gesponsert. Das Erfreuliche: Zwischen den Männern und Frauen wurde kein Unterschied gemacht, sie bekamen die gleichen Prämien: 10 000, 5000 und 3000 Euro für die drei Bestplatzierten. Die Preise übergab Kim Wieland vom Sponsor WirmachenDruck.

Foto: Claudius Eberl

Nach 15 Jahren ist in Schonach Schluss, wo einst alles begann

Danach blieb noch eines: Die Verabschiedung von Rießle aus dem Weltcup-Geschehen nach 15 Jahren. Für den 33-Jährigen war es vormittags schon beim Springen emotional geworden, als er zum letzten Mal über den Bakken der Langenwaldschanze sprang. Doch zum Ende des Weltcup-Wochenendes wurde es für ihn noch emotionaler. Viele Freunde und die Familie waren aus seinem rund 40 Kilometer entfernten Heimatort Breitnau gekommen, um den letzten Weltcup-Einsatz des Olympia-Siegers im Team von 2018 zu sehen.

Stefan Lubowitzki interviewte den scheidenden Spitzensportler. Das Team wird ihm sicher fehlen, gab Rießle zu. Dafür freue er sich umso mehr auf die Zeit mit seiner Ehefrau Sandra, der ehemals erfolgreiche Langläuferin des Skivereins Rohrhardsberg, und den drei Kindern. Über Schonach, wo er 2009 auch seinen ersten Weltcup-Auftritt hatte, sagte er aus, dass dies ein ganz besonderer Weltcup-Ort sei. Vor allem die Fans, kombinationsbegeistert wie sie sind, seien grandios. „Ich glaube, jeder Kombinierer freut sich auf Schonach!“

Justizministerin Marion Gentges gratuliert den drei Erstplatzierten bei der Siegerehrung im Skistadion Wittenbach. Foto: Claudius Eberl

Aushängeschild und Vorbild

SC-Vorsitzender Christian Herr und Bürgermeister Jörg Frey bezeichneten Fabian als tollen Athleten und überreichten ihm eine Feuerstelle aus Stahl, eingefräst waren der Schwarzwaldpokal, das Skiclub-Wappen und die Motive Langläufer und Skispringer. DSV-Präsident Franz Steinle bezeichnete Rießle als DSV-Aushängeschild, Sympathieträger und ehrte ihn mit dem Goldenen Sportabzeichen, der höchsten Auszeichnung des DSV für Sportler. Rießles Trainer Kai Bracht bestätigte ihm, ein toller Charakter und fairer Sportler zu sein. Mit dem DSV-Team überreichte er eine Bildcollage. Der Vorsitzende von Rießles Heimatverein, Thomas Kratzner, bezeichnete ihn als Vorbild für den Nachwuchs. Nachdem Rießle noch eine Karikatur von Thomas Zipfel, die dieser im Namen der Fis überreichte, bekommen hatte, ging es durch ein Spalier in Richtung Besucherzelt, wo der Abschied nach vielem Händeschütteln, Autogrammen und Fotos noch gebührend gefeiert wurde.

Weltcup-Splitter

Schneefest: Auch am Sonntag gab es zwischen den Wettkämpfen ein Schneefest, um die zahlreichen Besucher bei Laune zu halten. Für Stimmung, Unterhaltung und Information sorgte Moderator Stefan Mayer mit Interviews oder Zuschauerfragen, bei denen es wieder Preise der Sponsoren gab. Derweil hatten die Bewirtungsstände alle Hände voll zu tun, um die hungrigen und durstigen Besucher zu versorgen. Bei herrlichem Kaiserwetter mit Sonne und knapp 14 Grad war auf dem Besuchergelände auch alsbald schon Volksfeststimmung aufgekommen.

Bester Weltcup: Der sich aus dem Weltcup-Zirkus verabschiedende Fabian Rießle lobte, wie so viele andere übrigens auch, die Schonacher. Zum einem für die perfekten Wettkampfstätten trotz widrigster Vorbedingungen und zum anderen das Publikum, das immer für eine tolle Stimmung sorge. „Schonach ist einfach der beste Weltcup“, beteuerte der 33-Jährige. Übrigens lobte auch der norwegische Seriensieger Jarl Magnus Riiber die Schonacher: Die Wettkampfstätten seien absolut perfekt gewesen, und die Zuschauer hätten für eine tolle Party an der Strecke gesorgt.

Sommer-Event: Das Station-TV stellte im Rahmen des Schneefests auch einen Sommer-Event an der Langenwaldschanze vor. Am 11. Mai soll hier der erste Schonach Schanzenlauf stattfinden. Anlass ist das 150-jährige Jubiläum der örtlichen Feuerwehr. Hoffentlich viele Feuerwehrleute aus der näheren und weiteren Umgebung werden daran teilnehmen, wenn es gilt, in voller Atemschutz-Montur von Auslauf bis hinauf in den Schanzenturm zu laufen, um anschließend über den Turm die Treppe wieder hinunter zu steigen. Immerhin 160 Höhenmeter gilt es über 846 Stufen zu bewältigen.

Fahnenträger: Die Fahnenträger fuhren am Sonntag nicht den Aufsprunghügel der Langenwaldsprungschanze hinunter, sondern liefen in den Auslauf ein. Der Hang war vereist und nach einem zum Glück glimpflich verlaufenen Sturz einer kleinen Fahnenfahrerin am Samstag ließen die Organisatoren des Weltcup-Wochenendes in Schonach Vorsicht walten.