Die Ortsdurchfahrt von Wellendingen hat viel erdulden und erleiden müssen. Ab Mai steht eine Ertüchtigung an. Foto: Pfannes

Wie im echten Leben: Nach einem großen Lob über den Stand beim Landessanierungsprogramm Wellendingen „Ortskern II“ folgen prompt Herausforderungen, gepaart mit Kopfschütteln, als über eine Erddeponie und die Ortsdurchfahrt gesprochen wird.

„Sie können sich auf die Schultern klopfen“, spricht Nicole Ullrich (Stadtentwicklung, Stuttgart) und meint Bürgermeister Thomas Albrecht plus Verwaltung und den Gemeinderat, als die Fachfrau ein Fazit zieht über den Stand bei der Ortskernsanierung. Ein Projekt, das seit 2012 läuft, mehrmals in die Verlängerung gegangen ist, und am 30. April 2025 endet.

Die Ziele von einst seien übererfüllt worden. Da die bewilligten Mittel umgesetzt worden seien, habe das Regierungspräsidium immer wieder weitere Geldmittel bereitgestellt und nicht damit gezögert, erfahren die Entscheidungsträger.

Der bewilligte Förderrahmen liegt bei 3,166 Millionen Euro; der Anteil von Bund und Land beträgt 1,9 Millionen Euro, davon abgerufen sind 1,232 Millionen Euro, und der Eigenanteil der Kommune bei 1,266 Millionen Euro; also eine Aufteilung von 60 zu 40.

„Ortskern II“

In all den Jahren wurde die Ortsmitte gestärkt und belebt: auf kommunalem Grund und auf privatem. Die Wohnnutzung wurde intensiviert, so „Im Winkel“ und im Bereich Lembergstraße, der von Nicole Ullrich hervorgehoben wird („viel geleistet“). Aber auch die Verbesserung der kommunalen Infrastruktur, speziell Kindergarten und Neubau am Schlossplatz, wollen erwähnt werden.

Das Fazit bei den privaten Maßnahmen lautet: zwei Sanierungen sind abgeschlossen, eine läuft, eine ist geplant. Außerdem sind fünf abgeschlossene Abbruchmaßnahmen registriert. Ausgezahlt für all dies seien 369 719 Euro, weitere 192 500 Euro seien vertraglich gebunden. Auch von steuerlichen Sonderabschreibungen ist die Rede.

Blick auf eine Gemeinde, die viel Lob erhalten hat: Wellendingen. Foto: Pfannes

Im kommunalen Bereich laufen derzeit die Neugestaltung des Schlossplatzes um das Rathaus und des Brunnenwasens. Für eine Maßnahme im privatem Bereich wird das Sanierungsgebiet am unteren Ende der Hauptstraße um 0,04 Hektar erweitert.

Eine andere private Maßnahme erfährt eine kritische Nachfrage von Armin Klaiber. Er vermisst den Neubau, nachdem Finanzmittel für einen Abbruch geflossen seien. Ins Detail will der Bürgermeister in der Ratsrunde nichtöffentlich gehen. Die Möglichkeiten, die im Raum stehen, werden jedoch kurz angesprochen, falls nicht bis April 2025 gebaut wird: Zurückfordern der Summe plus Zinsen oder Förderung nur für den Abbruch, für den das Geld ja auch gedacht sei.

Die Erddeponie

Die Suche nach einem Standort für eine Erddeponie erweist sich als nahezu unmöglich. Die einzige Chance (von sechs) liegt im „Salzstein“. Konkret: im südwestlichen Ortsrand von Wilflingen, angrenzend an die Firma Leibold und Amann, teilweise bereits auf Wellendinger Gemarkung.

Es dreht sich um eine Fläche von vier Hektar und ein mögliches Deponievolumen von 160 000 Kubikmetern. Laut Ingenieur André Leopold (Rottweiler Ingenieur- und Planungsbüro) ist das Gebiet etwa 800 000 Ökopunkte mächtig.

Während die anderen fünf Vorschläge von den Fachbehörden abgelehnt worden seien, könnte diese Fläche geeignet sein. Deshalb soll die Planung weiterverfolgt und mit Anlieger und Eigentümern gesprochen werden.

Die Gemeinde Wellendingen ist zu gut für eine Erddeponie. Die einzige Hoffnung liegt im „Salzstein“. Foto: Pfannes

Im Zusammenhang mit Nachfragen zu den Ökopunkten (laut Leopold koste derzeit einer etwa einen Euro) erfahren die Anwesenden im Ratssaal, dass die Gemeinde Wellendingen sehr viele hochwertige Flächen habe. Und diese zu verbessern (also ökopunktetechnisch) gehe kaum noch. Und genauso oder gerade deswegen sei es sehr schwierig (Stichwort: Artenschutz), eine Fläche für eine Erddeponie zu finden.

Eine angedachte Alternative, „Weilenberg“, zwei Hektar im nördlichen Bereich von Wellendingen, weist im Bereich Artenschutz, Biotopausstattung und Biotopverbund schlechte Werte für eine Erddeponie auf.

Die Ortsdurchfahrt

Schlechte Werte lassen sich – ohne zu zögern – mit dem Zustand der Ortsdurchfahrt Wellendingen in Verbindung bringen. Die vielen Flicken („Spiderman-City“) und der zunehmend unrunde Verlauf kommen ja nicht von ungefähr, seitdem überwiegend der Landkreis die Ortsdurchfahrt Wellendingen seit vielen Jahren als seine Lieblingsumleitungsstrecke wegen etlicher Bauarbeiten an etlichen Straßenabschnitten auserkoren hat. Aber auch Nachbar Frittlingen hat jahrelang dokumentiert, dass ihm die Verbindung nach und durch Wellendingen wichtig ist.

Ab Mai geht es rund

Von Mai 2024 bis November 2025 soll nun die Ortsdurchfahrt saniert werden. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, nicht nur den Straßenbelag (Landkreis), sondern auch das Darunter (Kanal und Wasser, Gemeinde) zu sanieren.

Laut einer Untersuchung des Rottweiler Ingenieur- und Planungsbüros könnten die Kosten 3,58 Millionen Euro betragen (Straße 1,688 Millionen Euro, Kanal 1,29 Millionen Euro, Wasserleitung 602 000 Euro). Die geschätzte Zuschusshöhe könnte bei etwa einer Million Euro liegen.

Die fragliche Strecke vom Ortsschild aus Richtung Neufra bis zu den Kreisverkehren beim „Adler“ ist 1,1 Kilometer lang. Planer André Leopold hat 600 Meter Kanal und 700 Meter Wasserleitung notiert, reif für eine Sanierung. Und Thomas Schauber ahnt, dass weitere Meter Wasserleitung von der Keltenstuben-Kurve bis Ortsausgang folgen werden.

Nicht vergessen ist auf jeden Fall eine Ampelanlage. Daran erinnert Frank Riesch. Und eine barrierefreie Bushaltestelle, ergänzt der Schultes.