Der Wasserturm ist Blickfang zu jeder Jahreszeit und mit jeder Kulisse. Foto: Gegenheimer

Wahrzeichen, Blickfang, Aussichtsturm, Veranstaltungsort und vieles mehr: Der Dobler Wasserturm ist ein wichtiger Fixpunkt für die Sonneninsel.

Dobel - Auch dieses Jahr war er schon wieder Thema im Gemeinderat: Der Dobler Wasserturm, Wahrzeichen, Denkmal, Blickfang. Er bedient Superlative wie den unglaublich weiten Blick in den Schwarzwald, ins Rheintal, bis in die Vogesen. Er ist mit neuester Technik bestückt, mit 5G-Technologie für modernsten Mobilfunkstandard und übrigens auch mit einem IoT-Gateway für LoRaWAN (Long Range Wide Area Network), eine strahlungsarme und energieeffiziente Funktechnologie. In einem Pilotprojekt mit der Pforzheimer Hochschule werden hier Füllstände von Flüssen der Umgebung ermittelt, die Daten können in Zusammenhang mit Hochwasserwarnungen oder drohender Dürre bis hin zu Waldbrandgefahr nützlich sein. Bestens bekannt am Turm ist die Panoramawebcam, die alljährlich zahllose Clicks verzeichnet, nicht nur, aber vor allem in den Wintermonaten. Und wie erklärt man den kleinen Schlepplift? Natürlich mit "der am Wasserturm!"

Der Turm ist Orientierungspunkt für Wanderrouten wie den Westweg und Fixpunkt für Feste. Begonnen bei der über 40-jährigen Tradition des Höhenfeuers über die Schlittenhunderennen und das jährliche Ritter-Spectaculum, das Freilichttheater im vergangenen Jahr bis zum neuesten Großereignis, dem Bergglühen-Picknick am Turm.

Kaufpreis beträgt einen symbolischen Euro

Ein "Geschenk an und für die Gemeinde", die den Turm 2006 für einen symbolischen Euro von der Mannenbach-Wasserversorgung erwarb – aber eins mit Verpflichtung. Mit vielen Wünschen, Erwartungen – Herausforderungen und Stolperfallen. Denn neben dem Erhalt und der Restaurierung hatte die Kommune auch immer wieder mit Widerständen gegen die Aussichtsturmfunktion zu kämpfen.

Alle Jahre wieder – nahezu – ist der Turm Thema im Gemeinderat. Diesen Januar wurde bei den Haushaltsberatungen für den "Erlebnisraum Wasserturm" zur Untersuchung der Bausubstanz eine Planungsrate eingestellt, um eine Hausnummer für eine Sanierung zu erhalten. Die Räte waren sich einig, dass zwar Turm und Umgebung touristisch aufgewertet werden sollten, aber zuallererst der Turm bauphysikalisch untersucht sein muss. Schließlich hat er permanent mit Feuchtigkeit zu kämpfen. Weil der feuchtigkeitsdurchlässige Sandstein von außen nicht verputzt ist – was in der ursprünglichen Funktion nicht notwendig war – gibt es am Innenputz Schäden. Voll verputzen oder gar kein Putz – eine schwierige Frage. Denkmalschutz inklusive.

Wie Ortsbaumeister Michael Müller auf Nachfrage jetzt erklärte, sei ein Steinmetz aus der Region, der den hiesigen Sandstein und seine Beschaffenheit gut kenne, beauftragt worden. In den nächsten Wochen werde er mit der Bestandsaufnahme beginnen. Damit stehe man "etwa an Punkt eins von 100". Das Problem ist ein bekanntes. Gemeinderat Markus Treiber empfahl schon im Juni, einen Sachverständigen hinzuzuziehen. Nein, nicht 2022, sondern 2012! Damals ging es daneben noch um die Neugestaltung der Aussichtskanzel und die Einrichtung des Naturparkraumes. Letzterer wurde im Herbst 2014 schließlich eröffnet, die neu ausgestaltete Kanzel bereits im Mai 2013. Mit angepasster Elektrik, Rauchmeldern, Videokameras und Modifizierungen bei der Webcam wurde der Wasserturm für die Öffentlichkeit zugänglich. Doch mit der geschlossenen Kuppel und dem Innenputz kam auch das Problem.

Viele Wanderer nehmen Aufstieg in Kauf

Trotzdem – viele Wanderer nehmen den Aufstieg über 27,5 Meter im engen Treppenhaus auf mehr als 100 Stufen zwischen Mai und Oktober gern in Kauf. Täglich von 8 Uhr bis 17 Uhr ist geöffnet. Der Eintritt ist frei, auch in den Naturparkraum im ersten Obergeschoss, wo es Infos zum Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord gibt, der die Ausgestaltung förderte. 1937 bis 1938 als Wasserspeicher für die Hochzone erbaut und nach der Außerbetriebnahme an die Gemeinde Dobel verkauft, gab es immer wieder hochfliegende Pläne im wahren Wortsinn: das drehbare Panoramarestaurant in der Kuppel war der kreativste, aber auch Ausstellungen in den Zwischengeschossen und im Aufgang oder Installation einer Lasershow im Inneren des Speichers wurden angedacht. Doch das Ausschöpfen des Potenzials scheitert seit gut 15 Jahren vielfach an der hohen Kostenhürde. Finanzkräftige Investoren mit umsetzbaren Ideen haben noch nicht angeklopft.

So bleibt vorerst nicht nur das baulich-technische Problem des Turms eine Herausforderung, es fehlt auch nach wie vor ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Zukunft. Wie sagte doch der langjährige Dobler Gemeinderat Lothar König über den Wasserturm? Er sei ein Sahnestück, das seit Jahren ein bisschen "vor sich hindümple".