Rund 10.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben am Mittwoch gestreikt, 5000 kamen zur Demonstration und zur zentralen Kundgebung nach Stuttgart.
Rund 10.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben am Mittwoch gestreikt, 5000 kamen zur Demonstration und zur zentralen Kundgebung nach Stuttgart.
Stuttgart - Die Streikenden
Die Pendler
Die Taxifahrer
Die Leihwagenfahrer
Die Streikversammlung
Um die Mittagszeit sammeln sich die Streikenden in und um das Cinemaxx am Berliner Platz. Fahnen wehen, selbst gebastelte Schilder schweben über den Köpfen. Vor den Streiklisten der Gewerkschaften Verdi und Erziehung und Wissenschaft bilden sich lange Schlangen. In drei Kinosälen gleichzeitig schwören die Gewerkschaftsfunktionäre und Personalratsabgesandten die Leute auf ihre Forderungen ein. Es sind so viele dem Streikaufruf gefolgt, dass die Kinos nicht alle aufnehmen können. Markus Freitag, der Personalratsvorsitzende der Stadt Stuttgart, verweist darauf, dass Deutschland den billigsten öffentlichen Dienst in Europa habe: „Nur neun Prozent der deutschen Lohnempfänger sind im öffentlichen Dienst, in Norwegen sind es 30 Prozent!“
Die Mütter und Väter
Im Streiklokal holt sich ein 47-jähriger Angestellter, Vater zweier Kinder, einen Becher Cola. „Im Gebäudemanagement meiner Stadt habe ich eine 48-Stunden-Woche, bekomme aber nur 39 Stunden bezahlt“, sagt er. Abfeiern geht nicht, es gibt keine Vertretung. „Ich verdiene 1600 Euro netto, die meisten Qualifizierten bewerben sich bei diesem Einkommen erst gar nicht.“ Anita Braun (34), Erzieherin seit zwölf Jahren, hat ein vierjähriges Kind. Sie sagt: „Ich will, dass man arbeitet und nachher noch was in der Hand hat.“ Tomas Brause, (41), dreifacher Familienvater, ist Forstwirt und als Baumpfleger beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt Stuttgart angestellt. „Wir sind bei Wind und Wetter draußen, das geht auf Dauer auf die Knochen“, sagt er. Er trage Verantwortung, „und doch bleiben netto nur 2300 Euro“. Würde seine Frau nicht arbeiten, würde das bei den hiesigen Mieten nicht klappen.
Die Kundgebung
Auf dem Schlossplatz wollen sich die 5000 Demonstranten „nicht länger mit kleinen Lutschern abspeisen lassen“. „Die Arbeitgeber müssen mehr investieren und bessere Gehälter zahlen, wenn sie mehr junge Menschen für die Arbeit mit den Jüngsten im Land gewinnen wollen, sagte Doro Moritz, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Der Verdi-Bezirksgeschäftsführer Cuno Hägele verteidigt den geforderten Sockelbetrag als soziale Komponente: „Wer sich selber die Diäten um 900 Euro erhöht, sollte wegen 100 Euro den Mund nicht so weit aufreißen!“ Kommende Woche wird eventuell wieder gestreikt. Besänftigt scheint hier noch keiner.