Wie hier bei einer Demonstration in Altshausen im vergangenen April sollen in Zukunft auch auf dem Waldhof-Gelände KSK-Soldaten Fallschirmsprünge üben. Diese Pläne stoßen seit mehr als einem Jahr auf Widerstand. Foto: Silas Stein/dpa/Silas Stein

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten hat der Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte sich auch über die Waldhof-Pläne geäußert. Nun nimmt die Bürgerinitiative Stellung, die verhindern will, dass zwischen Geislingen, Rosenfeld und Dormettingen ein Fallschirmübungsgelände entsteht.

Brigadegeneral Ansgar Meyer sagte in dem Interview über die zeitliche Perspektive für das geplante Absetzgelände: „Im Militär sprechen wir von „ungelenkten Raketen“, wenn der Zeitraum der Umsetzung unklar ist. Das ist hier der Fall.“

Er spreche damit aus, was man im Zollernalbkreis seit einem Jahr erlebe, schreiben die Mitglieder des erweiterten Vorstands der BI Waldhof dem Schwarzwälder Boten: „Die KSK-Einsatztruppen und die US-Streitkräfte fühlen sich wohl auf dem Absetzgelände in Malmsheim, ebenso wie die Segelflieger, die sich dort eingemietet haben. 2009 jedoch sichert Ministerpräsident Oettinger dieses Gelände vertraglich der Firma Bosch für den Bau eines Entwicklungszentrums zu und der Bundeswehr ein noch zu findendes Ersatzgelände.“

Entfernung für KSK „an der Grenze“

Den Schwarzen Peter, diese Vereinbarung umsetzen zu müssen, hätten nun Oettingers Nachfolger. Am zuerst vorgesehenen, neuen Standort in Haiterbach (Kreis Calw) sei das Land aber gescheitert, weil die Bürger ihren Grund nicht verkaufen wollten – man hätte enteignen müssen.

„Nun wird plötzlich der Waldhof Favorit, weil das Land dort dem Land gehört. Zähneknirschend willigt die Bundeswehr ein“, interpretiert die BI eine weitere Aussage des KSK-Kommandeurs: „In Sachen Entfernung gehen wir dort schon an die Grenzen“, bewertete er die Distanz zwischen Calw und Waldhof.

Denkmalschutz könnte Pläne verzögern

Unter anderem ist die Gefahr, dass archäologische Funde auf dem Kleinen Heuberg durch die geplante Start- und Landepiste zerstört werden, ein Argument der BI gegen die Waldhof-Pläne: Eine im Februar 2022 vom Staatsministerium veröffentlichte Karte zeigt archäologische Hinterlassenschaften, über die die vorgesehene Landebahn eingezeichnet ist.

Laut einem Schreiben des des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen ständen diese Funde unter Denkmalschutz. Rettungsgrabungen würden nötig. Das dauere ein paar Jahre.

Wenn diese archäologischen Ausgrabungen dann fertig und die Piste angelegt ist, spekulieren die Aktivisten, stelle man womöglich fest: „Da war doch noch was mit dem Wind? Wir haben gar kein Windgutachten.“

„Vielleicht könnte man die ,ungelenkte Rakete’ doch noch steuern.“

Angesichts dieser Unwägbarkeiten äußern die BI-Mitglieder verhaltene Hoffnung: „Vielleicht könnte man die ,ungelenkte Rakete’ doch noch steuern, zum Beispiel noch einmal mit der Firma Robert Bosch sprechen oder bestehende Militärgelände verwenden.“

Die Initiative werde sich weiter gegen die angedachte Nutzung der Staatsdomäne wehren: Für die Menschen im Zollernalbkreis „und irgendwie auch für die KSK-Einsatztruppen und die US-Streitkräfte“, die wohl lieber in Malmsheim bleiben oder auf einem nähergelegenen Militärflughafen wie Bruchsal üben würden. „Beim Fallschirmspringen zieht man die Reißleine nach dem freien Fall. Die BI Waldhof bittet die Landesregierung darum, dies möglichst sofort zu tun“, schließt die Stellungnahme.