Revierleiter Frank Werstein fördert „waldbodengekühlte“ Getränke für die Pause zutage.Dorn Foto: Dorn

Seit 1833 wird der Fischerbacher Gemeindewald im zehnjährigen Rhythmus mit dem Instrument der Forsteinrichtung nachhaltig bewirtschaftet. Auch 2023 wird diese Tradition gepflegt. Bei einer Waldbegehung wurden aktuelle Entwicklungen vorgestellt.

Auf Einladung von Bürgermeister Thomas Schneider nahm Martin Köllner, Geschäftsleiter der Forsteinrichtung Nord im Regierungspräsidium Freiburg, diese historisch bedeutsame Amtshandlung am Freitagnachmittag vor.

Mit der ersten Station im Fischerbacher Gemeindewald präsentiert Revierleiter Frank Werstein dem Gemeinderat bei der Waldbegehung ein wahres Wald-Idyll. „Auf der Fläche haben zwei Generationen von Förstern und Waldarbeitern alles richtig gemacht“, entfährt es auch Mario Herz, dem Amtsleiter im Forstbezirk Wolfach. Zum Vor-Ort-Termin anlässlich der Forsteinrichtung für die Jahre 2023 bis 2032 führt Werstein die Gruppe durch einen Parcours von vier Waldbildern.

Passend zum ersten Waldbild „Ökologie“ schmettert ein Schwarzspecht dankbar sein Lied, haben ihm die Verantwortlichen doch eine in 20 Metern Höhe abgebrochene Buche als Habitat-Baum stehen lassen. Ein halbes Dutzend Höhlen hämmert der Schwarzspecht aus dem Stamm, „Schwarzspecht-Weibchen sind wählerisch“, so Herz, die nicht eigengenutzten Höhlen kommen auf den freien Wohnungsmarkt und werden von Tauben, Fledermäusen, Haselmäusen oder Wildbienen genutzt.

Knapp 100 Meter weiter ändert sich das Bild, die Bäume stehen dichter, zwei circa 150-jährige Fichten markieren, wenn man so will, die Vergangenheit des Fischerbacher Gemeindewalds. Auf zwei Drittel der Fläche ist es um die Naturverjüngung gut bestellt, die Urenkel-Generation wächst kostenlos nach und ist perfekt an den Standort angepasst. Hier müsse kaum nachgesteuert werden, um den Wald klimafit zu machen, führt Köllner aus. Für junge Fichten ist es in dem Wald zu hell. Da auch die Jagdpächter einen guten Job machen, kommen die jungen Weißtannen ohne Wildverbiss durch. Unter dem Wurzelteller einer vom Sturm entwurzelten Fichte fördert Werstein „waldbodengekühlt“ Bier und Sekt zutage. Dann geht es weiter zur dritten Station, wo Werstein gemeinsam mit Grundschülern circa 170 Elsbeeren angepflanzt hat, eine aus einer Handvoll neuer Baumarten, von denen die Forstwissenschaft hofft, dass sie besser mit den künftig trockenen und heißen Sommern fertig werden. Eine Wette auf die Zukunft, die sich auch finanziell lohnen könnte, bringen doch schöne Elsbeere-Stämme schon heute bis zu 3000 Euro pro Festmeter, gerät Werstein ins Schwärmen. Von den Bäumchen werden vielleicht zehn ins Erwachsenenalter kommen, während Fichte, Tanne und Buche in den angrenzenden Flurstücken nach und nach als Folge des Klimawandels ausfallen.

An der letzten Station erläutern Werstein und Köllner Holzeinschlag und Erlös der letzten zehn Jahre, ab 2017 konnten die geplanten Jahreshiebe nicht mehr realisiert werden. Mal war der Holzpreis im Keller, mal waren die Waldarbeiter fast ausschließlich mit dem Beseitigen von Sturm- und Käferholz beschäftigt.

100 Zukunftsbäume werden geastet

Dank der Vorarbeit der früheren Generationen beim Asten der jungen Bäume konnten in dieser Zeit für den Fischerbacher Gemeindewald dennoch Gewinne erzielt werden. Werstein und Herz werben für diese traditionelle Art der Waldbewirtschaftung. Im neuen Zehnjahresplan sollen jährlich etwa 100 ausgesuchte Zukunftsbäume geastet werden. Revolutionäre Neuerungen sind für die kommenden zehn Jahre laut Forsteinrichter Köllner nicht zu erwarten. Auf ausgesuchten Flächen werde versucht, klimaresiliente Baumarten zu etablieren, mit Sachverstand werde über einen erhöhten Hiebsatz auf von Trockenheit und Käferbefall bedrohten Standorten der Holzvorrat abgebaut. Langfristig soll sich der bisher von Fichten geprägte Wald durch Naturverjüngung in einen baumartenreichen Mischwald wandeln. Wenn eine Baumart dem Klimawandel nichts mehr entgegenzusetzen habe, bleibt auf der Fläche der Wald mit den übrigen Baumarten erhalten, so die Hoffnung auch von Bürgermeister Thomas Schneider. Der Wandel geschehe für die Bevölkerung zumeist weitgehend unbemerkt. So seien im Eschbach im April über ein Dutzend Weißtannen durch Käferbefall abgängig. Die Bäume würden zeitnah von den Waldarbeitern gefällt, für den Gemeinderatstermin hatten die Arbeiter die todkranken Bäume eigens noch stehen lassen. Früher hätten die Bäume die Schädlinge in der Borke mit Harz ertränkt. Nach den trockenen Sommern der vergangen Jahre mangele es den Bäumen an Flüssigkeit. In manchen Gemeinden in der nördlichen Rheinebene versuchten die Kommunen in ihrer Verzweiflung mit Beregnungseinsätzen durch die Feuerwehr zu helfen, so Köllner.

Beschluss

Nach der dreistündigen Waldbegehung beschloss der Gemeinderat abschließend einstimmig die Forsteinrichtung für die nächsten zehn Jahre und den Forstbetriebsplan für das Jahr 2023, dieser sieht einen planmäßigen Hiebsatz von 1100 Festmetern und einen Gewinn von 50 000 Euro vor.