Zahlreiche Bürger erarbeiten in Gruppen Ideen zur Nutzung des Kindergarten-Geländes in Tumlingen. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Bürger diskutieren mögliche Nachnutzungen des ehemaligen Kindergarten-Geländes in Tumlingen

Der ehemalige Kindergarten in Tumlingen soll in diesem Jahr noch abgerissen werden. In diesem Zusammenhang lud die Gemeindeverwaltung die Einwohner Tumlingens zu einer Bürgerbeteiligungsveranstaltung ein, um Vorschläge für eine mögliche Nachnutzung des Geländes zu sammeln.

Waldachtal-Tumlingen. Insgesamt 43 Bürgerinnen und Bürger fanden sich dazu im Gemeindesaal Tumlingen ein und erarbeiteten in sechs Gruppen verschiedene Ideen zur Nutzung und Neugestaltung des Geländes.

Ebenso steht derzeit noch offen, was nach dem Bau des zentralen Rathauses mit dem Rathaus in Tumlingen geschehen soll. Diese Frage warf Bürgermeisterin Annick Grassi in den Raum und bat um Vorschläge von Seiten der Bürger. Das Rathaus wurde zwar zum Verkauf ausgeschrieben, einen Käufer habe die Gemeinde jedoch bisher noch nicht gefunden, so Grassi. Falls sich kein Käufer für das Rathaus finden lasse, so könne die Gemeinde mit den Ideen der Bürger mögliche Konzepte erarbeiten. Bevor die Gruppen in die Ideenfindung starteten, gab Grassi zu bedenken, dass auf dem Kindergarten-Gelände mit einer Offenlegung der Waldach zu rechnen sei. Im Zusammenhang mit dem Starkregenrisikomanagement und der Renaturierung der Waldach rechnet die Gemeinde mit Zuschüssen bis zu 85 Prozent. Die bestehende Verdolung dürfe nicht überbaut werden sowie auch das unterirdische Wasserrückhaltebecken.

Ortsvorsteher Kurt Kübler machte darauf aufmerksam, dass die Firma Fischer auf dem angrenzenden Gelände Wohnungen für Azubis und DH-Studenten entstehen lassen will. Daran grenzt wiederum das Gelände des ehemaligen Gasthauses Ochsen an, welches die Gemeinde beabsichtigt zu erwerben. Kübler regte an, die Firma Fischer in die Planungen miteinzubeziehen. Vielleicht könne so ein Korridor geschaffen werden, welcher alle drei Grundstücke miteinander verbindet. "Das würde das Kindergarten-Gelände auch für die Studenten attraktiv machen", argumentierte Kübler. Circa eine halbe Stunde lang erarbeiteten die Gruppen verschiedene Ideen und stellten diese in einer anschließenden Präsentation vor. Bürgermeisterin Grassi sowie Haupt- und Bauverwaltungsamtsleiterin Heike Finkbeiner standen den Bürgern währenddessen für Rückfragen zur Verfügung.

Zahlreiche Ideen

Die Ideensammlung der Einwohner ergab unter anderem, dass diese sich einen Wasserpark, Tumlinger Cityplatz, Natur- und Erlebnispark sowie einen Festplatz auf dem Kindergarten-Gelände vorstellen könnten, aber auch Parkplätze sowie ein Buswartehäuschen wurden vorgeschlagen. Die Bürgerinitiative "Erhalt der Ortsmitte" (BI), vertreten durch Ortschaftsrat Patrick Kuhn, befasste sich bereits seit dem vergangenen Jahr mit der Thematik. Diese setzten mit einem Brief an den Ortschaftsrat Tumlingen, welcher in Verbindung mit 94 gesammelten Unterschriften der Einwohner übergeben wurde, ein erstes Zeichen zum Erhalt des Kindergarten-Geländes. Das durch Kuhn vorgestellte umfassende Konzept der BI zum "Schneggeplätzle" beinhaltete viele verschiedene Möglichkeiten zur Gestaltung. Darunter ein Grill-, Spiel- und Bolzplatz, Kräuter- und Pflanzengärten sowie ein Schwimmbecken. Grassi stellte abschließend fest, dass sich die Mehrheit für den Erhalt der Grünanlagen aussprach. Durchaus könne sie sich auch eine vorübergehende Lösung vorstellen, da der Zeitraum zur Offenlegung der Waldach noch ungewiss sei.

Zur künftigen Rathaus-Nutzung schlugen die Bürger vor, dass daraus ein Ärztehaus, Archiv und Ausstellungsort, Kunsthaus sowie ein Gebäude für "Start-Up-Unternehmen" entstehen könnte. Auch eine Vermietung der Räumlichkeiten an Vereine oder die Schaffung von Besprechungs- und Tagungsräumlichkeiten für Firmen konnten sich die Bürger vorstellen. Ebenso fragten sich die Anwesenden, warum die Firma Fischer nicht das Rathaus für die Unterbringung seiner Azubis und Studenten nutzt. Dies wäre allerdings erst möglich wenn der Umzug der Gemeindeverwaltung in das neue zentrale Rathaus erfolgt ist. Die rechtzeitige Deckung des zusätzlichen Wohnraumbedarfs für die Fischer-Azubis und Studenten sei daher nicht gewährleistet. "Wir stehen in engem Kontakt mit der Firma Fischer, aber wir müssen die konkrete Planung abwarten", erklärte Grassi.

Weiterer Wohnraum

Ein Bürger Tumlingens machte darauf aufmerksam, dass weiterer Wohnraum ein wichtiger Aspekt zur Belebung des Ortskerns sei. Dieser merkte ferner an, dass der Ortschaftsrat Tumlingen mit den Beschlüssen zur Schließung des örtlichen Kindergartens und dem Verkauf des Rathauses in Vorleistung gegangen sei. "Ich hoffe, dass uns die Gemeinde finanziell keinen Stopper in das Projekt Dorfplatzgestaltung reinhaut. Ich denke, wir haben ein Recht auf finanzielle Mittel zur Umsetzung des Projekts", argumentierte der Bürger, woraufhin einige Personen im Saal applaudierten. "Wir werden sicherlich nicht alles umsetzen können und auch nicht sofort", dämpfte Grassi die Erwartungen der Einwohner. Dennoch hofften einige Bürger, dass die Gemeinde nach dem Abriss des Kindergartens zeitnah handelt, sofern "ein paar Euro" im Haushalt übrig seien. Um die finanziellen Möglichkeiten besser abwägen zu können, müsse zunächst ein Ingenieurbüro mit der Planung beauftragt werden, so Grassi. Hierbei verdeutlichte die Bürgermeisterin ebenso, dass die Offenlegung und Renaturierung der Waldach in diesem Gebiet voraussichtlich über eine Million Euro in Anspruch nehmen wird. Die Gemeinde will nach dem Abriss des Kindergartens eine zweite Bürgerbeteiligung zur Dorfplatzgestaltung im Frühjahr 2020 veranstalten.