Lützenhardt: Kein Bürstenmacher-Ort mehr, sondern beliebt bei Touristen Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Der Ortsvorsteher in Lützenhardt blickt optimistisch in die Zukunft des Luftkurorts

Waldachtal-Lützenhardt. Lützenhardt im Wandel der Zeit: Einst Bürstenmacher-Ort und dann aufblühender Luftkurort. Wie ist es um den Tourismus heute, die Infrastruktur und Zukunftsfähigkeit bestellt? Wir erörterten dieses Thema mit Ortsvorsteher Ludwig Blum. Als Omnibusunternehmer-Inhaber von Katz Omnibus in Freudenstadt verfügt der 65-Jährige über Know-how in Sachen Geschäftssinn, Wirtschaftlichkeit und Perspektiven-Entwicklung.

Hat Lützenhardt den Spagat vom Bürstenmacher-Ort über den Höhenflug Tourismus ins heute geschafft?

Ich würde die Entwicklung vom Bürstenmacher-Ort zum Tourismus nicht als Spagat werten, sondern es ist eine ständige Weiterentwicklung zu einem wichtigen Wirtschaftszweig im Waldachtal.

Bröckeln die Hotel- und Gaststätten-Betriebe?

Die Veränderungen im Hotel- und Gaststätten-Gewerbe sind bedingt durch Generationswechsel oder altersbedingt. Veränderungen sollte man als Chance sehen. In Lützenhardt gibt es 20 Hotels und gastronomische Betriebe und zahlreiche Ferienwohnungen.

Wohin geht die Reise im Tourismus?

Die Übernachtungszahlen steigen von Jahr zu Jahr: 2016 waren es 263 828 und 2017 etwa 280 000. Damit ist Waldachtal in den letzten Jahren immer unter den Top 15 der Gemeinden und Städten im gesamten Schwarzwald.

Wie kann das Prädikat Luftkurort zukunftsfähig gemacht werden?

Die Gemeinde Waldachtal hat durch verschiedene Maßnahmen in den letzten Jahren bereits den Grundstein gelegt: Der wunderschöne Waldachtaler WellnessWald ist einzigartig in Deutschland. Und das Gesundheits-Tal im sanften Schwarzwald. Im Waldachtal ist alles auf Heilung ausgelegt: Der Krabbenweg, zwölf Gesundheitswege, Themenwege, schonende Wanderungen und Naturerlebnisse. Das gesunde Klima wird durch das staatliche Gütesiegel Luftkurort garantiert.

Wie stellt sich die wichtige Infrastruktur heute dar?

Meiner Meinung nach sollte man nicht einzelne Teilorte sehen, sondern Waldachtal im Gesamten. Wir haben in Waldachtal mit den Tourismus-Betrieben und den guten Industrie-Betrieben Marktführer und eine sehr gute Infrastruktur.

Welche Defizite müssen angegangen werden?

Das Wir-Gefühl im Waldachtal muss gefördert werden, um Aufgaben gemeinsam lösen zu können.

Ist Lützenhardt heute attraktiv für Neubürger?

Lützenhardt beziehungsweise Waldachtal ist für Neubürger attraktiv: Busverkehr mit Anbindung nach Freudenstadt und Horb ist vorhanden. Die ärztliche Versorgung ist gesichert. Zahnarzt, Apotheke und Banken sind vor Ort. Wir verfügen über eine gesicherte Nahversorgung, drei Kindergärten und eine Gemeinschaftsschule.

Auch für junge Familien?

Ich beobachte den Zuzug von jungen Familien mit Kindern. Sie schätzen das Landleben, die Natur, die Ruhe, die Rückzugsoasen. Sie bevorzugen den ländlichen Raum vor dem hektischen Stadtleben. Wir haben in Lützenhardt kaum noch leer stehende Häuser.

Wohin kann sich Lützenhardt weiter entwickeln?

Wir sollten uns überlegen, wie Waldachtal sich weiter entwickeln kann und dadurch jeder Ortsteil einen Mehrwert erfährt.

Welche generellen Projekte können den Ort voranbringen?

Betreutes Wohnen ist ein großes Projekt in Lützenhardt und befindet sich in Planung. Auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik Strobel soll gegenüber dem Reisebüro Schweizer eine neue Anlage entstehen. Seit etwa acht Jahren arbeite ich zielführend an diesem Vorhaben.

Wie soll das finanziert werden in Zeiten leerer Kassen?

Lützenhardt kann ja nicht mehr selbst über die Finanzen entscheiden. Das liegt in der Zuständigkeit der Gemeinde Waldachtal. Teilweise sind private Investoren für Projekte in Lützenhardt vorhanden. Das stimmt mich optimistisch, das eine oder andere realisieren zu können.

Die Fragen stellte Walter Maier.