Für Maria Matteis in Hörschweiler runden sich heute neun Lebensjahrzehnte. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Maria Matteis feiert heute ihren 90. Geburtstag / Eine lebenslustige Persönlichkeit aus Vesperweiler

Sie ist eine absolut lebenslustige Persönlichkeit und liebt die Geselligkeit: Maria Matteis, die am heutigen Donnerstag ihren 90. Geburtstag feiert, stammt aus der "Linde" in Vesperweiler.

Waldachtal-Hörschweiler. Heute noch stimmt sie beim Linde-Stammtisch in Vesperweiler Sonntagabends die Lieder an. Singfreudige Gäste setzen auf sie: "Maria, fang du an." Der heutige Lindenwirt Reiner Kübler ist ihr Patenkind: "Das ist meine Heimat heute noch. Ich bin gern daheim", sagt die gebürtige Mönchhoferin.

1951 heiratete sie Hugo Matteis aus Reutlingen, der damals Lehrer in Cresbach war. Zur öffentlichen Hochzeit in der "Linde" fuhr Franz Schweizer Senior die Leute mit dem Bus. "Wir haben ein Schwein und ein Kälble geschlachtet und ein Fass Wein in Maikammer bestellt", weiß die heutige Jubilarin zu berichten. In ihrer elterlichen Gaststätte im Mönchhof war so viel Betrieb, dass die Gäste in Etappen Einlass fanden. Anderntags wurde auch die sogenannte Nach-Hochzeit gefeiert. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor: Ekkehard (1952, heute Bietigheim-Bissingen), Dietmar (1953, Hörschweiler), Sylvia Kindermann (1955, Hörschweiler), Siglinde Janus (1956, Tumlingen), Reinhold (1960, Tumlingen) und Ute (1962, Berlin). Sieben Enkel und ein Urenkel gratulieren heute. Tochter Ute sagt: "Unsere Mutter kann es gut mit Kindern." Jede Woche bekommt sie Besuch von Enkelin Ina mit ihrer vier Monate alten Urenkelin Anna. Sohn Dietmar erzählt: "Als sie im Krankenhaus war, haben ihr die Nachbarskinder Bilder gemalt."

Eltern betrieben Gasthaus

Ihr schon vor 28 Jahren verstorbener Mann Hugo Matteis (1928-1990), engagierte sich in Waldachtal als Dirigent des Gesangvereins Harmonie Tumlingen-Hörschweiler, des Gesangvereins Schopfloch und des Akkordeonspielrings Waldachtal. Über 30 Jahre spielte er die Orgel in der heutigen Christuskirche. Er arbeitete im evangelischen Kirchengemeinderat und Ortschaftsrat mit und wanderte mit seiner Frau im Schwarzwaldverein Waldachtal. Ob seiner Verdienste schuf der Schwarzwaldverein ihm einen öffentlichen Gedenkplatz in Hörschweiler und pflanzte eine Gedenk-Eiche.

Die Eltern der Jubilarin, Christian Kübler und Anna-Maria "Marie", geborene Schittenhelm, betrieben das Gasthaus Linde in Vesperweiler. Sie arbeitete zusammen mit fünf Brüdern bis zu ihrer Hochzeit zu Hause in der Gaststätte und in der Landwirtschaft. Ende der 1920er-Jahre hat ihr Vater Christian Kübler die Konzession der alten "Linde" am Bußberg gekauft und auf seine neue Wirtschaft übertragen. Als Maria drei Jahre alt war, ist die "Linde" 1931 abgebrannt. Das Gasthaus ist gleich wieder aufgebaut worden. "An Weihnachten sind wir wieder eingezogen." Übrigens: Im Mönchhof, wie Vesperweiler ob seiner mönchischen Vergangenheit heißt, sind beide Linde-Wirtschaften Opfer der Flammen geworden.

Weil vier Brüder als Soldaten einberufen wurden, durfte sie ihr Pflichtjahr im elterlichen Betrieb absolvieren. "Öfters habe ich von der Schule frei bekommen, bis die Saat ausgebracht und die Ernte eingebracht war", erinnert sich Maria Matteis. Weil die französischen Besatzungssoldaten im Wald Kahlhieb machten, musste sie mithelfen, frische Tännle zu setzen. Sie erinnert sich an Zeiten, als sie mit Fahrrädern in die Erzgrube gefahren sind, um Heidelbeeren zu sammeln. Sie machte Heimarbeit für die Dornstetter Puppenfabrik Wernecke. Zuhause half sie ihrem Bruder Wilhelm im Gasthaus, wenn größere Familienfeste oder Veranstaltungen waren.

Pflege der Mutter

Da ihr Mann Hugo als Lehrer nach Gräfenhausen/Birkenfeld bei Neuenbürg versetzt wurde, lebte sie mit ihm achteinhalb Jahre dort. Mit ihren zwei ältesten Söhnen kehrte sie zwischendurch für fast zwei Jahre zurück nach Vesperweiler, pflegte ihre Mutter bis zu ihrem Ableben 1954, führte den Haushalt in der "Linde" und übernahm Melkarbeiten. Zwei Jahre lang pflegte sie später auch ihre Schwiegermutter aus Reutlingen. Ab 1960 zog die Familie in das Hörschweiler Schulhaus ein, weil ihr Mann in Hörschweiler/Tumlingen einen Lehrauftrag bekam. Nach Friedrich Schneck wurde er hier Schulleiter. Ab 1967 wechselte er nach Schopfloch, wo er ab 1968/69 bis 1990 als Rektor an der dortigen Grund- und Hauptschule wirkte. Hauptsächlich war Maria Matteis als Mutter und Hausfrau damit beschäftigt, ihre sechs Kinder großzuziehen. 1980/81 bauten Hugo und Maria Matteis ein Einfamilienhaus in der Siedlung Käppele in Hörschweiler.

Früher wanderte sie im Schwarzwaldverein trotz einer Geh-Beeinträchtigung und in der Wandergruppe Tumlingen-Hörschweiler. Heute besucht die agile Seniorin jede Woche das Senioren-Café im Rathaus Hörschweiler und geht gern in den evangelischen Frauenkreis. "Ich bin froh, dass ich noch meine Sachen machen kann", erklärt die rüstige Schwäbin, die gern in ihrem Hausgarten arbeitet und passioniert mit Stricken beschäftigt ist. "Sie ist gut in Heimarbeit", bestätigt ihre Tochter Ute. Zu ihrer Geburtstagsfeier am kommenden Samstag erwartet sie auch Bäsle und Vetter – Nichten und Neffen – alles Nachfahren von der "Linde".