Musikalisch trug unter anderem der Kirchenchor Waldachtal zur Unterhaltung bei. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Brasilianerin erzählt wie Menschen ans Ende ihrer Kraft kommen / Großes Erntebittfest auf dem Bibelweg in Waldachtal

Das Erntebittfest feierten Christen auf dem Schellenberghof beim Bibelweg in Waldachtal auf Einladung des Vereins Biblischer Rundwanderweg und der evangelischen Kirchengemeinde. Bei hochsommerlichem Wetter erlebten die Teilnehmer eine gute Gemeinschaft.

Waldachtal. Hunderte von Besucher strömten zum größten Fest des Jahres auf den Bibelweg. Sie schätzten neben dem Auftanken für die Seele auch das vielfältige schmackhafte Mittagessen mit Salaten und die selbstgebackenen Kuchen. Herausragend war wieder das vorbildliche Engagement der Familie Kaufmann mit Kinder vom Schellenberghof und aller freiwilligen Mitarbeiter. Renate und Manfred Rohn zauberten wieder einen herrlichen Blumenschmuck auf die Tische.

Vize-Vorsitzender David Keppler und Grafikdesignerin Melanie Züfle stellten den neuen Flyer für Kinder vor und machten auf das Angebot für Gruppenführungen aufmerksam. Beate Mast scharte die Kinder um sich zum biblischen Thema "Rut". Vier Alpakas zogen die Blicke auf sich: Das fünfjährige weiße Muttertier Lina, deren brauner Nachwuchs, die eineinhalb jährige Lissi und die drei Monate alte Babsi, sowie die hellbraune einjährige Rosi bildeten eine kleine Tiergruppe auf der Wiese. Zuhause in Oberiflingen, so erzählte Besitzer Johannes Fischer, weide eine zwölf Alpakas große Herde. Er schätzt besonders deren ruhiges Wesen. Die Wolle der Tiere, von denen dieses Jahr noch vier Fohlen das Licht der Welt erblicken sollen, lassen die Fischers zu Steppdecken verarbeiten. Kinder freuten sich besonders an den Alpakas, die ansonsten in Südamerika beheimatet sind.

Der Posaunenchor Waldachtal unter seinem neuen Leiter Tobias Gegenheimer gestaltete den Gottesdienst feierlich mit und erfreute mit "Shine, Jesus, Shine". Mit Chorleiterin Katharina Wilding trug der evangelische Kirchenchor Waldachtal durch "Dass die Sonne jeden Tag, dass du Gemeinschaft schenkst" über "Pacem Domine" (Verleih uns Frieden gnädiglich) bis zu "Bleib mir nah" zum Gelingen bei. Diakonin Ellen Schopf betete mit den Christen Psalm 27 – Der Herr ist meines Lebens Kraft. Durchtragen in schweren Zeiten empfahl sie im Vertrauen auf Gott, auch wenn Ängste kommen und Sorgen uns plagen. Die Diakonin formulierte die Erntebitte: "Segne deine Gaben an uns und alle, die davon leben. Dein ist alles, was wächst und vergeht." Vorsitzender Siegfried Holstein erbat den Segen für die Ernte und die Menschen.

Pastor Gottfried Holland predigte zum Thema "Helfen". Weil er früher mit Familie 13 Jahre in Freudenstadt wohnte und bei den Apis im Bezirk Freudenstadt (einer freien Organisation innerhalb der evangelischen Kirche) tätig war, kannten ihn viele unter den Besuchern. "Ich habe die Anfänge des biblischen Rundwanderwegs unter Pfarrer Wolfgang Lange mitbekommen. Bei meinem ersten Besuch 1995 war ich begeistert." Er sagte: "Es ist großartig, welche unterschiedlichen Gaben Gott in Menschen hineinsteckt." Seit elf Jahren arbeitet Holland in Schwieberdingen als Geschäftsführer der Gnadauer Brasilien Mission. Er zitierte aus Matthäus 9,35-38: "Die Ernte ist groß, aber wenige sind deine Arbeiter. Darum bittet den Herrn, dass er Arbeiter in seine Ernte sende." Wir Menschen bräuchten Hilfe in unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Das sei schon zu Zeiten Jesu in Israel so gewesen. Gebrechen habe es damals gegeben und heute. Selbst bei Streit in Ehen und Familien brauche man seine Hilfe. Jesus greife ein und schenke Ewigkeit durch Vergebung.

Nilva Brendler (55), eine brasilianische Mitarbeiterin der Gnadauer Brasilien-Mission, die in diesen Wochen mit dem württembergischen Pfarrer unterwegs ist, berichtete von ihrem schweren Schicksalsschlag im Jahr 1995, als sie bei einem Autounfall ihren Ehemann, ihre dreieinhalbjährige Tochter Vanessa, die eine christliche Sängerin werden wollte, und ihre Mutter verloren hat. Sie und ihr Vater überlebten schwer verletzt. Sie erzählte, wie Menschen ans Ende der eigenen Kraft kommen und wie Jesus Christus ihr geholfen habe. Anfänglich konnte sie nicht mehr, auch nicht mehr beten. Inmitten des Zorns und der Tränen sagte sie: "Herr, du bist kein gerechter Gott." Die Brasilianerin schilderte in bewegenden Worten, wie sie mit Gott haderte und durch Psalmen zu einem neuen, stärkeren Glauben fand.

Geschwister im Glauben aus Deutschland schrieben ihr tröstende Worte: "Wir beten für dich und deine Tochter Fernanda." Sie ist die zweite Tochter von Missionarin Nilva. Es war für sie eine Art Gebetserhörung. Dass Gott noch einen Plan mit ihr hatte, habe ihr Kraft gegeben. Beeindruckt von der Liebe der deutschen Geschwister bereist sie jetzt dieses Land in Europa. Pfarrer Gottfried Holland meinte: Der Mensch brauche Hilfe von Gott, wo drei Generationen aus dem Leben gerissen wurden und die Ehefrau und Mutter hilflos alleine dagestanden sei. Er zeichnete eine hoffnungsvolle Perspektive auf. "Jesus Christus hilft im Leben, auch wenn Leid über uns hereinbricht." Er baute eine Brücke zum Bibelweg in Waldachtal, wo es Menschen helfen könne, zum Glauben zu kommen. Seit 19 Jahren, so Holland, kenne er diese hilfreiche Einrichtung, wo biblische Texte in anschaulicher Form dargestellt sind. Vorsitzender Siegfried Holstein kündigte an, dass es zum Erntebittfest am Sonntag, 28. Juni 2020, anlässlich des 20. Jubiläums besondere Überraschungen geben werde.

Geführte Touren für Kinder-, Jugend- und Konfirmandengruppen bietet der Verein Biblischer Rundwanderweg als interaktive Touren in Begleitung eines Guides an. Solche Touren können über die Kontaktdaten auf der Internetseite www.birwa.de angefragt werden. Auch Führungen für Erwachsenen-Gruppen können angemeldet werden bei Familie Rein, Telefon 07443/57 27.