Original Schwarzwälder Trachten und eine gemütliche Stube sind der ganze Stolz von Museumsmutter Franziska König. Die 84-jährige bewahrt das Erbe ihres Vaters Pius Wittich. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Im Lützenhardter Heimatmuseum von Franziska König ist Schwarzwälder Kulturgut erlebbar

Mit dem Heimatmuseum birgt der Luftkurort Lützenhardt ein wahres Juwel. Franziska König als die gute Seele des Raritäten-Kabinetts an der Waldach erzählt kulturell Interessierten, wie die Exponate den Weg hierher fanden und welche Geschichten sich darum ranken.

Waldachtal-Lützenhardt. Das Kleinod an der Waldach bietet eine interessante Zeitreise in die Vergangenheit. Es gilt als Geheimtipp für Feriengäste. Klingeln an der Museumspforte in der Hauptstraße 6 lohnt sich allemal. Gruppen ab fünf Personen führt die 84-jährige Franziska König selbst durch das Museum.

Das heimelige Museum liegt mitten im Herzen von Lützenhardt. Das Schatzkästlein ist Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Einzigartiges aus dem Schwarzwald tut sich auf. Die Entdeckungsreise nimmt etwa eine halbe Stunde Zeit in Anspruch. Nur ein kleiner Unkostenbeitrag von zwei Euro für Erwachsene und einem Euro für Kinder ab sechs Jahren wird erhoben, damit die seltenen Ausstellungsstücke für die Nachwelt erhalten werden können.

Nostalgie pur wohin man schaut: Beim Betreten der Black-Forest-Holzhäuser offenbart sich eine Privatsammlung mit viel Liebe zum Detail. Randvoll sind die Stuben mit Trachten, Schwarzwalduhren und altem Handwerk. Die Museumsbesitzerin bewahrt das Erbe ihres verstorbenen Vaters Pius Wittich (1911-1996), der früher als Handelsreisender für Bürsten und Textilien ausgewählte Sammelstücke vom Rhein bis zum Neckar, insbesondere aus dem Schwarzwald, im Tauschhandel mühevoll zusammengetragen hat.

Insbesondere dem Lützenhardter Bürsten- und Besenmacherhandwerk aus dem vorletzten Jahrhundert wird hier in den gemütlichen Stuben der Familie König ein Denkmal gesetzt. Eine Bürsten-Werkstatt von anno dazumal gewährt Einblicke in ein Handwerk, das in Lützenhardt in ärmlichen Zeiten einmal die Lebens- und Überlebensgrundlage für viele Familien bildete. Ende des 18. Jahrhunderts siedelten sich zahlreiche Kleinhandwerker und Händler im Breitenbachtal an. Sohn Pirmin König weiß einen alten Spruch: "Neue Besen kehren gut, doch die alten wissen, wo der Dreck liegt."

Raritäten aus der Heimat

Ein unerschöpflicher Fundus von Raritäten aus der Heimat beherbergt die Schwarzwälder Heimatstube. Das Museum zeigt weit mehr als Bollenhut und Kuckucksuhr. Ein Nostalgie-Fenster nach dem anderen öffnet sich und lässt den Betrachter staunen. Volkstrachten aus vielen Schwarzwaldtälern warten darauf, bewundert zu werden. Eine Schappel aus Sankt Roman erweist sich als Perle in der einzigartigen Sammlung. Heimatmuseumsmutter König gewinnt vollends die Sympathien ihrer Besucher, wenn sie diese in Original Schwarzwälder Trachten schlüpfen lässt.

Ans Herz gewachsen ist der Museumsmutter ein handgestricktes Taufhäubchen, das mit Perlen besetzt ist. Ein 300 Jahre altes Gebetsbuch hat alle Wirren der Zeit überstanden. Unter vielen alten Bibeln findet sich "das kleinste Gebetsbuch der Welt". Handbemalte Uhren aus dem 17. und 18. Jahrhundert ticken vor sich hin. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Eine Spieluhr fasziniert Jung und Alt wie vor über 100 Jahren. König macht auf etwas ganz Besonderes aufmerksam: Alle halbe Stunde spielt die Max- und Moritz-Uhr den Besuchern einen kleinen Streich. Schmucke Taschenuhren mehren das leibhaftige Nostalgie-Erlebnis.

Stuben-Atmosphäre typischer Schwarzwald-Bauernhöfe vergangener Tage wird lebendig: Esstisch, Nähtisch und Spinnrädle geben sich ein Stelldichein. Feierabend-Pfeifen aller Couleur bilden einen Farbtupfer im Sammelsurium. In Miniaturausgabe hat sich ein Schwarzwälder Hochzeitszug aufgestellt. Ein Prachtstück stellt das etwa 200 Jahre alte Mannborg-Harmonium aus dem Lager der königlichen Hofpiano-Fabrik Carl A. Pfeiffer in Stuttgart dar. Und noch eine Kuriosität: Im Heimatmuseum wird auch eine Elle aufbewahrt, die in Württemberg 60 Zentimeter und in Baden 50 Zentimeter gemessen hat. So erklärt sich der Unterschied zwischen Württembergern und Badenern im vereinten Baden-Württemberg.

Ansprechpartnerin für das Heimatmuseum ist Franziska König, Telefon 07443/6333.