Farbenprächtige Blumenteppiche zogen bei der großen Fronleichnamsprozession in Lützenhardt Hunderte von Besuchern an. Foto: Maier

Tradition: Fronleichnamsprozession mit einfallsreichen Motiven / Tolle Gemeinschaftsleistung der Katholiken in Waldachtal

Lützenhardt spielt seit einigen Jahren mit im Konzert der großen Fronleichnams-Prozessionen im Ländle. Am gestrigen Feiertag pilgerten wieder Hunderte von Katholiken in den Luftkurort an der Waldach, um die kunstvollen Blumenteppiche zu bestaunen. Andrea Kaupp bringt es auf den Punkt: "Es ist unser schönstes Fest des Jahres!"

Waldachtal-Lützenhardt. Alles gereicht zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen – das ist die Motivation. An die 70 Helferinnen und Helfer waren heuer wieder im Einsatz, um 45 Motivtafeln kreativ zu gestalten. Bienenfleißig arbeitete die große Helferschar am gestrigen Fronleichnamstag schon früh ab 4 Uhr wie schon die Tage davor. Auch ein frühmorgendlicher Gewitterregen konnte das Vorhaben nicht durchkreuzen.

"Sorge hatten wir dieses Jahr schon, dass wir nicht genügend Wiesenblumen zusammenbekommen", meinte Organisatorin Hildegard Blum entgegen aller Befürchtungen, dass die Blumen wegen des späten Festtermins schon abgeblüht sind. Sie freute sich: "Wir haben üppig Blumen. Es hat gereicht. Danke sagen wir für Blumenspenden aus Hausgärten." Hildegard Blum berichtet: "Ein paar Neue – etwa zehn Frauen – haben sich begeistern lassen und helfen mit." Anstelle von Magdalena Störzer haben Sabine Harr, Carolin Rohrbeck und Waltraud Dietrich jetzt die Anlage des großen Blumenteppichs vor dem Pavillon im Kurgarten übernommen.

Pfarrer Anton Romer lobte die freiwilligen Helferinnen und Helfer, die viel Mühe, Fleiß und Herzblut für einen "wunderschönen, sehr langen Blumenteppich" investierten. Über diesen werde Jesus Christus in Gestalt des Brotes in der Monstranz, das goldene Tragegefäß, getragen. "Wir führen dabei den Brauch aus dem 13. Jahrhundert fort." Begleitet werde dies durch Gebet, Gesang, Musik und werde verehrt durch wundervoll geschmückte Blumenteppiche. Die Musikkapelle spiele dabei zur Ehre Gottes. Die Gläubigen tun das, so Romer, was Jesus seinen Jüngern beim letzten Abendmahl aufgetragen hat: "Tut dies zu meinem Gedächtnis." Gott werde gegenwärtig im Sakrament der Liebe. Er schenke sich uns im Brot des Lebens.

Das Fest Fronleichnam wurde erstmals im Jahre 1246 im Bistum Lüttich gefeiert. Ihren Höhepunkt an festlicher Gestaltung erreichte die Prozession im 17. und 18. Jahrhundert. Fronleichnam kommt aus dem Altdeutschen und besteht aus zwei Teilen: "Vron" bedeutet Herr und "Lichnam" steht für Leib und meint "Heiliger Leib des Herrn". Jesus als Brot des Lebens, so Pfarrer Romer, könne den Hunger der Seele nach Liebe, Frieden und ewigem Heil stillen. Das Fronleichnamsfest kommt einem öffentlichen Glaubenszeugnis gleich.

Pfarrer Romer sprach von einer besonderen Herausforderung, als es früh morgens zu regnen begann. Das Gottvertrauen, die Zuversicht, hat sich ausgezahlt. Alle Anstrengungen wurden durch sonniges Wetter bei der Prozession belohnt. Die Musikkapelle Cäcilia unter Leitung von Dietmar Harr führte den Festzug an. Kinder streuten Blumen auf dem mehr als 400 Meter langen Weg vom Kurgarten zur Herz-Jesu-Kirche. Sie sangen das Lied "Jeder Schritt auf dieser Erde". Hans Denner (87), Manfred Rohn (80), Dieter Axt und Markus Axt trugen den "Himmel", den Stoffbaldachin. Holzkünstler Hans Rothfuß stellte mehrere seiner schmucken Kapellen-Modelle zur Verfügung. "Der auferstandene Jesus ist unsere Mitte, Freude und Hoffnung für unseren Glauben", wie es eine Lektorin treffend formulierte. Das bewegende Fest klang mit einem Gemeindefest bei der Kirche aus, dessen Erlös zu 50 Prozent dem Kindergarten, zu 25 Prozent dem Missionsprojekt Arari und zu 25 Prozent der katholischen Kirchengemeinde zugutekommt. Der Herz-Jesu-Kindergarten bot ein Kinderprogramm an. Dank galt der Freiwilligen Feuerwehr für die Mithilfe.