Jubilare: Die Berliner Christian und Hannelore Ehl feiern Goldene Hochzeit in Waldachtal
In der Bundeshauptstadt Berlin haben sie den Bund fürs Leben geschlossen, im Schwabenland feiern sie ihre Goldene Hochzeit. Christian und Hannelore Ehl begehen am morgigen Sonntag ihr 50-jähriges Ehe-Jubiläum.
Waldachtal-Lützenhardt. Sie haben Heimat gefunden in Waldachtal: "Hier fühlen wir uns wohl", sagen die Gold-Jubilare. Über Kindergarten, Schule und Vereine haben sie schnell Anschluss gefunden im Kreis Freudenstadt. "Wir haben uns toll integriert und sehr gute Freunde gefunden." Sie sind sich einig: "Wir sind Stadtflüchtlinge aus dem Westen Berlins und wollen nicht mehr zurück in die Großstadt." Sie genießen sie ihren Ruhestand im Ländle.
"Die Haltestelle zum Glück" war ein ungewöhnlicher Ort für Christian, seiner Angebeteten einen Heiratsantrag zu machen. Die Bushaltestelle in Berlin wurde zum Schlüssel für 50 gemeinsame Ehejahre des Charlottenburgers und der Braut aus Wedding. Nach der standesamtlichen Trauung am 17. Februar 1969 um 9 Uhr auf dem Rathaus Wedding traten sie zwei Stunden später in der historischen, evangelischen Dorfkirche Alt-Reinickendorf vor den Traualtar. Sie entschwebten dann via Flugzeug von Berlin nach Hannover und weiter nach Bad Hersfeld, wo sie in der Klosterschenke auf dem Johannesberg in einer kleinen Suite ihre Flitterwochen verbrachten.
Seine erste Wohnung bezog das Paar 1969 in Berlin-Wedding: Ein-Zimmer-Wohnung mit Küche und WC in einem Hinterhaus, Ofenheizung, erste Etage mit "super" Aussicht auf den Hinterhof, Monatsmiete 38 Deutsche Mark. Schon 1970 erfolgte der Umzug in eine neue Wohnung im Polizeipräsidium Berlin-Tiergarten. "Das Wohnklima ist äußerst (furchtbar) fruchtbar", kommentieren der 73-Jährige und die 69-Jährige heute.
Sechs Mal sind sie in ihrem Leben umgezogen. Der Wunsch, auf dem Lande zu leben, ging 1980 in Erfüllung, als sich Christian eine neue berufliche Perspektive bei Schweizer Reisen in Waldachtal eröffnete. 1998 kauften sie, von Schopfloch kommend, ein Reihenhaus im Luftkurort Lützenhardt. Stolz sind sie auf ihre beiden Kinder, die ihren Weg gemacht haben: Sohn Oliver (1970) ist Berufssoldat und lebt mit Frau in Berlin; Tochter Kerstin (1977) hat eine Führungsposition im Deutschen Sparkassenverlag (DSV) inne und wohnt mit Mann und der elfjährigen Tochter Lilli in Ehningen.
Hannelore Ehl, geborene Granel, machte in Berlin eine Ausbildung zur Reisekauffrau und zur Erzieherin. In Waldachtal verantwortete sie bei Schweizer Reisen zwei Jahre lang das In Coming-Geschäft. 35 Jahre lang arbeitete sie auf dem Büro bei Ruef C+C Großmarkt (Edeka) in Freudenstadt und war für die Personalplanung zuständig. Öfters engagierte sie sich als Wirtschafterin für Berliner Ferienlager. Das Jubelpaar singt seit vielen Jahren gemeinsam im Chor Laudate der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde Lützenhardt begeistert neugeistliche Lieder und neuerdings treiben sie Sport im Seniorenturnen in Cresbach. Steckenpferde der Gold-Jubilare sind Lesen, Musik, Opern, Theaterbesuche und ihr schöner Garten.
Christian kocht gern zu Hause und Hannelore reiht sich brav als Casserolier ein. So ist die Rollenverteilung in der Home-Küchenbrigade. Doch an erster Stelle steht Enkelkind Lilli. Beglückt haben die Ehls zusammen mit Freunden viele Kinder in Waldachtal, im Kreis Freudenstadt und bis in den Raum Stuttgart mit ihrer Waldachtaler Puppenbühne "Die Eule", welche Christian Ehl 2012 ins Leben gerufen hat. Nach 30-jährigem Dornröschenschlaf ließ er sein Berliner Puppentheater wieder aufleben. "Momentan ruhen unsere Aktivitäten, weil wir personell nicht vollständig sind", erklärt der Puppenbühne-Direktor. Der Erlös kommt immer einem sozialen Zweck zugute.
Christian Peter Ehl gilt als Multitalent mit Berliner Schnauze und goldenem Humor: Als versierter Reiseleiter, Kult-Moderator, leidenschaftlicher Sänger und Chef der Waldachtaler Puppenbühne ist er weitum bekannt. Er ist ein begabter Unterhalter, ein sprachgewandter Entertainer mit schauspielerischer Begabung und ein sangesfreudiger und frohsinniger Mensch obendrein. Er lebt sein Credo: "Ich möchte vielen Menschen Freude machen." Er hat aus seinem Leben etwas gemacht. Nie machte er einen Hehl daraus, dass er aus familiären Gründen von 1956 bis 1962 in einem Städtischen Kinderheim in Berlin groß geworden ist. Er ist der Sohn eines belgischen Musikers und einer Berlinerin. Sein Vater spielte Geige in mehreren Orchestern.
Selbst zog er sich den Stachel eines Heimkindes: Beim größten Berliner Busreisen-Veranstalter arbeitete er sich vom Betriebsassistenten bis zum Prokuristen hoch. Bei Schweizer Reisen in Waldachtal profilierte er sich von 1980 bis 2010 als Touristikleiter. Bei Südstar-Reisen ist er 1991 zum Prokuristen ernannt worden. Es sollten fast 50 Arbeitsjahre in der Reise-Branche werden, davon 44 Jahre im Bereich Busreise. Schon in Berlin managte er Rundreisen in ganz Europa und heute leitet er noch Busreisen. Er konnte sein Hobby Reisen zum Beruf machen.
Zuerst machte er in Berlin aber eine Ausbildung zum Koch und arbeitete in dem Restaurant Bahnhofterrassen am Zoo. Nicht wenig stolz ist er auf die Note eins in der Praxis, verewigt in seinem Koch-Gesellenbrief. Den Kochlöffel schwang er dann im Hotel am Zoo und kochte auch für die Bundeskanzler Willy Brandt und Ludwig Erhard und den bedeutenden Dirigenten Eugen Jochum. Christian Ehl stand als Laienschauspieler in Schopfloch und Freudenstadt auf der Bühne und singt leidenschaftlich gern im Männerchor der Schwarzwaldlust in Lützenhardt.
Das Jubelpaar feiert das Ehejubiläum erst im Mai in der Schenke in Tumlingen mit rund 60 Familienmitgliedern und Freunden. Christian Ehl zählt 170 Jahre zusammen: "50 plus 50 plus den runden Geburtstag meiner Frau." Der Chor Laudate und der Männerchor MGV Schwarzwaldlust sorgen dann für den richtigen Ton. Die Goldene Hochzeitsreise führt das Paar dieses Jahr in die Weltstadt der Liebe nach Paris.
