Dieter Mezger würde sich über eine Ansiedlung von Eidechsen in seinem Naturpark freuen. Foto: Maier

1000 Eidechsen für Naturpark Bürgle? Gelände bietet gute Voraussetzung.

Waldachtal-Salzstetten - Das Projekt "Eidechsen für Waldachtal" haben die Besitzer des öffentlich zugänglichen Naturparks Bürgle in Salzstetten gestartet. Das Gelände bietet gute Voraussetzung für eine Ansiedlung dieser schützenswerten Reptilien, welche im Zusammenhang mit den Bahnprojekt Stuttgart 21 eine neue Heimat suchen.

"Wir sind bereit, 1000 Mauereidechsen bei uns im Park aufzunehmen", erklären Dieter und Elsbeth Mezger ihre Initiative. "Man müsste lediglich die Eidechsen für uns einfangen und nach Salzstetten in den Landkreis Freudenstadt fahren." Sie wollen einen Beitrag zum Artenschutz leisten.

Schuppige Kriechtiere, ob Mauer- oder Zauneidechsen, stellen für den naturnahen und wilden Park eine Bereicherung dar. Kindergartenkinder, die jede Woche den Park besuchen, oder Familien könnten sich dann auf diesem Gelände auf die spannende Entdeckungsreise nach Eidechsen machen, die meist gut getarnt leben, und diese aus gewisser Entfernung beobachten. Sie sonnen sich gern auf Mauern und Steinen.

Die Familie Mezger hat schon im Oktober 2018 die Verantwortlichen des Bahnprojekts und die Stadt Stuttgart als auch Politiker sowie BUND und Nabu angeschrieben. Unter den Adressaten war auch das Staatsministerium des Landesvaters. Die Mezgers sind enttäuscht, weil sie bis heute entweder nur lapidare oder überhaupt keine Antworten erhalten haben. "Wir haben nur einen Anruf von einer Frau bekommen, die am Telefon sagte: "Was wollen Sie überhaupt?" und sagte, sie leite das Anliegen entsprechend weiter. Zuständig ist die Deutsche Bahn AG. Der Haken an der Geschichte ist, dass bei der Umsiedlung offenbar neue Eidechsen-Standorte im Raum Stuttgart bevorzugt werden. Wenn die Stuttgarter die Mauereidechsen nicht haben wollen – wir auf dem Land sind bereit, heißt der Tenor der Parkbetreiber in der Gemeinde Waldachtal. Der gebürtige Stuttgarter Dieter Mezger lässt sich nicht so leicht entmutigen: "Ich habe große Hoffnung, weil die Stuttgarter die Eidechsen nicht wollen, aber wir im Bürgle-Park und auf dem Land haben hier eine Jahrhundert-Chance."

In 23 Jahren haben Dieter und Elsbeth Mezger einen "Park für alle" entwickelt. Selbst exotische und empfindliche Pflanzen und Bäume aus aller Welt gedeihen hier auf etwas mehr als 600 Metern über Meereshöhe im Nordschwarzwald. Sie begründen ihre Initiative zur Ansiedlung der Reptilien.

Auf dem 20 000 Quadratmeter großen Areal gibt es ein eingetragenes Biotop. Auch angrenzend besteht ein weiteres Biotop, welches der Gemeinde Waldachtal gehört. Mezger beschreibt die Gegebenheiten im Park, wo es genügend Sonnenplätze auf Naturmauern und Hochbeeten aus verschiedenen Steinarten gibt: "Also eigentlich ideal für Mauereidechsen." Hier gibt es Naturwege mit Wildkräutern, Rindenmulch oder Kies, Steinmauern mit Fugen von mehr als 100 Meter Länge.

Günstige Hanglage

Die Steinarten umfassen Sandsteine, Aushubsteine, Lavasteine, Schieferplatten und weitere Gesteinsarten. Die Mauerhöhen betragen zwischen ein und eineinhalb Metern. Alle Steinmauern sind unverfugte Trockenmauern, die zum Teil vermoost sind. Außerdem stehen den Mauereidechsen eine wilde Steinoase, wie eine Geröllhalde, zur Verfügung. Das Gelände liegt in einer klimatisch begünstigten Hanglage auf etwa 650 Meter über Meereshöhe. Auch ein Schneckengarten gehört dazu. Zum Nahrungsangebot zählen deshalb vier Sorten Schnecken, Grillen, Heuschrecken, Käfer in vielen Sorten, auch Maikäfer, Juni- und Julikäfer, Ameisen, Spinnen in vielen Arten, Larven, Regenwürmer und Heimchen. Die Nahrungskette erweitert sich um Klee, Löwenzahn, Früchten sowie viele Sorten Erdbeeren und Kirschen. Auch viele Altholz-Aufschichtungen sorgen für Verstecke und Überwinterungsplätze. Ein Wasserfall und mehrere Teiche für Molche, Kröten und Frösche bieten Abwechslung. Die vielfältigen Pflanzenarten ziehen auch Unmengen von Fluginsekten wie Libellen-, Bienen-, Wespen- und Hummelarten an. "Der Feinddruck ist gering, da wir in der Hauptsache nur eine Überzahl von Rotmilanen als Aasfresser haben." Das Areal ist eine Mischung aus Sonnenplätzen, Sträuchern, Brachflächen, Bäumen in Altersstadien von eins bis 100 Jahre, Altholzhaufen, Mauern mit grabbarem Substrat, Altgras und Heidegebiet. Die Mezgers bauen eine Brücke zwischen ihrer Heimatstadt und ihrem heutigen Wohnort: "Nachdem unsere Familien aus Stuttgart-Vaihingen stammen und wir selbst seit mehr als 20 Jahren in Salzstetten ansässig sind, bitten wir Sie, 1000 Mauereidechsen vor dem Tod zu retten und uns Naturmenschen auf dem Land zu überlassen." Und mit dem Brustton der Überzeugung fügen sie hinzu: "Die Mauereidechsen werden es bei uns sehr gut haben!"

Zum Hintergrund: Die Umsiedlung von Eidechsen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Milliardenprojekt Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 kostet die Bahn nach eigenen Angaben 15 Millionen Euro. Das ließ die Bahn schon 2017 verlautbaren. Tausende Reptilien mussten und müssen eingefangen und umgesiedelt werden. Eine teure Umsiedlung auf den Killesberg erwies sich als vergebliche Liebesmüh. Im Oktober 2018 hieß es: Die Bahn sucht immer noch Umsiedlungsflächen für Mauereidechsen. Die wärmeliebenden Reptilien sind hauptsächlich tagaktiv. Zaun- und Mauereidechsen stehen in Deutschland auf der Roten Liste V, der Vorwarnliste.

Mauereidechse Sie erreicht eine Gesamtlänge von 25 Zentimetern. Der Schwanz kann das Doppelte der Kopf-Rumpf-Länge erreichen. Die Mauereidechse besiedelt ein breites Biotopspektrum. Bevorzugt leben sie in Hohlräumen von Mauern. Diesen Unterschlupf nutzen sie zum Schutz vor Kälte in der Nacht als auch zum Schutz gegen die hohen Temperaturen während der Mittagshitze im Sommer. Günstig sind Mauern mit gleichmäßig verteilten offenen Fugen und Spalten. Reichlich Insekten sollten in der Nähe sein.

  Zauneidechse Im deutschsprachigen Raum erreichen Zauneidechsen Gesamtlängen von etwa 24 Zentimetern. Besonders große Tiere weisen Kopf-Rumpflängen von etwa 9,5 Zentimeter und Schwanzlängen von rund 14 Zentimetern auf. Im Vergleich zur Wald- und Mauereidechse wirkt das Tier plumper und viel kräftiger. Färbung und Zeichnung sind variabel.