Die evangelische Christuskirche ist ein Bindeglied zwischen den Ortschaften Tumlingen und Hörschweiler. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Doppeljubiläum in Tumlingen und Hörschweiler: 90 Jahre Kirche und 90 Jahre Kirchenchor / Festgottesdienst

Zwei Jubiläen feiert die evangelische Kirchengemeinde Waldachtal am morgigen Sonntag, 19. Mai: Die 90-Jahrfeier der Christuskirche Tumlingen/Hörschweiler und das 90-jährige Bestehen des Kirchenchores.

Waldachtal-Tumlingen/Hörschweiler. Der Festgottesdienst um 9.30 Uhr wird vom Kirchenchor, dem Posaunenchor und Dekan Werner Trick aus Freudenstadt gestaltet. Im Anschluss an den Gottesdienst sind alle Gemeindemitglieder zu einem Empfang eingeladen.

Kirchenchor, Streicher und Bläser bringen unter Leitung von Katharina Wilding auch "Verleih uns Frieden gnädiglich", eine Version des Luther-Oratoriums, zur Aufführung. Das Streicher-Ensemble bilden Marlene Müller (Continuo), Ulrike Maurer (Viola), Michael Schmelzle (Violoncello), Yvonne Schittenhelm (Violine), Hannah Wurster (Violine) und Benedikt Schaber (Violine). Margrit Baur spielt an der Orgel. Vielfältige Kirchenmusik bestimmt den Leitgedanken für das Doppel-Jubiläum: "Singt dem Herrn ein neues Lied. Singet dem Herrn alle Welt!"

Prägend für das Ortsbild

Seit 90 Jahren prägt die Christuskirche an der Nahtstelle zwischen den Ortschaften Tumlingen und Hörschweiler das Ortsbild beider Orte: Ein Wahrzeichen. Es ist eine Stiftung der beiden Gemeinden Tumlingen und Hörschweiler. Die ehemalige langjährige Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Erika Burkhardt, hat anhand von Kirchenchroniken die Historie für beide Jubiläen beleuchtet.

Die Kirche auf der Anhöhe zwischen Tumlingen und Hörschweiler ist 1929 eingeweiht worden. Die Namensgebung "Christuskirche" erfolgte zum 60-jährigen Jubiläum 1989. Der Kirchengemeinderat hat sich für diesen neuen Namen entschieden, nachdem bis dahin im Sprachgebrauch von der Bergkirche die Rede war. Als Besonderheit verfügt das sakrale Gotteshaus über zwei Orgeln. Die restaurierte Weigle-Orgel aus dem Jahr 1929 auf der Empore gilt als ein kunsthistorisches Ensemble der extremen Spätphase des Jugendstils. 1967 wurde die Orgel mit ihren 1400 Pfeifen auf den modernen Klang ausgerichtet. Im Jahr 2000 ist das Instrument dann wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt worden.

Eine weitere Orgel

So erlebt ein bedeutendes Orgelwerk der Spätromantik seine Renaissance. Erst vor fast 20 Jahren baute Vleugels aus Hardheim eine weitere Orgel in den Chorraum ein. Ehrenbürger Artur Fischer (1919-2016) spendete die neue barocke Orgel der evangelischen Kirchengemeinde anlässlich seines 80. Geburtstages. Die zweite Königin der Instrumente in der Christuskirche findet Verwendung für die Begleitung von Chören, Instrumental-Ensembles und Solisten. Daher wurde dieser Standort gewählt. Eigens zur Einweihung am 6. Januar 2001 verfasste Mäzen Artur Fischer das Gedicht "Zwiegespräch mit Begleitung der Orgel". Ein weiteres Schmuckstück in der Christuskirche stellt der frühgotische Taufstein dar. Schon vor etwa 700 Jahren war er sakraler Mittelpunkt in der früheren Wallfahrtskirche Sankt Hilarius in Tumlingen. Auch in der 1752 erbauten Dorfkirche im Unterdorf lenkte der historische Taufstein Blicke auf seine bemerkenswerte Schönheit. Beim Kirchenbau 1929 wurde ein eigener Taufstein gebaut. Der gotische Taufstein diente auf dem Friedhof als Blumenschale und sollte bei der Friedhofserweiterung im Jahr 1970 entsorgt werden. Friedrich Laun ist es zu verdanken, dass der Taufstein gerettet worden ist und in harmonischer Einheit mit der klangvollen jungen Barock-Orgel einen Platz in der heutigen Kirche gefunden hat. Eine Betrachtung wert ist auch die Kanzel mit den vier Aposteln Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die geschnitzten Figuren sollen nach Personen aus dem Dorf gestaltet worden sein. Auch die Kirchenfenster laden zur inneren Einkehr ein.

Zur Historie: An Pfingsten 1928 erfolgte die Grundsteinlegung für die Bergkirche, die heutige Christuskirche. Die Einweihung der Bergkirche wurde am 11. August 1929 zu einem großen Festtag. Oberlehrer Friedrich Schneck vermerkte in der Kirchenchronik: "Es war wohl der bedeutendste Tag in der über 1100-jährigen Geschichte des Dorfes. Nie zuvor waren so viele Besucher ins Dorf gekommen." Bauherren waren die früher selbstständigen Gemeinden Tumlingen und Hörschweiler. Die Gesamtkosten von 230 294 Mark wurden zu 60 Prozent von Tumlingen und zu 40 Prozent von Hörschweiler getragen. Den Bauplan entwarf Professor Jost aus Stuttgart. Mit dem Architekten Hans Romann aus Stuttgart-Feuerbach übernahm ein gebürtiger Tumlinger die Bauleitung. Vier neue Glocken sind in der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart gegossen worden. Das klangvolle und harmonische Geläut ist nach dem Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" gestimmt worden. Die Verkündigungsglocke mit Ton "es" wiegt 1350 Kilogramm, die Betglocke Ton "g" 680 Kilo, die Kriegsglocke Ton "b" 390 Kilo und die Taufglocke Ton "c" 280 Kilo. Seit vielen Jahren sind die Gottesdienste in der Christuskirche sehr gut besucht.