Gemeinderat: Bürgermeisterin appelliert in Ansprache an Räte, gegen Rassismus aufzustehen

Waldachtal (aw). "Ich bin nicht für politische und lange Reden bekannt", teilte Bürgermeisterin Annick Grassi den neuen Gemeinderäten zu Beginn der Sitzung des Gemeinderats Waldachtal mit. Dennoch nahm Grassi die Gelegenheit wahr, um ihrem neuen Gremium einige Worte mit auf den Weg in die neue Legislaturperiode zu geben.

In ihrer Ansprache bezog sich die Bürgermeisterin in einigen Punkten auf eine Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Unter anderem sprach sie dabei den wachsenden Rassismus und die Anfeindungen einzelner Personen in sozialen Netzwerken an. "Man sollte nicht erst reagieren, wenn man selbst oder jemand aus dem näheren Umfeld betroffen ist", betonte Grassi und appellierte an die Räte: "Auch Menschen, welche bislang noch in einem friedlichen Umfeld leben und davon nicht betroffen sind – so wie wir – sollten sich dagegen wehren und aufstehen."

Das Positive in den Vordergrund rücken

In einem weiteren Punkt sprach Grassi das gesellschaftliche Leben und Miteinander an. Dabei zitierte sie den Titel des Buches "Frohe Botschaft: Es steht nicht gut um die Menschheit – aber besser als jemals zuvor". Noch nie seien die Menschen so gesund, gebildet, reich, frei und so sicher vor Gewalt gewesen wie heute, zitierte Grassi zusammenfassend. In den Köpfen der Menschen habe sich jedoch das gegenteilige Bild – zunehmende Gewalt und Elend – festgesetzt.

"Diese apokalyptische Botschaft ist die Mutter aller Fake-News und die Basis für den Siegeszug der Populisten", gab Grassi zu bedenken. "Um Herausforderungen wie den Klimawandel oder die Migration zu bewältigen, müssen die Gesellschaften die Lehren nicht nur aus ihren Fehlern ziehen, sondern auch aus ihren Erfolgen. Auch wir sollten versuchen, ab und an das Positive in den Vordergrund zu stellen. Wir sollten uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, aber dennoch mal stolz auf das Erreichte sein", richtete die Bürgermeisterin an ihr Gremium.

Bereitschaft für Ehrenamt sinkt

Abschließend sprach Grassi die Tatsache an, dass sich immer weniger Personen verbindlich im Ehrenamt engagieren. Daher war es ihr ein besonderes Bedürfnis, den Räten für ihr Engagement zur Kandidatur im Voraus zu danken. Das Amt eines Gemeinde- oder Ortschaftsrates unterscheide sich zudem ganz wesentlich von der ehrenamtlichen Tätigkeit in Vereinen. "Als Mitglied dieses Gremiums haben Sie keine persönlichen Vorteile und keine persönlichen Interessen, die Sie antreiben. Es ist ein Ehrenamt im Sinne und für die Gemeinschaft", verdeutlichte Grassi.

Die Bürgermeisterin vertraute in ihrer Ansprache darauf, dass die neuen Ratsmitglieder nach bestem Wissen und Gewissen sowie im Sinne der Allgemeinheit die Geschicke der Gemeinde für die kommenden fünf Jahre mit lenken werden. "Aber lassen Sie sich dabei auch gesagt sein, dass man es nie allen recht machen kann", teilte Grassi dem Gremium mit.