Wie betreiben die verschiedenen Bundestagswahl-Kandidaten Wahlkampf in den sozialen Netzwerken? Wir haben ihre Accounts unter die Lupe genommen. Foto: dpa-Zentralbild

Wer ist auf Instagram, wer hat wie viel Likes auf Facebook - und wer kommuniziert per Whatsapp? Wir testen die Kandidaten!

Zollernalb/Sigmaringen - Der Wahlkampf geht in die entscheidende Phase, am 24. September wird der neue deutsche Bundestag gewählt. Auf den letzten Metern ziehen die Kandidaten im Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen alle Register, um Unentschlossene zu überzeugen – und das längst nicht mehr nur auf der Straße. Social Media heißt das neue Wahlkampfformat!

Wer hat wie viele Likes auf Facebook, wer ist auf Instagram und wer twittert wie wild? Für wen ist Selfie kein Fremdwort und wer antwortet schnell? Wir haben die Kandidaten der sechs gängigen Parteien (CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, AfD und Die Linke) im Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen einem Social-Media-Check unterzogen!

Von den sechs großen Parteien im Wahlkreis Zollernalb/Sigmaringen sind alle Kandidaten auf Facebook - allerdings mit unterschiedlicher Intensität und mit unterschiedlich vielen Likes.

Thomas Bareiß (CDU)

Am fleißigsten ist der CDU-Bundestagskandidat Thomas Bareiß: Bei Erstellung dieser Übersicht verzeichnete seine Facebookseite stolze 5935 "Gefällt mir"-Angaben. Regelmäßig gibt der 42-Jährige Einblick in seine Wahlkampf-Aktivitäten, kündigt Politiker-Besuche im Landkreis an und postet Ereignisse aus seinem täglichen Leben als Politiker.

Auch auf Wochenmärkten ist Bareiß präsent.

Ein persönliches Video hat uns Thomas Bareiß hier geschickt:

Mit diesem Video will der CDU-Mann von sich überzeugen und wirbt dafür, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Und auch auf Instagram ist der CDU-Politiker aktiv. Für Bareiß scheint das Wort Selfie definitiv kein Fremdwort zu sein.

Seinesgleichen sucht die innovative Art der Plakat-Beleuchtung bei Nacht: Mit Solarleuchten ist Thomas Bareiß auch im Dunkeln zu erkennen.

Und ebenso Live-Videos auf Facebook sind für den 44-Jährigen keine Seltenheit.

Auch über einen Twitter-Account verfügt der CDU-Mann, in dem er fast täglich - und das zum Teil mehrfach - auf Bundes- und Weltpolitik eingeht.

Stella Kirgiane-Efremidou (SPD)

Auch die SPD-Kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou ist regelmäßig auf Facebook aktiv, teilt Fotos von lokalen Veranstaltungen, veröffentlicht Wahlkampf-Selfies und kommentiert Aussagen anderer Politiker. Sie hat aktuell 684 "Gefällt mir"-Angaben. Anders als die CDU legt die SPD großen Wert auf Open-Air-Veranstaltungen. Nicht selten muss der Marktplatz in Balingen für eine Wahlkampfveranstaltung herhalten. Mehr Aufmerksamkeit geht kaum!

"Wahlkampf muss Spaß machen" lautet das Motto der 52-Jährigen. Dazu zählen natürlich auch Live-Videos von ganz besonderen Aktionen der SPD-Kandidatin.

Ein persönliches Video hat uns die SPD-Politikerin hier geschickt: Der Haustür-Wahlkampf ist der SPD wichtig. Auch Kirgiane-Efremidou nutzt die klassische Methode des Wahlkampfs und klingelt an viele Türen im Wahlkreis 295. 

Berührungsängste hat Stella Kirgiane-Efremidou keine: Beim Flugplatzfest des Luftsportvereins Degerfeld wagte sie sich ganz nah an einen Wanderfalken. Grund waren die anderen "Falken" – in Rot gekleidet, was der Sozialdemokratin sicher besonders sympathisch war.

Auch über einen Twitter-Account verfügt die SPD-Politikerin.

Erwin Feucht (Bündnis 90/Die Grünen)

Der Grünen-Bundestagskandidat Erwin Feucht betreut fleißig seine Facebookseite, auch wenn diese aktuell noch "nur" 269 Likes verzeichnet. Am liebsten teilt er politische Beiträge, die er gerne aus seiner Sicht kommentiert.

Auf der anderen Seite gibt er aber auch sehr private Einblicke in seinen Wahlkampf, was dieses Video verdeutlicht.

Auf Twitter postet der Grünenkandidat gerne Fotos von lokalen Veranstaltungen.

Dirk Mrotzeck (FDP)

Anders als seine Konkurrenten im Wahlkreis 295 ist Dirk Mrotzeck mit einem privaten Profil auf Facebook vertreten. Heißt: Er sortiert zwischen engen Freuden und breiter Öffentlichkeit und gibt nicht alles nach außen preis. Dennoch findet sich so einiges an öffentlichen Posts bei ihm wieder, aber lang nicht so viel wie bei CDU, SPD und den Grünen.

Auch sein Twitter-Account ist überschaubar. Für die neun Follower gibt's einen Tweet zu lesen. Instagram hat der FDP-Mann noch nicht für sich entdeckt.

Claudio Wellington (Die Linke)

Der Linken-Kandidat Claudio Wellington zählt mit seinen 30 Jahren zu den Jüngsten im Wahlkreis 295 und ist, wie sollte es anders sein, auf Facebook sehr aktiv. Seit seiner Nominierung Ende April finden sich zahlreiche Posts auf seiner Facebook-Seite wieder. Auch er teilt Fotos von lokalen Veranstaltungen, lädt Videos hoch und kommentiert gerne TV-Auftritte anderer Politiker. Seine Seite hat aktuell etwa 293 "Gefällt mir"-Angaben.

Unentschlossenen Wählern gibt er gerne Nachhilfe: Auf Facebook schreibt er, dass die Linken eine Steuerentlastungspartei seien, mit denen man am "Ende des Monats mehr netto vom brutto!" hat.

Natürlich darf für Claudio Wellington auch Instagram nicht fehlen. Seinen 352 Abonnenten bietet er sieben Beiträge.

Hans-Peter Hörner (AfD)

Hans-Peter Hörner ist der Älteste im Bunde. Der 66-Jährige stammt aus dem Enzkreis, ist aber mit seiner Familie – Frau und sechs mittlerweile erwachsenen Kindern – seit 40 Jahren in Hechingen zuhause. Dort ist er als Lehrer an der Kaufmännischen Schule tätig. Der AfD-Mann hat zwar eine Facebook-Seite, betreut diese aber nicht. Bisher findet man dort nur ein Profilbild. Bei Instagram und Twitter konnten wir Hans-Peter Hörner nicht finden.

Dafür sind die beiden Kreisverbände Zollernalb und Sigmaringen (gehören bei der Bundestagswahl zum Wahlkreis 295) auf Facebook umso aktiver und posten regelmäßig Infos zu ihren Veranstaltungen. In diesen Ankündigungen nehmen sie kein Blatt vor den Mund. Für eine Veranstaltung mit Jörg Meuthen in Balingen weisen sie auf folgendes hin: "...da einige Menschen in dieser Republik nicht mehr diskussionsfähig sind: Störungen des Abends werden wir nicht zulassen und unser Hausrecht durchsetzen." Der Wahlkampf findet hier scheinbar vorwiegend über die Kreisverbände Sigmaringen und Zollernalb statt, nicht über den Kandidaten.

Doch was genau die AfD mit Störungen meinen könnte, dafür lieferte die Partei selbst ein gutes Beispiel bei einer CDU-Veranstaltung in Sigmaringen.