Friedliche Koexistenz der Generationen hat in Wacken Tradition. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: ddp

Drei Tage lang wird hoch im Norden laut gefeiert. Wir zeigen Bilder für Daheimgebliebene.

Wacken - Horden dunkelgekleideter Menschen bahnen sich ihren Weg durch die Hauptstraße von Wacken in Schleswig-Holstein. Im Minutentakt verlassen Heavy-Metal-Fans mit Paletten voller Bier den örtlichen Einkaufsmarkt. In dem 1800-Einwohner-Ort herrscht wieder Ausnahmezustand. Am Donnerstag hat das 21. Wacken Open Air (W:O:A) offiziell begonnen. Bis einschließlich Samstag feiern rund 75.000 Fans auf dem nach Veranstalterangaben größten Heavy-Metal-Festival der Welt.

Bereits am Mittwochabend wurde das Fest von der Wackener Feuerwehrkapelle, von den Fans „W:O:A Firefighters“ genannt, eröffnet. Während im Hintergrund laut E-Gitarren dröhnen, drängen sich vor der Bühne des Biergartens Metalfans dicht an dicht zu „Rosamunde“. Zum Sound der Marschmusik tanzen sie im Moshpit, einem häufig bei Konzerten entstehenden Kreis.

Polonaise zur Feuerwehrkapelle

Vor zehn Jahren spielte die Kapelle erstmals auf dem Fest. „Wir sind damals mit gemischten Gefühlen hergezogen“, erinnert sich Bandleader Volker Vette. Die Metalfans seien aber sofort drauf angesprungen und hätten eine Polonaise gestartet. Dieses Jahr spielt die Feuerwehr gleich dreimal auf dem Open Air. „Wir sind weltweit bekannt“, sagt Vette.

Viele Wackener haben dieser Tage wieder Flaggen mit dem Logo des Open Air, einem Rinderschädel mit Hörnern, gehisst. Auf einigen von ihnen steht „Wacken worldwide“. Auf zahlreichen Grundstücken entlang der Hauptstraße sind Bierstände aufgebaut wie beispielsweise „Muttis Biergarten“. Manche Einheimische beobachten das Treiben auf den Straßen mit regem Interesse vom Gartenstuhl aus. Neben Irmgard Blunck und ihren Freunden haben im Garten auch ein paar Festivalbesucher Platz genommen.

"Nett sind sie alle"

„Nett sind sie alle. In den vergangenen 21 Jahren hat es noch nie Probleme gegeben“, sagt die Wackenerin. Mit der Musik hat die Seniorin allerdings nichts am Hut. „Ich gehe nur zum Festival, wenn die Feuerwehr-Kapelle spielt.“ Ein Stück weiter verlädt der 19-jährige Georg aus Leipzig Vorräte auf dem Anhänger eines Go-Karts. An dessen Steuer sitzt der 15-jährige Kevin Kölzig. Für fünf Euro fährt er das Hab und Gut der Fans vom Supermarkt zum Campingplatz. „Wenn ich gut bin, schaffe ich bis zu vier Paletten Bier“, sagt der Wackener. Noch bis einschließlich Samstag will er weiter Bier und Lebensmittel hin- und herfahren.

„Wacken ist einfach eine große Party für jeden Metaller“, sagt Florian Kruse aus dem niedersächsischen Soltau. Auf der geht es bislang ruhig zu, wie Polizeisprecher Hermann Schwichtenberg sagt.

"In Wacken gibt es keine Agressionen"

Größere Zwischenfälle gab es in den vergangenen Jahren nicht. Metalfan Kruse führt dies auf die Struktur des Publikums zurück: „Die Leute hier ticken alle gleich“, sagt er. Joachim Matt aus dem baden-württembergischen Haslach im Kinzigtal sieht das ähnlich. „Die Besucher sind alle vom gleichen Schlag. Du wirst hier in Wacken keine Aggression erleben“, sagt der 38-Jährige. Er ist zum dritten Mal dabei. „Heavy Metal ist für mich eine Lebenseinstellung“, sagt er.

Noch bis einschließlich Samstag wird unter dem Motto „Louder than Hell“ (Lauter als die Hölle) gefeiert. Zu den erwarteten Höhepunkten des W:O:A 2010 zählen nach Auftritten von Iron Maiden, Alice Cooper und Mötley Crüe am Donnerstag der Gig von Slayer am Freitag. Sonntagfrüh gegen 3.00 Uhr werden die Gitarren letztmals erklingen. „Sonntagabend ist Wacken dann wie ausgestorben, so still“, sagt die Wackerin Irmgard Blunck.