Fahrgäste müssen 2018 wieder mit einer Fahrpreiserhöhung rechnen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der VVS steht vor einer grundlegenden Änderung seines Tarifsystems, die am Dienstag von Stuttgarts OB Kuhn vorgestellt wird. Änderungen soll es bei den Tarifzonen und dem 9-Uhr-Ticket geben.

Stuttgart - Wie geht es weiter mit den Tarifen im VVS? Diese Frage wird seit dem vergangenen Jahr, als sich massive Kritik aus der Regionalversammlung und den Kreistagen an der Tariferhöhung von 1,9 Prozent entzündete, intensiv hinter den Kulissen diskutiert. Am Dienstag stellen OB Fritz Kuhn und VVS-Geschäftsführer Horst Stammler „kurz- und mittelfristige Tarifmaßnahmen“ vor. Die SPD fordert im Vorfeld erneut eine umfassende Tarifreform. „Wir müssen einen großen Wurf wagen“, sagt SPD-Regionalchef Thomas Leipnitz. Doch dieser Plan fand keine Mehrheit in der jüngsten Sitzung des regionalen Verkehrsausschusses.

Mehrere Tarifthemen hechelten die Regionalräte innerhalb von mehr als zwei Stunden durch. Ihre Beschlüsse sind aber allenfalls Empfehlungen, entschieden wird darüber in den Gremien des VVS – und dabei hat die Stadt Stuttgart als Aufgabenträgerin und Besitzerin des wichtigsten Verkehrsunternehmens SSB eine Hauptrolle. Sie drückt sich auch darin aus, dass der Stuttgarter Oberbürgermeister Aufsichtsratsvorsitzender des VVS ist. Insofern gibt Kuhn am Dienstag die Richtung vor, Beschlüsse der Aufsichtsräte von SSB und VVS gibt es nach übereinstimmenden Angaben von Mitgliedern aber noch nicht. Tariferhöhung An der Erhöhung um 1,9 Prozent zum Jahresbeginn 2017 gab es deutliche Kritik. Dennoch wird intern damit gerechnet, dass die Fahrpreise auch zum 1. Januar 2018 angehoben werden. Die SSB schlagen einen Aufschlag von mindestens 2,2 Prozent vor. Allerdings gibt es im politischen Raum – vor allem bei SPD und Linken – Forderungen nach einer Nullrunde, zumal die Fahrpreiseinnahmen schon heute 60 Prozent der Kosten decken.

Tariferhöhung und Tarifreform Stuttgart

Tarifreform Stuttgart Sicher ist, dass die Stuttgarter Tarifzonen 10 und 20 zu einer Zone zusammengelegt werden, wenn die Fahrt in Stuttgart beginnt und endet. Offen ist, ob das 2018 oder 2019 umgesetzt wird. Für die Einheitszone haben sich die Gemeinderatsfaktionen von CDU, Grünen und SPD – und zuletzt auch OB Fritz Kuhn – ausgesprochen. Je nachdem, ob der neue Fahrpreis näher bei dem für eine Zone (2,40 Euro), was die Fraktionen fordern, oder dem für zwei Zonen (2,90 Euro) liegt, rechnet der VVS mit Mindereinnahmen von bis zu 15 Millionen Euro, die von der Stadt Stuttgart zu tragen wären. Dazu sind die Fraktionen in Stuttgart bereit. Tarifreform Kreise Dabei geht es in erster Linie um den Wegfall der Sektorengrenzen in den äußeren Ringen (30 bis 70). Dies würde das System vereinfachen und tangentiale Fahrten verbilligen: Statt mehr als 50 Zonen gäbe es nur acht Ringe. Die Umsetzung ist nach Angaben von Stammler frühestens zum 1. Januar 2019 möglich, da die Vertriebssysteme aufwendig umgestellt werden müssen. Es wird mit Mindereinnahmen von rund vier Millionen Euro gerechnet. Die Finanzierung müsste über die regionale Verkehrsumlage erfolgen, eine Erhöhung der Preise halten nur die Freien Wähler für denkbar. Darüber sollen nun Gespräche mit Kreisen, Region, Stadt und VVS beginnen. Die CDU sieht den Wegfall skeptisch. „Viel Kosmetik, wenig Verbesserung“, sagt Regionalrat Helmut Noe.

Tarifreform Kreise und neue Tickets

Große Tarifreform Bei diesem Modell soll neben dem Wegfall der Sektorengrenzen die einheitliche Stuttgarter Zone auch für Fahrten zwischen den Kreisen und der Landeshauptstadt gelten. Dafür macht sich insbesondere die SPD stark. Da davon auch die Nutzer profitierten, die durch Stuttgart fahren, stärke dies den ÖPNV, sagt Leipnitz. Allerdings gehen damit Einnahmeverluste in Höhe von bis zu 40 Millionen Euro einher. Deshalb lehnen andere Fraktionen im Verkehrsausschuss der Region diese Lösung als zu teuer ab.

Tickets Sicher ist, dass das 9-Uhr-Ticket künftig in die Rabattierung als Jobticket (fünf oder zehn Prozent bei Bezuschussung durch den Arbeitgeber) eingebunden wird. Auch für das Feinstaubticket streben die VVS-Geschäftsführer eine neue Regelung an: statt Kindertarif beim Einzelfahrschein ein verbilligtes Tagesticket.