Manuel Naso zeigt einer jungen Inderin, wie man Haare schneidet. Foto: Schwarzkopf Indien

Urlaub – das bedeutet für viele: Sonne, Strand und viel Erholung. Friseur Manuel Naso aus Reutlingen hingegen legte Schere und Kamm auch während seiner Ferien nicht aus der Hand: Er unterstützte ein soziales Projekt in Indien – eine einzigartige Erfahrung.

Reutlingen/Neu-Delhi - Familien, die auf Verkehrsinseln leben, bis auf die Knochen abgemagerte Menschen, Smog, Schmutz, Gestank – so hat Manuel Naso die Altstadt der indischen Metropole Delhi erlebt. Doch das ist nur ein kleiner Teil seiner Reiseerfahrungen, die auch stark von der Gastfreundschaft, Offenheit und Neugier der Inder geprägt waren. Am Ende konnte der Friseur aus Reutlingen das Land mit dem Gefühl verlassen, etwas bewirkt zu haben.

Ganz konkret hat er mit anderen Freiwilligen 22 jungen Frauen beigebracht, wie man Haare schneidet, färbt und glättet. „Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich in ein normales Arbeitsverhältnis zu bringen“, erklärt der 29-Jährige.

„Shaping futures“ heißt das globale Projekt, das die Firma Schwarzkopf im Jahr 2008 ins Leben rief. Benachteiligte Jugendliche sollen den Friseurberuf erlernen und dadurch eine bessere Zukunftsperspektive erhalten. Kooperationspartner sind die SOS-Kinderdörfer.

Oft bestimmen Beziehungen den Berufserfolg

„Wer in Indien arm ist und keine Beziehungen hat, für den ist es schwer, den Beruf zu ergreifen, den er möchte“, sagt Naso. „Insbesondere für Frauen ist es absolut nicht einfach, zu arbeiten.“ Deshalb gab es zum Abschluss der insgesamt sechs Wochen dauernden Ausbildung eine Fashion-Show, zu der Salon-Besitzer eingeladen worden waren. Ihnen präsentierten die Mädchen, was sie gelernt hatten.

„Die Chefs waren sehr überrascht. Sie hatten keine Vorstellung, was man in der kurzen Zeit lernen kann“, berichtet Naso mit einem Schmunzeln. Fünf seiner Schützlinge erhielten sofort die Chance, eingestellt zu werden. „Das ist richtig gut gelaufen“, sagt der 29-Jährige. Der Stolz auf seine Auszubildenden ist ihm anzumerken.

Er selbst hat 2007 mit seiner Lehre begonnen und danach einige Zeit in Stuttgart, Hamburg und Melbourne gearbeitet. Heute ist er wieder bei Friseur Rösener in Reutlingen angestellt, wo er auch ausgebildet wurde. Für seine Teilnahme an „Shaping futures“ hat er zwei Wochen seines Urlaubs eingesetzt.

Ein kleiner Gewinn an Unabhängigkeit

„Sonntags sind wir angekommen und am Montag ging es direkt los“, erzählt er. Mit drei weiteren freiwilligen Friseuren hat er die Ausbildung für die letzten zwei Wochen des Projekts übernommen, unterstützt von Dolmetschern. „Die Arbeit mit den Mädels war super – auch wenn es manchmal kreuz und quer durcheinander ging.“ Man habe allerdings gemerkt, dass die jungen Frauen nicht zur Unabhängigkeit erzogen worden seien. „Sie haben alles, wirklich alles gefragt“, sagt Naso.

Einige hätten verschüchtert gewirkt, erst nach einigen Tagen sei die Atmosphäre etwas lockerer geworden. Doch an Motivation habe es nicht gefehlt, versichert Naso. „Viele haben wirklich große Fortschritte gemacht. Ich bin überrascht, welche Erfolge wir erzielen konnten.“

Wenn die Frauen durch das Friseurhandwerk nur ein paar Rupien dazuverdienen könnten, bedeute das schon einen Gewinn an Unabhängigkeit. „Es ist wichtig, zunächst einmal einen Gedankenprozess in Gang zu bringen. Damit sie Mut schöpfen, sich aus ihrer Abhängigkeit zu befreien“, ist Manuel Naso überzeugt.

Über Facebook in Kontakt bleiben

Für ihn war die Teilnahme an dem Projekt eine „einzigartige Erfahrung.“ „Die Menschen sind sehr offen und gastfreundlich“, berichtet er und erinnert sich an einen der Dolmetscher, der die Gäste aus Europa zu sich nach Hause eingeladen hat. „Wann immer wir wieder in Indien sind, steht uns sein Haus offen, hat er gesagt.“

Gleichzeitig sei ihm auch bewusst geworden, „wie gut wir in Europa leben – viele unserer Probleme kann man mit denen der Menschen in Indien gar nicht vergleichen.“

Naso kann sich gut vorstellen, wieder nach Indien zu gehen um weitere Frauen auszubilden. „Friseur ist ein wunderschöner Beruf“, findet er. „Und es ist eine großartige Sache, wenn man weiß, man kann damit anderen eine Zukunft ermöglichen.“

Über Facebook versucht er, mit einigen der jungen Frauen in Kontakt zu bleiben: „Ich hoffe, dass ich dadurch in ein paar Jahren nachfragen kann, was aus ihnen geworden ist.“