Magdalena Bauer (von links) sowie Reem und Amar Almogharbel berichten, Hans Schanz moderiert. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder Bote

Männervesper: In Vöhringen geht es um Flucht und Vertreibung / Geflüchtete erzählen ihre Geschichte

Vöhringen. Mit dem Thema "Flucht und Vertreibung" befasste man sich beim Männervesper, an dem auch Frauen teilnahmen. Angesichts der Situation, dass gegenwärtig rund 69 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind, zeigten die Initiatoren Franz- Josef Baltes, Gottfried Kircher, Hans Schanz und Siegfried Urmann an zwei Familienschicksalen, was das konkret bedeutet. Ammar und Reem Almogharbel und Magdalena Bauer berichteten von ihrer Flucht aus Homs in Syrien beziehungsweise aus Neu Pasua in Serbien.

Zunächst nahm Hans Schanz, der den Abend moderierte, die Besucher mit in die Zeit um 1945 in Deutschland. Bilder zeigten das zerstörte Dresden nach der Bombardierung.

Neue Erfahrungen mit Flüchtlingen gab es 1989/90 in Vöhringen mit der Ankunft einer tamilischen Familie aus Sri Lanka. 2016 hielt der Bus mit Asylsuchenden in der Eythstraße. Als Erster stieg Ammar Almogharbel mit seiner Familie aus. Unterstützt von seiner Frau Reem schildert er die Fluchtgründe und die sich zuspitzende Lage in Homs, verbunden mit Repressalien und Ängsten.

Zunächst zog die Familie um nach Damaskus, dann – in der Hoffnung auf Besserung – wieder zurück in die Nähe von Homs, bevor nur noch die Flucht außer Landes als Ausweg offen blieb. Von Tripoli im Libanon ging es über Erdemli und Izmir in der Türkei nach Griechenland zum Anschluss an die Balkanroute bis nach Dortmund. Nur mit dem Allernötigsten versehen, verlief die Reise mit Bus, Schiff, Schlauchboot und zu Fuß.

Am 21. Januar 2015 war Vöhringen die Endstation. Voller Dankbarkeit berichtet Ammar von der Unterstützung der Vöhringer Helfer, die ihnen "das Leben leichter gemacht" haben. Ihre Integrationskurse haben sie bestanden. Sie genießen jetzt den Schutzstatus.

Ammar Almogharbel hat eine feste Arbeitsstelle und der älteste Sohn einen Ausbildungsplatz. Ja, sie hätten die richtige Entscheidung getroffen, versichern beide glücklich. In Syrien gebe es keine Zukunft.

Über den Balkan

Der Zweite Weltkrieg und Hass auf die Donauschwaben gehörten zu den Fluchtursachen von Magdalene Bauer, die mit ihren Eltern und ihrer Schwester aus Neu Pasua über die Balkanroute nach Deutschland floh. Einst zwang wirtschaftliche Not 1790 zur Auswanderung, die mit den Ulmer Schachteln donauabwärts ins heutige Gebiet Vojvodina führte. 1791 entstand Neu Pasua. Religion und schwäbische Kultur wurden weiter gepflegt.

Vor der anrückenden russischen Front verließ die Familie Bussmann am 6. Oktober 1944 Haus und Hof. Bewegend hörte man von den Schrecken der Flucht und dem Beschuss. Fliegeralarm, kein Essen, Verteilung in Baracken und Arbeitszuweisung bei Bauern gegen eine Mahlzeit hieß es bis zur Ankunft in Vöhringen bei der Familie Schanz am 19. Mai 1949. Man erlebte, wie die Familie Fuß fassen konnte. Durch die Hilfe sei ihr Leben in gute Bahnen gelenkt worden, fasste Bauer zusammen. Ihre Erlebnisse hat sie in einem Buch nieder geschrieben: "Am Rande und doch mitten drin – Die Geschichte der Familie Bussmann".