Die Entsorgungsspezialisten Markus Henze und Jürgen Lademacher (von links vorne) im Gespräch mit den Kreistagskandidaten Markus Huber, Peter Schütz, einem Bürger aus Vöhringen, Eberhard Stiehle, Sigrid Kümmich, Herbert Kehl, Gregor Plocher, Gerd Hieber und Klaus-Dieter Thiel Foto: Fahrland Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Abfallentsorgung beschäftigt die Kreistagskandidaten der Freien Wähler beim Stammtisch

Zum öffentlichen Stammtischgespräch haben sich die acht FWV-Kreistagskandidaten des Wahlkreises 3 (Sulz/Dornhan/Vöhringen) "bei Fuzzy" im Gasthaus Linde getroffen.

Vöhringen-Wittershausen. Der Sulzer Bürgermeister Gerd Hieber zählte beispielhaft die Kreisstraßen, das Gesundheitswesen und den Nahverkehr als wichtige Kernaufgaben des Landkreises auf. Das beherrschende Thema des Abends war jedoch die Abfallentsorgung im Landkreis, welche die Bürger seit Monaten bewegt. Hieber fand, nicht die verspäteten Abholungen seien das eigentliche Problem, sondern die mangelnde Information der Bürger. Auch Herbert Kehl wollte eine zeitnahe Benachrichtigung bei einer Verschiebung der Abfuhrtage.

Experten im Gespräch

Als Gesprächspartner standen der Interims-Niederlassungsleiter der Alba Dunningen, Jürgen Lademacher vom Planungsbüro für kommunale Entsorgungslogistik "Komtourplan", sowie Alba-Logistikleiter Markus Henze Rede und Antwort. Für die Kreistagskandidaten wäre eine zeitnah gepflegte Abfall-App ein geeignetes Mittel, um den Unmut der Bevölkerung zu senken. Bei der Informationsweiterleitung sah Lademacher das Landratsamt in der Pflicht, das von Alba bereits eine tägliche Komplikationsliste mit Begründung erhalte. Lademacher ging offen auf alle Fragen ein und lieferte ausführliche Informationen. Nach "desolaten Dienstleistungen" habe man das Tagesgeschäft neu aufgebaut und eine komplett neue Tourenplanung erstellt. Das Personalproblem habe sich vom Müllwerker und Fahrpersonal über die Disponenten bis zum Betriebsstättenleiter durchgezogen und weniger an der Bezahlung als an der Vernachlässigung der Beschäftigten gelegen. Die neue Geschäftsführung und Betriebsleitung habe durch intensive Gespräche zum Teil früheres Personal zurückgewinnen können. Trotzdem bleibe das aktuelle Durchschnittsalter von 56 Jahren eine Zukunftsaufgabe. Man befinde sich auf einem guten Weg, so dass man nun auch wieder mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben könne.

Viele Dinge seien bei der letzten Ausschreibung auf dem Prüfstand gewesen. Anstelle von Seitenladern werden nur noch Hecklader eingesetzt, da die Aufnahme von Müllsäcken im Außenbereich besser funktioniere.

Durch die neue Chiperkennung ab 2020 wird sichergestellt, dass nur noch bezahlte Tonnen geleert werden. Über die vergangenen 20 Jahre sei der Anteil der schwarzen Schafe stetig gewachsen. Für Erstaunen sorgte die Schätzung, man müsse beim Hausmüll von 6000 bis 7000 illegalen Exemplaren unter den 46 000 Restmüllbehältern ausgehen. Das neue System stelle einen Schnitt dar, der die "gebührengerechte Abrechnung" ermögliche und den Wildwuchs beende. Dornhans Bürgermeister Markus Huber betonte, man habe sich bewusst gegen gewichtsabhängige Gebühren entschieden, die besonders Familien und Pflegebedürftige belastet hätten, die man nicht bestrafen wolle.

Ein Bürger fand die neuen Öffnungszeiten für die Grüngutanlieferung viel zu knapp, doch Hieber betonte, das Grüngutsammeln müsse man den Bürgern in gewissem Maße zumuten. Eine Rückkehr zum alten, komfortablen System, von Lademacher als "purer Luxus" bezeichnet, sei aus Kostengründen nicht möglich. In anderen Landkreisen gebe es zum Teil bereits Gebühren für die Grüngutanlieferung, Rottweil hingegen bemühe sich um einen Kompromiss zwischen einer vertretbaren Anzahl von Sammelstellen und einer einigermaßen günstigen Lösung.

Weitere Wege zur Kosteneindämmung seien im Kreistag analysiert worden, zum Beispiel die Einrichtung eines Wertstoffhofes in Bochingen zur besseren Sortierung von Wertstoffen. Der Bevölkerung müsse vermittelt werden, dass alles, was bei der Wiederverwertung anstatt im Restmüll landet, Kosten reduziert. Auch der Biomüll müsse sauberer und frei von Störstoffen wie Metall und Kunststoffen werden und die Quoten beim Dualen System für Rücklauf und Verwertung erhöht werden. Beim Nachwuchs ansetzen möchte Klaus-Dieter Thiel und schon die Schüler für die Themen Müllvermeidung und Mülltrennung sensibilisieren. Laut Henze würde Alba entsprechende Projekte auf Anfrage kostenlos unterstützen.

Nach knapp zwei Stunden Diskussion über Grüngut, gelbe Säcke und Restmüll hatte man sich eine Stärkung verdient und setzte die Gespräche beim Abendessen fort.