In Vöhrenbach hat das SEK am Wochenende eine Wohnung gestürmt. Foto: Marc Eich

Polizei stürmt Wohnung und nimmt Familienvater fest. Speziell ausgebildete Kräfte immer in Bereitschaft. Mit Video

Vöhrenbach - Ein größerer Polizeieinsatz hat am Freitagabend in Vöhrenbach für Aufsehen gesorgt. Hintergrund war ein eskalierter Familienstreit: Ein 36-jähriger, alkoholisierter Familienvater hatte damit gedroht, seine zwei Jahre ältere Frau zu erschießen. Diese war zusammen mit den Kindern aus der Wohnung geflüchtet und hatte den Notruf gewählt.

Mehrere Streifenwagen rückten daraufhin an, außerdem die Kripo mit einer Verhandlungsgruppe. Schließlich wurde beschlossen, ein Spezialeinsatzkommando (SEK) anzufordern, das etwa zwei Stunden später vor Ort war.

Ausrücken zu jeder Zeit möglich

Als speziell ausgebildete Einsatzkräfte der Polizei ist das SEK für unterschiedliche Extremsituationen zuständig. Das Spezialeinsatzkommando aus Göppingen habe immer Beamte in Bereitschaft, weshalb ein Ausrücken zu jeder Zeit möglich sei, so Roland Fleischer, Erster Polizeihauptkommissar bei der Polizei Baden-Württemberg.

Die Beurteilung der Lage vor Ort obliege der anrückenden Polizei, erläutert ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums in Tuttlingen. Notwendig werde ein Anfordern des SEK dann, wenn eine Gefahrenlage vorliege, für die die Beamten vor Ort nicht ausgerüstet oder ausgebildet sind. Dabei gehe es auch immer darum, ob jemand das eigene und das Leben anderer gefährde. Vor allem wenn Waffen oder Sprengstoff eine Rolle spielen, sei es immer eine Überlegung, das SEK zu rufen.

Polizeiführer vor Ort fordert SEK an

Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, das SEK hinzuzuziehen, rufe der Polizeiführer vor Ort bei der Einsatzstelle in Göppingen an und fordere die Unterstützung durch die Kollegen an. Damit die SEK-Leitstelle eine Entscheidung über Größe und Anreise des Trupps treffen kann, gebe der Polizeiführer möglichst detaillierte Informationen über den Einsatz, so der Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen.

Bei sehr dringlichen Einsätzen kommen die SEK-Kräfte mit dem Polizeihubschrauber, in anderen Fällen oder bei geplanten Einsätzen (zum Beispiel bei riskanten Demonstrationen oder bei Razzien) rücke das SEK auch über den Landweg aus, so Fleischer.

Wichtig: Gespräch mit dem Täter suchen

Bis die Spezialisten vor Ort sind, kann je nach Anfahrtsort einige Zeit vergehen. Während dieser versucht die Polizei vor Ort, die Situation zu beobachten und mit dem "Aggressor" zu kommunizieren. Oft sind auch Konflikthandhaber im Einsatz. Das sind speziell ausgebildete Beamte, die versuchen, die Lage zu entschärfen, bevor sie eskaliert. Dazu suchen sie ganz gezielt das Gespräch mit dem jeweiligen Täter.

Am Einsatzort angekommen arbeitet das SEK eng mit dem Polizeiführer vor Ort zusammen. "Es wird dann eine Art Schlachtplan entworfen", erklärt der Pressesprecher aus Tuttlingen. Den Einsatz und das Vorgehen des SEK leite aber der jeweilige Truppenführer des Kommandos, erläutert Fleischer. Denn darauf sind die Spezialisten trainiert: im Team zu funktionieren.

In Vöhrenbach stürmte das SEK mit Schutzschild und Rammbock die Wohnung, wo sich der 36-jährige Familienvater widerstandslos festnehmen ließ.

Devise: Immer einen Schritt voraus sein

Regelmäßig finden Übungen statt, um die Einsatztechniken und das taktische Vorgehen des SEK weiterzuführen. "Stillstand ist Rückschritt", meint Fleischer. Man versuche, dem Gegenüber immer mindestens einen Schritt voraus zu sein.