Bruddler Klaus Muffler kann ein ganz schöner Schwerenöter sein. Das lässt sich Jenny nicht gefallen. Foto: Karina Eyrich

Wer braucht Hauptstadt-Bühnen, wenn er solch eine quietschvergnügte Theatertruppe in Lautlingen hat? Die Laienspieler der Vinzentinischen Ersthelfer haben ihrem Publikum „Schöne Ferien“ beschert.

Crash der Charaktere auf dem Campingplatz Lautlingen: Gottfried „Bärchen“ Hansemann (Michael Weimer) und sein „Mäuschen“(Karin Mayer) genießen ihren Luxus-Camper und fürchten sich nur vor dem Dieb, der auf dem benachbarten „Sonnencamping“ sein Unwesen treibt.

Da wissen sie noch nicht, dass der Bruddler Klaus Muffler (Eckhard Hofele) samt Ehefrau Erika (Irmi Hagg) und Schwiegermutter (Brigitte Maier) ihr Aldi-Zelt nebenan aufschlagen werden. Nach 24 Ehejahren und 24 Urlauben in der immer selben Billig-Pension am Gardasee hatte sie auf einen Luxus-Urlaub gehofft. Pustekuchen! Mehr noch: Klaus schmeißt mit leeren Bierdosen, erzürnt die ruhebedürftigen Hansemanns und die umweltbewusste Mutter, Erziehungsberaterin und ausgebildete Streitschlichterin Frauke Brunsberg-Zickenstein (Theresa Weimer), kämpft mit dem Zelt, ruiniert sich den Rücken auf der Luftmatratze und muss zum Frühstück mit Knäckebrot und Mineralwasser Vorlieb nehmen, während Hansemanns nebenan schlemmen.

Zelt statt Edel-Camper: Mäuschen und Bärchen Hansemann

Das ändert sich schlagartig, als Tom (David Rösler), der missratene Sohn der distinguierten Luxus-Camper, sich erstmals seit fünf Jahren meldet – wahrscheinlich aus Geldnot! – und die Paare die Unterkunft tauschen, damit Bärchen und Mäuschen die insolventen Eltern vortäuschen können.

Frauke, die alleinerziehende Mutter, hat genug von Klaus Mufflers Spielchen.

Schlagartig nimmt Klaus die Rolle des Lebemanns an, Erika vergibt großzügig jede gewünschte Leihgabe an den Schnorrer mit Hut (Frank Otterbach), der alle Nase lang vorbeikommt, und schmeißt erneut – und zwar diesmal sich selbst an Jenny (Lisa Reinauer) heran: Toms Freundin kommt als Model, entpuppt sich aber als Punkerin, und zum guten Schluss findet die muntere Truppe sogar heraus, wer der dreiste Dieb ist.

Das Stück „Schöne Ferien!“ von Bernd Gombold präsentiert die agile Theatergruppe der Vinzentinischen Ersthelfer mit so viel Witz und Esprit, dass jede der 120 Minuten pures Vergnügen ist und die Gelächter-Kulisse alldieweil anhält. Lokale Anspielungen treiben das Lachometer gar noch weiter in die Höhe.

Der Schnorrer mit dem Hut führt mehr als Backen im Schilde.

Beispiel: „Kein Wunder haben wir so viele Kriminelle, und seit der Hofele von der Kripo Balingen in Rente ist, ist es noch viel schlimmer!“ sagt: der Hofele von der Kripo Balingen.

Gottfried Hansemann ist ganz schön genervt vom Lärm, den Klaus Muffler beim Zeltaufbau macht.

In dem Ex-Kriminaler steckt ein ebenso großes Schauspieler-Talent, wie in jedem einzelnen seiner Mitspieler, die mit urkomischer Mimik, großem Körpereinsatz und flott-frechen Dialogen für anhaltenden Gelächter-Pegel in der voll besetzten Festhalle sorgten – jede und jeder für seine Rolle wie gemacht. Das Vorstellen der Beteiligten, darunter auch Techniker Reiner Hagg, die Maskenbildnerinnen Martina und Michelle Behrens, sowie die Regisseurinnen und Souffleusen Susi Hofele und Heike Weimer, verpackte Eckhard Hofele in einer Standup-Comedy-Zugabe, die alleine schon den Besuch wert gewesen wäre. Heike Weimer und Susi Hofele zeichnen übrigens auch für das gelungene und farbenfrohe Bühnenbild verantwortlich, für das Claus Reinauer das Material spendiert hatte. So kommen alle Einnahmen der sozialen Arbeit der Vinzentinischen Ersthelfer zugute – und die Zuschauer biegen sich für den guten Zweck vor Lachen.

Wer mitlachen will, hat am Sonntag, 7. Mai, ab 15 Uhr Gelegenheit: Es gibt noch Karten an der Tageskasse. Eine weitere Aufführung ist bei der Gartenschau in Balingen für Donnerstag, 15. Juni, ab 19 Uhr auf der Hauptbühne geplant.