So groß wie ein Fußballfeld ist die Fläche im Maisfeldfeld von Thomas Broghammer, auf dem die Wildschweine erheblichen Schaden anrichteten. Foto: Schmidt

Jäger dezimieren bei Treibjagd Bestand um zwei Tiere. Große Zahl von Helfern treibt "Schwarzkittel" in die Flucht.

Villingendorf - So groß wie ein Fußballfeld zeigt sich die Schadenfläche im Maisfeld von Thomas Broghammer. Acht Jäger, 25 Treiber und zahlreiche Hunde rückten deshalb den Übeltätern auf den Leib.

Das Broghammer-Maisfeld erstreckt sich vom Hofanwesen bis zu den ersten Häusern in Villingendorf. Sechs Hektar ist es groß. Für Broghammer unbegreiflich, dass die Wildschweine gerade dieses heimgesucht hatten. Als einziges seiner Maisfelder liegt es nah am Wohngebiet.

Der Weg durch den Futtermais ist beim Ortstermin beschwerlich. "Schützen Sie Ihre Augen", warnt der Landwirt. Broghammer nimmt einen Eingang, den offensichtlich auch die Wildschweine bevorzugten. Auf dem Boden sind ihre Spuren deutlich erkennbar. Der Landwirt schreitet zügig voran. "Bücken Sie sich", ermahnt er immer wieder. Die Blattränder sind messerscharf. Trotz der eingeschränkten Sichtfeldverhältnisse lassen sich die Schäden überall erkennen: Umgeknickte Pflanzen, angefressene Kolben und plattgewalzte Flächen. Mitunter so groß wie ein stattliches Wohnzimmer. "Die Wildschweine wandern nicht mehr, sie sind sesshaft." In seinem Feld leben sie mindestens seit vier Wochen, schätzt Broghammer. Frustriert klingt er dennoch nicht.

Zum wiederholten Male rückten die Jäger den Wildschweinen in den letzten vier Wochen auf den Leib. Zweimal ohne Erfolg. "Da waren es zu wenig Treiber", erklärt der Landwirt. Beim dritten Mal konnten 25 Helfer für die Drückjagd organisiert werden. Mit Ratschen, Tröten und Stöcken zogen sie lautstark durchs Feld. Fast eine Stunde dauerte ihr anstrengendes Treiben, dann raste die erste Sau über das freie Feld. Geschossen wurde aber erst einmal nicht. Trotz weitläufiger Absperrung um das Gebiet störten ein Fahrzeug und ein anderer Landwirt den freien Abschuss. Die Jäger ärgerten sich maßlos. Die Schäden, die von den Wildschweinen in ihrem Jagdbogen verursacht werden, müssen von ihnen bezahlt werden. Aber die Sicherheit gehe vor, betont Eugen Seeger, der für den Jagdbogen zuständig ist. Eine Kugel erreiche eine Distanz von drei bis vier Kilometer. Es dürfe daher nur in Richtung Boden geschossen werden, doch es bestehe die Gefahr, dass ein Schuss durch einen Stein oder ähnliches abgelenkt werde, erklärt Eugen Schuler, der die Wildschäden für den Landkreis bemisst. Die Absperrung müsse daher unbedingt eingehalten werden. Fünf Sauen entkamen, die wie gestochen über die geernteten Felder zum nächsten Maisfeld entwischten. Zwei Tiere konnten die Jäger erlegen. Für die Schützen erst einmal zufriedenstellend, und für Thomas Broghammer ein Erfolg. Obwohl er davon ausgeht, dass die Wildschweine wiederkommen.

"Das Maisfeld ist einfach zu paradiesisch", erklärt er. Auch im Winter. Zwar werde nun an gleicher Stelle Weizen gesät, aber die zerstörten Flächen müssten zuvor umgepflügt werden. Automatisch landeten so die angefressenen Maiskolben wieder im Boden. "Im Winter graben sie die wieder aus", ist sich der Landwirt sicher. Und der nächste Schaden vorprogrammiert.

Als Broghammer den landwirtschaftlichen Betrieb vor zehn Jahren übernommen hatte, gab es noch keine Wildschweine. Das kann auch sein Vater Wilfried Broghammer bestätigen. 1948 kam es in Villingendorf zwar zur ersten Treibjagd, aber damals wurden Rehe, Füchse und Dachse geschossen. Das Wildschweinproblem bestehe erst seit etwa drei Jahren, und es werde immer schlimmer.

Bislang stellte der Sohn keine Schadensersatzansprüche, doch in diesem Jahr wäre der Verlust zu hoch. Wie hoch genau, kann auch Schätzer Eugen Schuler nicht auf Anhieb sagen.

Sicher ist er sich hingegen, dass Wildschweine die Schäden verursachen. Das ist für Broghammer wichtig. Obwohl auch Dachse immer größere Schäden anrichten, werde dem Landwirt für solche Schäden kein Ersatz zugestanden. In den 80er Jahren waren Dachse in der Region nahezu ausgerottet, weil sie der Fuchsbegasung zum Opfer fielen. Inzwischen habe sich ihr Bestand so erholt, dass auch sie die landwirtschaftlichen Erträge gefährdeten, sagt Schuler.

Viele Treiber beteiligten sich zum ersten Mal an einer Drückjagd. Teilweise verkleidet wie an der Fasnet wollten sie die Wildschweine in die Flucht treiben . Ein klein wenig mulmig war den teilweise noch recht jungen Leuten dabei schon zumute.

"Zwar greifen die Wildschweine nur an, wenn sie angeschossen werden", sagt Schuler, aber einer der Treiber wurde fast überrannt. "Ein Wildschwein raste direkt an mir vorbei", erzählt er. Verletzt wurde einer der Hunde. Während er zum Tierarzt musste, ging für die Jäger die Drückjagd an anderer Stelle weiter.