Einen fesselnden Konzertabend gibt es mit der Musikkapelle Villingendorf. Foto: Verein Foto: Schwarzwälder Bote

Unterhaltung: Mittelalterliche Liebesgeschichte in die Gegenwart übernommen / Zuhörer wirken gefesselt

Villingendorf. In der Turn- und Festhalle hat vor Kurzem das traditionelle Jahreskonzert der Musikkapelle Villingendorf stattgefunden. Das abwechslungsreiche Repertoire ließ mit einerseits sehr anspruchsvollen und gleichzeitig äußerst unterhaltsamen Werken an diesem Konzertabend wohl für keinen der Zuhörer Wünsche offen.

Die Jugendkapelle Villingendorf startete beeindruckend. Unter der Leitung von Musikdirektor Thomas Michelfeit wurde das Konzert mit der "Fields Overture" von Hiroki Takahashi eröffnet. Ziel des Komponisten ist es, so die charmanten Ansager Noah Klett und Max Glatthaar, junge Musiker für die Blasmusik zu begeistern und Freude zu bereiten. Anschließend folgte Jubilance von James Swearingen. Langanhaltender Applaus belohnte das Können des Nachwuchses. Auch die Zugabe vermittelte gute Laune pur: Spritzig, dynamisch und hoch motiviert wurde "Sparks of Fire" – zu deutsch: Funken eines Feuers – vorgetragen.

Ensemble präsentiert sich auf hohem Niveau

Anschließend nahm die Stadtkapelle Spaichingen unter der Leitung von Musikdirektor Thomas Uttenweiler auf der Bühne Platz. Das Orchester präsentierte ein Konzert-Programm mit sowohl klassischen Werken als auch Stücken aus dem Rock- und Popmusikgenre. Das Ensemble präsentierte sich auf hohem Niveau und bot einen reifen Klang. Langanhaltender Applaus belohnte die Gäste aus Spaichingen für ihre gelungene Präsentation. Den Wunsch nach einer Zugabe erfüllten sie mit dem Rock-Klassiker "Smoke On The Water".

Nach einer Pause übernahm die Musikkapelle Villingendorf die Regie auf der Bühne. Begonnen hat der Konzertteil der Gastgeber mit "Up In The Sky" von Otto M. Schwarz, der sich in der Komposition einem der größten Menschheitsträume – dem Fliegen – widmet. Die Ansager Marius Bauer und Alexander Kimmig erklärten, dass sich seit jeher Pioniere und Freigeister daran versuchten, sich frei wie ein Vogel in der Luft bewegen zu können.

Im 18. Jahrhundert wurde durch die Erfindung des Heißluftballons durch die Gebrüder Montgolfier in Frankreich eine neue Art des Luftaufstiegs erfunden. Dessen Entwicklungsgeschichte spiegelte sich auch im Untertitel "The Story of Balloons" wider. Mit einer Fanfare zur Eröffnung wurde die Faszination des Fliegens und der grenzenlosen Freiheit geradezu spürbar.

Doch die Anfänge der Ballonfahrt waren alles andere als glorreich. Zahlreiche Fehlversuche, wie brennende und abstürzende Luftfahrzeuge wurden durch teils theatralische Melodien vertont. Bis schließlich beim Wiederertönen des Eröffnungsmotivs die erste erfolgreiche Ballonfahrt dargestellt wurde.

Bei dem anschließenden Werk "Battle of Hearts" – welches erst in 2018 erschienen ist – diente Kleists mittelalterliche Liebesgeschichte "Das Käthchen von Heilbronn" dem Komponisten Bert Appermont als Inspirationsquelle. Die Geschichte bezog sich auf die beiden Damen der Geschichte, die um das Herz eines Grafen kämpften. Der erste Satz handelte von der leidenschaftlichen Liebe zwischen Käthchen – Tochter eines Schmides – und dem Grafen vom Strahl. Diese wurde in einer lyrischen Melodie in der Solo-Klarinette sehr gefühlvoll von Emma Seyboldet charakterisiert. Doch die Katastrophe ließ nicht lange auf sich warten: Aufgrund des Klassenunterschiedes konnte der Graf seinem Herzen nicht folgen. Die adlige Kunigunde von Thurneck wurde im zweiten Satz vom Grafen befreit.

Musikalisch wurde die prunkvolle, allerdings auch rationale höfische Beziehung durch das sehr kultiviert vorgetragene bekannte Renaissance-Lied "Belle qui tiens ma vie" zum Ausdruck gebracht, das in einen mitreißenden Tanz mündete. Leuchtende Tonleiterfiguren in den Holzbläsern spiegelten loderndes Feuer wider. Die Villingendorfer Musiker meisterten die schnellen Läufe gekonnt.

Gefühlvoll begann das nächste Stück "Highlights from Riverdance", arrangiert von Johan de Meij. Die wohl bekannteste irische Bühnenaufführung, die hauptsächlich aus traditionellem irischen Stepptanz und keltischer Musik besteht, handelt von den Erzählungen über die Lebensweise des irischen Volkes und einigen Auswanderern in andere Länder. Zu Beginn wurde das mystische und traditionelle Irland illustriert.

David Doster ragt als Solist heraus

Der schwungvolle expressive Firedance beschrieb die feurige Seite der Irländer. Die schnellen Taktwechsel und elektrisierenden Melodien wurden mit Bravour gemeistert. Danach kam eine ruhigere Passage, in der die Ängste und Sorgen der Auswanderer dargestellt wurden. "Dance of the River Women" spiegelte die Balance zwischen der Freiheit in der weiten Welt und der ungebrochenen Verbundenheit mit der früheren Heimat wider. Schließlich gipfelte das Werk in dem energiegeladenen, namensgebenden Finale Riverdance. Auch hier hat das Holzregister eine große Menge an Fingerfertigkeit zur Schau gestellt.

Mit dem Werk "Sing Sang Sung" von Gordon Goodwind im Big-Band-Stil beendeten die Villingendorfer ihren Konzertpart. Ein Musiker stach besonderes heraus. Der Solist am Sopransaxofon David Doster brillierte mit eindrucksvoller Technik und souveränem Spiel. Im ständigen Dialog mit dem Orchester entwickelte sich auf beiden Seiten eine hohe Spielfreude.

Die Zuhörer würdigten die Darbietung mit lang anhaltendem Applaus und forderten eine Zugabe. Gespielt wurde das Lied "Singing In The Rain". Die Musiker spielten anstatt auf ihren Instrumenten auf selbst gestimmten Getränkeflaschen. Das Publikum war zu Recht begeistert von der außergewöhnlichen Darbietung. Als Kontrast positionierte Michelfeit als absoluten Schlusspunkt das Stück "La Califfa". Auch hier trat David Doster als Solist hervor.

Die zarte und hingebungsvolle Interpretation fesselte die Zuhörer nochmals, und die damit verbundene Ruhe stimmte wunderbar auf die kommenden besinnlichen Weihnachtsfeiertage ein.