Die Suche nach dem mutmaßlichen Todesschützen geht weiter. Foto: Schmidt

Tag drei bringt keine neue Spur von Todesschütze. Unwegsames Gelände erschwert Polizeiarbeit.

Villingendorf - Sonntagabend, 18 Uhr. Die Polizeibeamten, die den Tag über ein Waldgebiet nordwestlich von Villingendorf durchkämmt haben, packen zusammen. Die Suchaktion sei für den Moment beendet, bestätigt Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Rottweil.

Und noch immer fehlt jede Spur von Dragen D. Dem Mann, der am Donnerstagabend seinen eigenen Sohn, den Lebensgefährten seiner Ex-Frau und dessen Cousine erschossen haben soll. Bereits am Samstag hatten die Beamten vergeblich Wald und Felder nach dem Kroaten durchforstet. Die Suche werde am Montag fortgesetzt, kündigt Popp an. Das Gelände sei unwegsam, das dichte Unterholz und der vom Regen aufgeweichte Boden erschwerten das Durchkommen. Ob die Polizei die Durchsuchung des Waldstücks am Montag abschließen kann? "Das wissen wir nicht", sagt Popp. Gibt es neue Erkentnisse? Irgendeine Spur des mutmaßlichen Todesschützen? Nein, meint Popp. Und fügt hinzu: "Leider."

Dabei wollen mehrere Personen wollen den 40-Jährigen vor und nach der Tat gesehen haben. Das mutmaßliche Fluchtauto, ein grüner Seat Ibiza, mit rotem Konstanzer Kennzeichen, sei bereits am Donnerstagnachmittag am "Hochwald" entdeckt worden. Ein Jogger berichtet, dass er es dort gesehen habe, der Täter habe darin geschlafen. Ein anderer Einwohner erzählt, auch er habe den Täter gesehen, hatte Blickkontakt. Drazen D. habe im Auto gesessen und augenscheinlich gewartet.

"Keine konkrete Gefahr für die Bürger"

Auch nach der Tat, im Laufe des Freitags und Samstags, wollen mehrere Personen den Kroaten gesehen haben. Nach Veröffentlichung eines Fahndungsfotos komme es oft vor, dass sich Personen melden und den Gesuchten gesehen haben wollen, erläutert ein Polizeisprecher. "Wir gehen der Sache dann nach, oft haben sich die Zeugen aber auch einfach getäuscht."

Das Polizeipräsidium Tuttlingen hat ein Bürger- und ein Hinweistelefon zum Tötungsdelikt in Villingendorf geschaltet. "Wie ist die Sicherheitslage?" und "Kann ich mein Kind am Montag wieder zur Schule schicken?" lauteten oft die Fragen am Bürgertelefon. Es gingen aber keine Massen an Anrufen ein. Bis Sonntag lag die Zahl laut Polizei im zweistelligen Bereich.

Obwohl der Täter flüchtig und offenbar noch immer mit seinem Maschinengewehr aus dem militärischen Beständen Ex-Jugoslawiens bewaffnet ist, "besteht keine konkrete Gefahr für die Bürger", versichert ein Polizeisprecher. Auch der Schulbetrieb wird am Montag regulär weitergehen. Ein Patient der Helios-Klinik will indes beobachtet haben, dass der Täter am Freitagnachmittag in Begleitung einer Frau im Krankenhaus auftauchte und nach seiner Ex-Partnerin fragte. Seine Begleitung stellte sich offenbar als Schwester der Mutter vor.

Die Polizei soll ein Annäherungsverbot ausgesprochen haben

Zwischenzeitlich wurde auch bekannt, dass Drazen D. seine Ex-Partnerin und ihren neuen Partner bereits über einen längeren Zeitraum bedrohte. Die Mutter seines sechsjährigen Sohnes, der am Donnerstag in Villingendorf eingeschult worden war, sei regelrecht auf der Flucht vor dem gewalttätigen Kroaten gewesen. Ein Bekannter des Opfers berichtet, das Paar habe bei der Polizei Rottweil gemeldet, dass es bedroht werde. "Ich bringe Euch um", soll D. demnach gedroht haben. Die Polizei will sich im Laufe des Montags dazu äußern.

Die Stimmen werden lauter, dass der Täter, ein ehemaliger Soldat, in der Region Helfer hatte und vielleicht immer noch hat. Ein Bruder wohne in Rottweil, hieß es noch am Samstag. Dies sei allerdings nur ein Gerücht, so ein Polizeisprecher. Auch über den letzten Wohnort oder berufliche Tätigkeiten will die Polizei nichts sagen. Wie unsere Zeitung erfahren hat, arbeitete Drakic bis vor zwei Wochen in einer Dreherei in Mahlstetten (Heuberg). Dort habe er mit dem Hinweis gekündigt, er habe "familiäre Angelegenheiten zu erledigen".