Der erste Eindruck täuscht. "Handwerker" Michael Hardtmann bekommt von Karl-Heinz Bucher nicht nur Glückwünsche, liebe Worte und Umschläge (Reisegutschein), sondern ebenfalls noch die Blumen überreicht. Der Kämmerer von Villingendorf begann am 1. August 1978 seine Ausbildung im gehobenen, nicht technischen Verwaltungsdienst. Foto: Mei Foto: Schwarzwälder Bote

Applaus: Michael Hardtmann steht aus zwei Gründen im Fokus: Haushaltsverabschiedung und Dienstjubiläum

17. Januar und 12. Dezember: An beiden Abenden schütteln sich Bürgermeister Karl-Heinz Bucher und Kämmerer Michael Hardtmann die Hände. Während Bucher vor elf Monaten Glückwünsche für 15 Jahre Bürgermeister entgegennahm, darf es nun Hardtmann für sein 40. Dienstjubiläum.

Villingendorf. Es ist sowieso eine besondere Sitzung des Gemeinderats: die erste mit der Verabschiedung des Haushaltsplans nach dem neuen kommunalen Haushaltsrecht, die letzte in diesem Jahr und die letzte für den scheidenden Schultes. Karl-Heinz Bucher, der aus gesundheitlichen Gründen bei der Bürgermeisterwahl Ende Oktober nicht mehr kandidiert hat, wird am Mittwoch, 9. Januar, verabschiedet und sein Nachfolger, Marcus Türk, am Donnerstag, 17. Januar, ins Amt eingeführt.

Dass Michael Hardtmann überaus große Wertschätzung im Rathaus in Villingendorf (und darüber hinaus) genießt, zeigt sich bei besagter Ehrung. Obwohl sich der Mann der Zahlen als "Handwerker" sieht und kein großes Aufheben um seine Person bevorzugt, kommt es doch, wie es kommen muss. Karl-Heinz Bucher hebt die fachlichen Kompetenzen des Fachbeamten für das Finanzwesen hervor.

Wertvoller Ratgeber

Nebenbei: Diese hat er mit seinem Team in einem Kraftakt sondersgleichen im Zuge der Umstellung auf das neue kommunale Haushaltsrecht so eindrucksvoll bewiesen, dass bei der Verabschiedung des 2019er-Haushalts keine Frage offengeblieben ist und selbst Laien mit gutem Gewissen die Hand zur Zustimmung geben konnten.

Michael Hardtmann gilt schließlich nicht umsonst als Garant für "eine stets solide Finanzpolitik" (Bucher) in Villingendorf. Schließlich hat er als Finanzchef einer steuerschwachen Gemeinde ein besonderes Augenmerk auf den zu leistenden Spagat zwischen dem Machbaren und Möglichen und dem Wünschenswerten gelegt. 32 Haushaltpläne hat Hardtmann, der seit März 1987 als Kämmerer in Villingendorf wirkt, mittlerweile auf den Weg gebracht.

Als "interner" Bürgermeister-Stellvertreter diente und dient er Herbert Hermle und Karl-Heinz Bucher als ein wertvoller Ratgeber. Der Schultes hebt insbesondere Hardtmanns Gradlinigkeit, Engagement und Freundlichkeit hervor. Wahrscheinlich sind bereits diese Zeilen zuviel. Dennoch: Was sein muss, muss sein. Ein Leuchten in den Augen verrät, dass er sich über die Auszeichnung, verbunden mit Geschenken, sehr freut.

Immer vorbereitet

Und ganz unvorbereitet hat Michael Hardtmann dieser Abend nicht getroffen. Zu Feier des Tages bringt er, der normalerweise eine legere Arbeitskleidung und Jeans bevorzugt, einen "Kittel" mit, den er bei der Gratulation anzieht. Beifall der Ratsrunde und der Zuhörer runden diese festlichen zehn Minuten ab.

Zwei Leitprinzipien

Vor diesem Finale stand noch das Ende der Haushaltplanberatungen an. Michael Hardtmann fasst das Wesen des neuen kommunalen Haushaltsrechts zusammen. Er betont die Leitprinzipien der Doppik: Generationengerechtigkeit und Ressourcenverbrauchskonzept.

Dass bisher sinnvoll mit dem Geld umgegangen wurde, zeigt sich unter anderem darin, dass in den vergangenen Jahren gute Zuführungsraten erwirtschaftet, Schulden abgebaut und Rücklagen angesammelt wurden. Unumgänglich für das Großprojekt "Neubau einer Mehrzweckhalle", das 2019 startet.

Die "Hürde" Generationengerechtigkeit überspringt der 2019er-Haushalt. Der Saldo des Ergebnishaushalts beträgt 191 100 Euro, der Ertrag ist um diese Summe größer als die Aufwendungen. Und der Zahlungsmittelüberschuss beläuft sich auf 532 400 Euro; diese Summe entspricht in etwa der früheren Zuführungsraten und liegt nicht so viel unter der 2018er-Zahl von 573 000 Euro. Dieser Zahlungsmittelüberschuss des sogenannten Ergebnishaushalts muss im Gesamtfinanzhaushalt die laufenden Kredittilgungen (2019: 69 300 Euro) decken.

Vier größere Vorhaben

Und noch etwas für die Freunde des neuen kommunalen Haushaltsrechts. Hinter dem Differenzbetrag von 341 300 Euro (532 400 Euro minus 191 100 Euro) verbergen sich die nicht zahlungswirksamen Erträge und Aufwendungen; diese müssen im Ergebnishaushalt erwirtschaftet werden, stehen jedoch im Finanzhaushalt als Liquidität zur Verfügung.

Jenseits all der Theorie stehen im kommenden Jahr in Villingendorf folgende größere Maßnahmen – im Investitionshaushalt vermerkt – an: Neubau der Mehrzweckhalle (Kosten 2019: 800 000 Euro, 2020 und 2021: je 3,0 Millionen Euro, 2022: 1,2 Millionen Euro; Zuschüsse: 2,43 Millionen Euro, davon sind bereits 1,63 Millionen Euro bewilligt), Erneuerung des Mischwasserkanals und der Wasserleitung in der Rottweiler Straße (600 000 Euro sind bereitgestellt), Erschließung des Gewerbegebiets Dürrenhölzle-West (325 000 Euro) und Optimierung des Bauhofs (Planansatz: 150 000 Euro).

Schulden bis 2022

Während 2019 keine Kredite aufgenommen werden müssen, sollen es 2020 und 2021 jeweils 1,0 Millionen Euro sein. Somit würde sich der Schuldenstand Ende 2021 auf knapp 2,524 Millionen Euro erhöhen, hat die Kämmerei ausgerechnet. Derzeit seien es 771 922,53 Euro. In der gebräuchlichen Pro-Kopf-Schulden-Rubrik (3313 Einwohner am 30. Juni 2018) lauten die Zahlen: 233,21 Euro 2018, 211,62 Euro 2019, 487,47 Euro 2020, 755,67 Euro 2021 und 717,79 Euro 2022.

Und noch eine allerletzte Zahl im Zusammenhang mit dem 2019er-Werk: Der Gesamtfinanzhaushalt schließt mit einem negativen Saldo von 283 900 Euro; dieser Betrag wird durch die vorhandene Liquidität gedeckt.

Während es Karl-Heinz Bucher freut, dass das Planwerk "wie immer" einstimmig vom Gemeinderat verabschiedet wird, nutzt der "externe" Bürgermeister-Stellvertreter Karl-Heinz Wachter die Gelegenheit, sich bei Michael Hardtmann und seinem Team im Namen des Gemeinderats zu bedanken. Welch Arbeit die Umstellung gemacht habe!

Sein Gefühl habe ihm, Wachter, gesagt, dass er, Hardtmann, bis zur Klausurtagung des Gemeinderats in Epfendorf im September nervlich unter Strom gestanden sei, doch nun wirke er, Hardtmann, entspannt und zufrieden. Grund für den Angesprochenen, sich beim Gemeinderat zu bedanken. Er, der Gemeinderat, sei ein Gremium, das fachlich mitziehe und ihm, Hardtmann, keine Prügel in den Weg werfe.

Beifall runden all die Taten und Worte ab.