Michael Müller (von links), Andreas Bayer, Stefan Weiner und Daniel Fleig setzen sich für die sportlichen Belange in der Stadt ein. Foto: Eich

Sportverband äußert sich im Interview zu geplanten Investitionen und Mängeln in Hallen der Stadt.

Villingen-Schwenningen - Vor zwei Jahren nahm der neue Vorstand des VS-Sportverbandes seine Arbeit auf – seit dem brachte man sich in vielen Projekten ein und freut sich auch über die "hervorragende Zusammenarbeit" mit der Stadt. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichten die Vorstände Daniel Fleig, Michael Müller, Andreas Bayer und Beisitzer Stefan Weiner über Themen, die den Sportlern unter den Nägeln brennen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Umsetzung des Sportentwicklungsplanes?

Daniel Fleig: Es macht durchaus Sinn ein Konzept für einen größeren Bereich zu machen, aber kein Gesamtkonzept für die gesamte Stadt mit allen Teilgemeinden. Das ist viel zu umfangreich und oft auch nicht zielführend, da es viel zu schnell überholt ist. Wir sehen mehr Möglichkeiten mit Konzepten für einzelne Bereiche – beispielsweise den Hoptbühl-Sportplatz, zusammen mit anderen Plätzen. Das sehen wir als nachhaltiger an und ist leichter umsetzbar. Uns ist zudem wichtig, dass man in die Zukunft blickt – wir wollen kein "Management by Baby", wer als erstes und am lautesten schreit, wird als erstes bedient. Wir wollen uns eher an den tatsächlichen Bedürfnissen orientieren und schauen, dass die Entscheidungen in fünf oder zehn Jahren ebenfalls noch Sinn machen.

Andreas Bayer: Der Sportentwicklungsplan ist leider mittlerweile schon zeitlich überholt. Jedoch können gewisse Feststellungen aus dem Plan auch heute noch ein guter Ansatz sein. Wir möchten den Fokus auf kleinere und kurzfristiger umsetzbare Konzepte, wie wir das beispielsweise in Schwenningen mit dem IKPS Institut getan haben, legen. In Schwenningen hat das in einem Teilgebiet hervorragend funktioniert, die Vereine haben an einem Strang gezogen.

Dieses Konzept sieht eine Konzentration der Sportstätten in Schwenningen vor. Ist so etwas auch für Villingen geplant?

Bayer: Wir hatten das Konzept für Villingen sogar umfangreicher geplant, weil die gedeckten und ungedeckten Sportstätten mit einbezogen werden sollten. Es ist aber schön für die Vereine, den Bedarf selber zu analysieren und nach Synergieeffekte mit anderen Vereinen zu suchen, um gemeinsam beispielsweise größere Bauten zu nutzen. Das hat in Schwenningen mit den fünf Vereinen toll geklappt. Wir hoffen deshalb, dass dies für Villingen genehmigt wird.

Müller: Sinnvoll ist in dem Zusammenhang die Bedarfsanalyse, die von einem externen Planer erstellt wird. Uns ist wichtig, dass das unabhängig untersucht wird.

Fleig: Vor allem wird nicht aus den Augen verloren, was theoretisch überhaupt umsetzbar ist. Das ist auch der Unterschied zu einem Gutachten, das oft dann in der Schublade verschwindet. Wir haben hier ein Konzept, das mit den vorhandenen Mitteln praktisch durchführbar ist.

Stefan Weiner: Dank der aktiven Mitarbeit wird sowas wirklich ein Konzept für die Vereine – es ist nicht einfach von der Politik bestimmt worden. Sondern es werden alle miteinbezogen. Und dank dem externen Institut wurde völlig objektiv gearbeitet.

Das Gymnasium am Hoptbühl musste lange auf ihre Sportstätten verzichten, jetzt hat Stadtrat Joachim von Mirbach bewirkt, dass das Projekt Fahrt aufnimmt. Das dürfte ja zur Freude des Sportverbandes sein.

Müller: Wir sind zufrieden, dass es Fahrt aufgenommen hat. Wir sind aber nicht zufrieden, wie Herr von Mirbach die Sache dargestellt hat. Solche Sätze wie "ich brauch kein Gutachten, um zu sehen, dass der Platz schlecht ist", waren da nicht zielführend. Viel mehr wollten wir den Platz mit in die Konzeption einbauen um den Bedarf zu ermitteln und noch mehr Nutzen rauszuholen. Wir wollen, über den Bildungsplan hinaus, dort Maßnahmen durchführen. In diesem Zusammenhang haben wir uns gut mit der Schule verständigt und sind auf einer Linie. Es ist verständlich, dass die Schule nicht mehr warten möchte und wir wollen in der Planungsphase nun noch weitere Themen mit analysieren – beispielsweise, dass die Vereine das Areal ebenfalls sinnvoll nutzen können. Das kann innerhalb des gewünschten Zeitrahmens gemacht werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Der Sportverband bringt sich hier gerne in die Diskussion ein.

Bayer: Möglich wäre zudem, dass hier Platz für eine Trendsportart geschaffen wird. Das würde dann nicht nur Vereinen in Villingen-Schwenningen, sondern auch der Schule wieder zugutekommen, beispielsweise um eine AG zu ermöglichen. Diese Planung kommt den Lehrern entgegen, in Freistunden könnten die Schüler dann sportlich aktiv werden und man hätte ein Alleinstellungsmerkmal. Zudem könnten weitere Ansätze zur Nutzung des Areals verfolgt werden, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch gar nicht in den Köpfen präsent sind. Das geht aber nur, wenn nicht der Ausschluss von der Gesamtkonzeption gefordert wird.

Im Ausschuss wurden die Maßnahmen im ebm-papst-Stadion vor dem Hintergrund, dass der Aufstieg des FC 08 in die Regionalliga noch nicht feststeht, kritisiert. Können Sie die Kritik nachvollziehen?

Bayer: Wir waren mit der Art und Weise, wie der FC 08 Villingen das Vorhaben über die Hintertür an den Gemeinderat herangetragen hat, nicht einverstanden. Das hat für einen Mehraufwand für alle Beteiligten gesorgt. Wir unterstützen die Maßnahme jedoch und haben sie bei mehreren Fraktionen vorgetragen. Der FC 08 muss regionalligatauglich gemacht werden, wir sind hier ein Oberzentrum. Regionalliga ist da das Ziel, das wir haben müssen. Das ist auch das Ziel des Vereins. Wir sind aber der Meinung, dass dieses Jahr nur das gemacht wird, was für die Regionalliga nötig ist. Alles Weitere sollte genau geplant werden und baulich so umgesetzt werden, dass hier eine langfristig taugliche Sportstätte für Regionalliga- und DFB-Pokalspiele entsteht.

Weiner: Man darf einer Mannschaft den Aufstieg nicht aufgrund solcher Maßnahmen verwehren. Deshalb muss man etwas in das Stadion investieren. Aus meiner Sicht ist zudem der Weg ohne Flutlicht nicht gangbar, nach Freiburg auszuweichen ist keine Alternative.

Müller: Klar sollte jedoch ebenfalls sein, dass die Stadt nicht dazu da ist, den Verein finanziell zu unterstützen, sondern nur die Infrastruktur bereitzustellen. Das würde zulasten von anderen Vereinen gehen. Gegen solche Dinge würden wir uns klar wehren.

Wie beurteilt der Sportverband die Investitionen in Höhe von über vier Millionen Euro in das Eisstadion?

Müller : Dass die Schäden an den Leitungen und dem Dach beseitigt werden, steht für uns außer Frage – wir sehen hier die Bahn II und die Curlinghalle auch als Einheit. Curling ist zwar eine Randsportart, aber für Schwenningen sehr wichtig.

Weiner: Allerdings halten wir das bauliche Schließen der Halle und das ganzjährige Eisangebot als nicht notwendig an – insbesondere vor dem Hintergrund der Defizite in den gedeckten Sportanlagen. Wir finden die Argumentation von Kunsteisbahn-Geschäftsführer Klaus Hässler, ein Eisstadion mit städtischen Geldern umzubauen, um schweizerischen und österreichischen Mannschaften ganzjährig den Eishockeysport zu ermöglichen, nicht zielführend. Hier werden Energie- und Mitarbeiterkosten völlig außer Acht gelassen. Wir glauben auch nicht, dass es damit möglich ist, das Defizit zu reduzieren.

In den Sporthallen der Stadt Villingen-Schwenningen gibt es also noch einiges zu tun?

Bayer: Die Zustände sind teilweise eine Katastrophe. Wir haben Hallen, dort darf man nicht rein, wenn Schnee fällt, in anderen kann man nicht ordentlich duschen – das ist eines Oberzentrums nicht würdig. Wir hoffen da auf das externe Planungsinstitut IKPS, das für die Gesamtkonzeption den Zustand der Hallen ans Licht bringen wird und zeigt, was zu machen ist.