Der Stiftungsrat der "Neue Hoffnung", Reinhold Hummel (von links), Evelyn Preuß, Carolin Kohn und Werner Hoos (rechts) sowie Ehrenvorsitzender Albrecht Benzing, sind auf der Suche nach Unterstützern und neuen Immobilien. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Stiftung "Neue Hoffnung" ist auf der Suche nach großzügigen Spendern / Weitere Häuser notwendig

Nicht nur der Wohnraum für Flüchtlinge ist in Villingen-Schwenningen knapp, sondern auch das notwendige Geld bei der Stiftung "Neue Hoffnung", die sich um die Unterbringung von anerkannten Asylbewerbern kümmert. Deshalb hofft der Stiftungsrat auf großzügige Spender.

VS-Schwenningen. Aktuell besitzt die Stiftung "Neue Hoffnung" vier Häuser in Schwenningen, in denen Flüchtlinge leben. Da die geringen Mieten in Höhe der Sätze der sozialen Sicherungssysteme jedoch nicht die Kosten decken, zehrt der Unterhalt am Vermögen der Stiftung. Das Ziel der 1995 gegründeten Stiftung ist es, anerkannten Asylbewerbern durch günstige Anschlussunterbringungen auf die eigenen Beine zu helfen.

"Wohnraum trägt zur Integration und Entwicklung der Menschen bei", erklärt Evelyn Preuß. So habe es in der Vergangenheit bereits mehrfach funktioniert, dass Flüchtlinge durch eine Wohnung von der Stiftung zu einer festen Anstellung und in der Folge zum notwendigen Kapital gekommen seien, um sich selbst Eigentum anzuschaffen. Albrecht Benzing schilderte mehrere Fälle von "Hilfe zur Selbsthilfe", wie er es nennt. So hätten sich Personen, die in den Stiftungswohnungen erste Schritte zur Eigenständigkeit gemacht haben, Eigentum angeschafft und darin wieder Wohnungen an Flüchtlinge vermietet. "Mittlerweile haben vier Familien etwas Eigenes", sagt Benzing.

Wie Reinhold Hummel erklärt, gibt es in Villingen-Schwenningen eine große Anzahl anerkannter Flüchtlinge und somit Bedarf an zusätzlichem, bezahlbaren Wohnraum. "Wir wollen neue Immobilien kaufen", sagt er. Allerdings fehle das notwendige Geld. Seine und die Hoffnung der anderen Stiftungsratsmitglieder ruhe darauf, dass sich ein oder mehrere Personen finden, "die das notwendige Geld übrig haben", so Hummel. Er macht mehrfach deutlich, dass es nicht um Weihnachtsspenden von "100 Euro" gehe. "Ich könnte mir aber vorstellen, dass es durchaus Menschen gibt, die von ihrem Vermögen etwas abgeben möchten." Konkret nennt er im Gespräch Summen von 50 000 Euro aufwärts oder gar ganze Immobilien, die ein Spender zur Verfügung stellen könnte. Ihm sei aber klar, dass eine gewisse Grundeinstellung bei den Gönnern vorhanden sein muss. Es gehe nicht darum, Überzeugungsarbeit zu leisten, sondern Freiwillige daran zu erinnern, dass es diese Stiftung gibt.

Angst zu vermieten

Eines der größten Probleme ist laut Albrecht Benzing, dass sich selbst anerkannte Flüchtlinge schwer tun, eine Wohnung zu finden. Die Skepsis vieler Vermieter sei groß. Manche würden es sich aber auch nicht zutrauen, ihre eigentlich freien Wohnungen an Flüchtlinge zu vermieten, aus Angst, damit überfordert zu sein. "Uns kann auch helfen, wenn jemand auf uns zukommt und sagt, ›ich würde ja gerne vermieten, ich bräuchte aber Ihre Hilfe‹", erklärt Benzing. Evelyn Preuß bekräftigt, dass das Netzwerk der Flüchtlingsarbeit in Villingen-Schwenningen mittlerweile sehr umfassend ist, sodass potenziellen Vermietern jederzeit unter die Arme gegriffen werden könne, wenn diese Hilfe wünschen. "Dazu gehört auch, dass wir die Menschen in ihrer Selbstständigkeit begleiten können", sagt Preuß. Reinhold Hummel ergänzt, dass nicht nur finanzielle Mittel helfen können: "Auch Handwerkerleistungen für die Bestandsgebäude würden uns natürlich helfen, um die notwendige Renovierungskosten zu senken."

Ansprechpartner für Interessierte sind alle Mitglieder der Stiftung "Neue Hoffnung". Wer helfen möchte, oder noch unsicher ist, ob seine Idee helfen kann, bekommt beim Stiftungsrat jederzeit Auskunft.

Die Stiftung wurde 1995 von den beiden Ehepaaren Hoestermann und Bachteler aus Bad Dürrheim eingerichtet. Die Genehmigung durch das Regierungspräsidium Freiburg erfolgte 1997. Die Stiftung stellt die Wohnungen in ihrem Besitz gegen Mietsätze der sozialen Sicherungssysteme wie Sozialhilfe und Arbeitslosengeld zur Verfügung. Dadurch erfolgt keine Gewinnerzielung.

Aktuell besitzt die Stiftung vier Häuser mit neun Wohnungen, in denen neun Familien leben. Insgesamt lebten bislang 35 Familien in den Gebäuden der Stiftung. Die Herkunftsländer der Bewohner sind Eritrea, Sri Lanka, Syrien, Marokko und Äthiopien. Eine Familie stammte sogar aus Deutschland. 42 von insgesamt 66 Bewohnern stehen laut Stiftungsrat in einem sicheren Arbeitsverhältnis. Dafür setzt sich vor allem Albrecht Benzing ein. Aufgrund seines langjährigen Engagements in der Flüchtlingshilfe wird ihm am 1. Dezember der Verdienstorden der Bundesrepublik (Bundesverdienstkreuz) in Stuttgart verliehen.