Christine Seigel (links) und Dunja Groneberg vom Caritasverband Schwarzwald-Baar kümmern sich um Familien, die durch außergewöhnliche Umstände Hilfe benötigen. Foto: Fein Foto: Schwarzwälder Bote

Caritas: Viele Anfragen erreichen die Familienhilfe zu spät / Bei Erstkontakt stellt man fest, wo die größten Probleme sind

"Leider erreichen uns viele Hilferufe viel zu spät", bringt Dunja Groneberg das Problem auf den Punkt. Vielen ihrer Klienten könnte schneller und besser geholfen werden, wenn diese rechtzeitig ihre Scheu überwinden und sich melden würden.

Schwarzwald-Baar-Kreis ( in). Dunja Groneberg leitet die Familienpflege des Caritasverbands im Schwarzwald-Baar-Kreis. Gemeinsam mit neun speziell ausgebildeten Kolleginnen bieten die Frauen Hilfe für Familien und Alleinerziehende, die in Not geraten sind.

Die Gründe für diese Not sind vielfältig. Das kann ein Todesfall sein, der die Familienstruktur verändert und die Zurückgebliebenen manchmal vor unlösbare Aufgaben stellt, das kann eine schwere, lang anhaltende Erkrankung eines Familienmitglieds oder eine anstehende Operation mit anschließendem Klinikaufenthalt sein. Auch eine Grippe oder psychische Erkrankung können Familien vor große Probleme stellen.

Früher halfen die Strukturen der Großfamilien

In einer solchen Notsituation, die in den früher üblichen Großfamilien meist problemlos bewältigt wurde, springen die Familienpflegerinnen ein und machen in aller Regel nichts anderes, als den Haushalt am Laufen zu halten.

"Dabei hat das Wohl der Kinder einer Familie aber immer Vorrang", erklärt Groneberg. Mit einem vernünftigen Frühstück den Tag beginnen, die Kinder rechtzeitig zu Kita und Schule schicken, und die Strukturen des Familienalltags am Leben erhalten – das seien oftmals die Hauptaufgaben der Pflegerinnen. Die Kosten einer Familienpflegerin trägt in der Regel die Krankenkasse, die Voraussetzung hierfür ist ein ärztliches Attest.

Etwas schwieriger wird es, wenn eine Familie in finanzielle Not gerät, Trennung, Verwahrlosung oder Kindeswohlgefährdung vorliegt. Diese Einsätze kommen über das Jugendamt. Die Caritas bietet ein sogenanntes HOT–Programm an (HaushaltsOrganisationsTraining). Beim Erstkontakt in den Familien stellt das Fachpersonal zuerst einmal fest, wo es das größte Problem gibt.

Meist müsse dann gemeinsam ein Plan ausgearbeitet werden, wie den Betroffenen aus der ausweglos erscheinenden Situation geholfen werden kann. Durch viele Sorgen, die die Familien belasten, ist meistens die Unordnung der erste Punkt, an dem gemeinsam gearbeitet wird.

"In der Folge wird über Haushaltsbücher gesprochen, gemeinsam werden Prioritäten gesetzt und Lösungen gesucht", erzählt Dunja Groneberg, wobei sich die Hilferufe durch alle sozialen Schichten und Kulturen ziehen.

Die Bezahlung für das HOT-Programm trägt das Jugendamt. Voraussetzung für eine funktionierende Hilfe bei der Caritas im Dienst der Familienpflege ist die bestehende gute Vernetzung mit den Krankenkassen, dem Jugendamt, den Dorfhelferinnen, Pfarrgemeinden und vielen weiteren Institutionen.

Noch wichtiger aber sei, dass sich Betroffene rechtzeitig melden. "Wenn das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist, ist eine Lösung immer langwieriger", rät Dunja Groneberg dazu, sich rechtzeitig Hilfe zu holen.

Weitere Informationen: Caritasverband des Schwarzwald-Baar-Kreises, Leitung Familienpflege, Schulstraße 5, 78166 Donaueschingen. Telefon 0771/8 32 28 10, E-Mail: Dunja.groneberg@caritas-sbk.de