Ernst und Hildegard Reiser sind seit 50 Jahren verheiratet. Sie feiern an diesem Freitag ihre Goldene Hochzeit und gleichzeitig den Geburtstag ihres jüngeren Sohnes Steffen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Hildegard und Ernst Reiser seit 50 Jahren verheiratet / Sie lieben die Fasnet und ihre Heimat

"Wir haben immer zusammengeschafft wie zwei Zahnräder, die zuverlässig ineinandergreifen". Hildegard und Ernst Reiser feiern am Freitag ihre Goldene Hochzeit und fragen sich dabei: "Wo ist nur die Zeit geblieben?"

VS-Nordstetten. Beim Tanz in Wolterdingen lernten sie sich kennen. Er ein 24-jähriger Jungbauer aus Nordstetten, sie 18 Jahre alt, aus Brigachtal und Einzelhandelslehrling im einstigen Modehaus "Torney" in der Niederen Straße in Villingen.

Hochzeit in St. Fidelis

Die Hochzeit war zwei Jahre nach der Verlobung in der Fideliskirche, gefeiert wurde im Nordstetter Hof, der seit Menschengedenken zum elterlichen Anwesen des Bräutigams gehört.

Seine Ahnenforschung reicht bis 1762 zurück, berichtet Ernst Reiser. Er selbst ist in zehnter Generation Landwirtschaftsmeister, wäre aber eigentlich lieber Schreiner oder Zimmermann geworden. Doch damals, erzählt er, habe der Vater noch diktiert, wo es langgehe und der älteste Sohn musste den Hof übernehmen. "Letzten Endes war das aber okay", sagt Ernst Reiser und blickt dankbar seine Hildegard an.

Seit 1969, nachdem er den Betrieb vom Vater übernommen hatte, stand sie ihm bei Ackerbau und Milchviehhaltung immer tatkräftig zur Seite. Als nach zwei Jahren der erste von zwei Söhnen zur Welt kam, "hat sie am Abend vor der Entbindung noch 40 Kühe gemolken", erinnert er sich voller Hochachtung.

"Das Schaffen gewöhnt"

"Ich war das Schaffen gewöhnt", relativiert Hildegard Reiser bescheiden. Sie stammt aus einer Zimmerei mit kleiner Landwirtschaft und besuchte nach der Hochzeit freiwillig eine Landwirtschaftsschule, um ihrem Mann eine noch bessere Hilfe sein zu können.

Seit 1980 im Gemeinderat

Als Ernst Reiser 1980 in den Gemeinderat gewählt wurde und darin bis heute für die Freien Wähler agiert, hielt sie ihm den Rücken frei. "Eine andere wäre weggelaufen", glaubt Ernst Reiser. Freizeit, freie Wochenenden oder gar Urlaub gab es nicht, wurden aber auch nicht vermisst. "Das sieht man daran, dass wir auch heute, wo wir es könnten, nicht verreisen", sagt Ernst Reiser. "Wir lieben die Region und unser eigenes Bett".

2002 übergaben Ernst und Hildegard den Betrieb – inzwischen Nebenerwerbslandwirtschaft ohne Vieh – an ihren ältesten Sohn Michael, einen gelernten Zimmermann. Ernst Reiser packt nach wie vor kräftig mit an, seine Frau kocht jeden Tag für drei Generationen.

Vier Enkelkinder gehören inzwischen zur Familie, das fünfte ist unterwegs. Trotz aller Arbeit haben die Reisers immer soziale Kontakte gepflegt und tun das bis heute. Er ist Stadtrat in seiner letzten Legislaturperiode, der darauf Wert legt, nach jeder Sitzung "gemeinsam noch ein Viertele zu trinken" und seit 1980 aktiver Wuescht, sie stand 28 Jahre lang mit den "Alte Jungfere" auf der Bühne.

Wenn samstags das Fernsehprogramm langweilig wird, "gehen wir beide oft um 11 Uhr noch ins Schlössle auf ein Bier", sagt Reiser, der zwar als "streitbarer Bauer" gilt, in seiner Ehe aber nie streitet, denn: "Beim Streit gibt’s nur Verlierer."